Nervus trigeminus

Nervus trigeminus
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Der Nervus trigeminus (lat., „Drillingsnerv“, kurz: Trigeminus) ist der fünfte Hirnnerv (kurz: V). Er führt sensible (→ Trigeminale Wahrnehmung) und motorische Fasern, mit denen er weite Teile des Kopfes erreicht. Seinen Namen verdankt er der Teilung in drei Hauptäste:

Entwicklungsgeschichtlich ist der Nervus mandibularis der Nerv des ersten Kiemenbogens.

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Ursprung im Gehirn

Dem Nervus trigeminus werden vier Hirnnervenkerne (Nuclei), drei sensible und ein motorischer, zugeordnet:

  • Nucleus mesencephalicus nervi trigemini,
  • Nucleus pontinus nervi trigemini (= Nucleus principialis nervi trigemini) und
  • Nucleus spinalis nervi trigemini liegen säulenartig untereinander im Hirnstamm.
  • Der Nucleus motorius nervi trigemini befindet sich im oberen Rhombencephalon.

Dem Nucleus mesencephalicus nervi trigemini werden propriozeptive Informationen (unbewusste Tiefensensibilität: Stellung und Spannung der Muskeln, Dehnung der Bänder und Kapsel des Kiefergelenkes, Dehnung des Zahnhalteapparates) zugeleitet. Im Gegensatz zu den anderen Trigeminuskernen ist er jedoch kein Terminationskern, sondern lediglich eine Ansammlung pseudounipolarer primärafferenter Neurone, die bezüglich der anderen Fasern des Trigeminus im Ganglion trigeminale (Ganglion Gasseri) liegen. Der Nucleus mesencephalicus ist somit ein Bestandteil des Ganglion trigeminale. Weiterhin nimmt er auch Afferenzen aus Nervus oculomotorius, Nervus trochlearis, Nervus abducens (für die Propriozeption der Augenbewegungen), Nervus facialis (für die Propriozeption der Gesichtsmuskulatur) und Nervus hypoglossus (für die Propriozeption der Zungenmuskulatur) auf. Von ihm aus werden die propriozeptiven Informationen nun unverschaltet an den Nucleus spinalis nervi trigemini und den Nucleus supratrigeminale weitergeleitet.

Der Nucleus principalis nervi trigemini (auch: Nucleus pontinus nervi trigemini) erhält epikritische Informationen (Druck, Berührung, Vibration, Zwei-Punkt-Diskrimination, bewusst(gemacht)e Tiefensensibilität: Stellung und Spannung der Muskeln, Dehnung der Bänder und Kapsel des Kiefergelenkes, Dehnung des Zahnhalteapparates). Der Nucleus principalis nervi trigemini projiziert über den Lemniscus trigeminalis zum Nucleus ventralis posteromedialis im Thalamus.

Dem Nucleus spinalis nervi trigemini werden protopathische Informationen (grober Druck, Schmerz, Temperatur, Jucken, 'Trigeminusriechen') zugeleitet.

Die drei sensiblen Hirnnervenkerne werden nicht nur von Fasern des Nervus trigeminus erreicht, sondern erhalten auch Zuflüsse anderer Hirnnerven, vor allem Nervus facialis, Nervus glossopharyngeus und Nervus vagus.

Der Nucleus motorius nervi trigemini entsendet motorische Fasern zu Muskeln (Kaumuskulatur, vorderer Bauch des Musculus digastricus und Musculus mylohyoideus vom Mundboden, Musculus tensor veli palatini, Musculus tensor tympani).

Nervenwurzeln

Der Nerv tritt am Pons an die Gehirnoberfläche. Bereits dort kann man zwei Wurzeln, die Radix sensoria und die Radix motoria differenzieren. Die sensiblen Fasern aus der Radix sensoria werden nach dem Ganglion trigeminale als Portio major nervi trigemini bezeichnet. Die motorischen Fasern aus der Radix motoria passieren das Ganglion trigeminale und schmiegen sich dem Nervus mandibularis an. Sie bilden die Portio minor nervi trigemini.

Die Portio major (Radix sensoria) enthält epikritische, protopathische sowie einige propriozeptive Fasern und ist damit also rein sensibel. Sie ist mit einem pseudounipolaren Ganglion, dem Ganglion trigeminale assoziiert. Dieses entspricht weitgehend den Ganglien der Spinalnerven, abgesehen davon, dass sich darin keine Nervenzellkörper von propriozeptiven Neuronen befinden. Diese liegen entwicklungsgeschichtlich bedingt im Hirnstamm und bilden den Nucleus mesencephalicus nervi trigemini.

Die Portio minor (Radix motoria) enthält motorische und propriozeptive Fasern. Sie ist damit gemischt. Von den propriozeptiven Fasern enthält sie vermutlich nur jene, die Informationen aus den von ihr versorgten Muskeln oder Sehnen leiten. Diese Fasern entstammen jedoch auch der Radix sensoria und können somit auch der Portio major zugezählt werden.

Die propriozeptiven Fasern weisen eine Besonderheit auf: Unabhängig davon, ob sie in Portio major oder Portio minor laufen, haben sie ihren Zellkörper nicht im Ganglion trigeminale, sondern direkt im Nucleus mesencephalicus nervi trigemini. Dieser entspricht in seiner Morphologie dann dem pseudounipolaren Ganglion. Er stellt damit eine Ausnahme dar, da alle anderen Hirnnervenkerne beziehungsweise Kerngebiete im Gehirn eine multipolare Struktur haben.

Die Portio major teilt sich in die drei großen Nerven auf: Nervus ophthalmicus (Augenast), Nervus maxillaris (Oberkieferast) und Nervus mandibularis (Unterkieferast). An den Nervus mandibularis legt sich zusätzlich die gesamte Portio minor an. Alle Nerven verlassen nun den Schädel. Der Nervus mandibularis zieht dabei durch das Foramen ovale. Der Nervus ophthalmicus und der Nervus maxillaris verlaufen zunächst zusammen mit dem Nervus oculomotorius, dem Nervus trochlearis, dem Nervus abducens und der Arteria carotis interna durch den Sinus cavernosus. Danach verlässt der Nervus ophthalmicus die mittlere Schädelgrube (Fossa cranii media) durch die Fissura orbitalis superior in Richtung Augenhöhle (Orbita). Der Nervus maxillaris zieht durch das Foramen rotundum.

Erkrankungen

Zur ärztlichen Statuserhebung gehört das Prüfen der Trigeminusdruckpunkte. Die drei Trigeminusdruckpunkte (links und rechts jeweils drei) befinden sich etwa auf einer vertikalen Linie im Gesicht über und unter der Augenhöhle und am Kinn. An diesen Stellen treten periphere Äste der drei großen Hauptäste aus dem Knochen aus (über dem Auge: Nervus supraorbitalis aus der Incisura supraorbitalis bzw. Foramen supraorbitale; unter dem Auge: Nervus infraorbitalis aus dem Foramen infraorbitale; am Kinn: Nervus mentalis aus dem Foramen mentale). Normalerweise sollten diese Druckstellen nicht schmerzhaft sein, dies prüft der Arzt bei der Untersuchung.

Als Ursache für einen Trigeminusdruckschmerz kommen Hirndruck (ICP), Hirnhautentzündung (Meningitis), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und eine Trigeminusneuralgie (siehe unten) in Frage. Weitere Erkrankungen des Trigeminus:

Läsion

Sensible Ausfallerscheinungen bei Trigeminusläsion, rechts im Bild zentrale Läsion (rot) entlang der Sölder-Linien, links periphere Läsion (blau), entsprechend V1, V2 und V3

Bei der Läsion des Nervus trigeminus unterscheidet man einen zentralen und peripheren Sensibilitätsausfall.

Wird der Nerv in seinen Ursprungskernen geschädigt (also zentral) so kommt es je nach Lokalisation in dem für die sensorischen Fasern wichtigsten Kern, dem Nucleus spinalis nervi trigemini, zu kreisförmigen Sensibilitätsausfällen vom perioralen Bereich ausgehend (sogenannte Sölder-Linien).

Eine periphere Läsion schädigt meistens einen Ast des Nervus trigeminus nach seinem Abgang aus dem Ganglion trigeminale und führt zu sensiblen Ausfällen in den jeweiligen Gesichtsbereichen, die sich aber von den Sensibilitätsbereichen der Kerne unterscheiden. Ist der Nervus mandibularis betroffen so ist außerdem die Portio minor – die motorischen Fasern – unterbrochen und das Kauen nicht mehr möglich. Schluckbeschwerden können durch die Schädigung der Äste für Musculus mylohyoideus und Musculus digastricus (Venter anterior) auftreten. Durch eine Läsion des Nerves ist außerdem der Kornealreflex nicht auslösbar. Ebenfalls können Varizellenviren in die Äste des Nervus opthalmicus eindringen und einen Zoster ophthalmicus (Gesichtsrose) hervorrufen.

Trigeminusneuralgie

Bei der Trigeminusneuralgie können heftigste Schmerzen im Trigeminusgebiet auftreten. Diese werden als mitunter stärkste bekannte Schmerzen beschrieben. Eine Behandlung ist jedoch möglich.

Trigeminusneurinom

Das Trigeminusneurinom ist ein Nervenscheidentumor des Trigeminus. Man unterscheidet drei Unterformen je nach Lokalisation in Bezug auf den Porus trigeminus (anatomisch vollständig infratentorieller Verlauf des Nerven von der hinteren Schädelgrube in die mittlere durch den Porus; nomenklatorisch jedoch Übergang von intra- nach supratentoriell).


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