Niklaus Brantschen

Niklaus Brantschen
Niklaus Brantschen SJ

Niklaus Brantschen (* 25. Oktober 1937 in Randa/Kanton Wallis) ist Schweizer Jesuit, Zen-Meister der White Plum Sangha-Linie und Gründer des Lassalle-Instituts innerhalb des Lassalle-Hauses in Bad Schönbrunn, Kanton Zug.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Niklaus Brantschen wuchs mit sechs Geschwistern in einer traditionell katholischen Familie auf; er ist ein geübter Bergsteiger.

22-jährig trat er in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat in Villars-sur-Glâne erhielt er 1964 das Lizentiat der Hochschule für Philosophie München. Im Rahmen eines Pädagogischen Praktikums arbeitete er 1964–67 als Erzieher im Jesuitenkolleg in Feldkirch/Österreich. Anschliessend drei Jahre Theologiestudium an der Universität in Fourvière/Lyon (Frankreich) und danach ein viertes Jahr an der Eberhard Karls Universität Tübingen u.a. bei den Professoren Eberhard Jüngel, Jürgen Moltmann, Walter Kasper, Hans Küng; Lizenziatsarbeit über Dietrich Bonhoeffer. 1970 Primizfeier in Randa. Ab 1973 Diplomstudium in Erwachsenenbildung in München, Assistent bei Meditationslehrer Klemens Tilmann, Meditationskurse bei Karlfried Graf Dürckheim.

Zen-Ausbildung

Ab 1976 regelmässige Lehraufenthalte und Zen-Studien in Kamakura/Japan bei Hugo Makibi Enomiya-Lassalle und Yamada Kôun Roshi. Dort Zusammentreffen u.a. mit Heinrich Dumoulin, Jerry Brown, Willigis Jäger, Johannes Kopp. 1988 wurde ihm die Lehrbefugnis in Zen von Yamada Roshi übertragen, 1999 erhielt er die Bestätigung zum Zen-Meister („inka shōmei“) von Glassman Roshi[1].

Aufgaben

Niklaus Brantschen war 1973–77 Direktionsassistent im Bildungshaus Bad Schönbrunn, anschliessend bis 1987 dessen Direktor. 1988–93 arbeitete er als Studentenseelsorger an den Hochschulen in Zürich, 1993 positionierte er das Bildungshaus neu als Zentrum für Spiritualität und soziales Bewusstsein und nannte es nun Lassalle-Haus. 1995 gründete er zusammen mit Pia Gyger das Lassalle-Institut für Zen - Ethik - Leadership das sie bis 2002 leiteten. Im Institut engagieren sich die beiden besonders für das Projekt Jerusalem – offene Stadt zum Erlernen des Friedens in der Welt, das sie regelmässig nach Jerusalem und an die UNO in New York führt.

Interreligiöser Dialog

Gemäss Niklaus Brantschen gibt es keine Alternative zum interreligiösen Dialog, wobei dieser Begriff nicht nur das Gespräch bezeichne, sondern auch die positiven, konstruktiven Beziehungen zwischen Personen und Gemeinschaften anderer Religionen zur gegenseitigen Bereicherung[2]. Heute religiös zu sein heisse interreligiös zu sein, nicht nur bilateral sondern multilateral[2].

Position zum Buddhismus

Niklaus Brantschen empfindet den Dialog mit dem Buddhismus als bereichernden, nicht geraden oder abgeschlossenen Weg zwischen Ost und West, der im Spannungsfeld zwischen echter Zen-Erfahrung und Christusnachfolge entsteht. Er sieht eine Ähnlichkeit (Parallelität des Rahmens) zwischen ignatianischen Exerzitien und Zen-Praxis, die bei ihm im Laufe der Jahre zu einer Synthese wurde[2].

In der Praxis des Zen sieht er einen Weg zum Abbau von Schranken zwischen Religionen, Nationen und Rassen – zum Werden der einen Menschheit[2].

Partnerschaft von Mann und Frau

Für Niklaus Brantschen ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit ein wichtiger Beitrag für einen notwendigen planetaren Bewusstseinswandel. Wirklich Neues entsteht nur, wenn Mann und Frau eine Kultur der Partnerschaft unter Gleichberechtigung pflegen. Für ihn ist die Menschheit wie ein Vogel mit den beiden Flügeln wie Mann und Frau. Wenn ein Flügel nicht gleich entwickelt ist, haben wir einen schrägen Vogel der nicht vom Fleck kommt.

Einsichten

Für Niklaus Brantschen ist charakteristisch, dass er seine Einsichten in prägnanten Sätzen zusammenfasst.

  • Nur wer selbstlos ist, ist wirklich glücklich.[2]
  • Wer an seinen spirituellen Erfahrungen hängt und sie konservieren will, zerstört sie und verbaut sich den Weg zu Neuen.[2]
  • Der Mensch ist nicht, was er „macht“; er ist nicht, was er „hat“; er ist nicht, was er „ist“; er ist, was er liebt.[2]
  • Ethik, die wir meinen, gründet im achtsamen Wahrnehmen von Leben in all seinen Formen, im klugen Urteilen und in entsprechendem, nachhaltigen Handeln zum Wohle aller. Das ist nicht möglich ohne eine umfassende Selbst- und Welterfahrung, ohne eine tiefere Sicht der Wirklichkeit[2]

Werke

  • Fasten-Gesundheitlich-Religiös-Sozial; Moser Lausanne, 1987, ISBN 3-907027-01-9
  • Barmherzigkeit aus der Stille: Zen und soziales Engagement; Ruben Habito (dt. Übers. und Bearb. Niklaus Brantschen), Kösel München, 1990, ISBN 3-466-20084-9
  • Fasten im Alltag: Anleitung und Ermutigung zum Fasten in der Gruppe; Paulus Freiburg, 1994, ISBN 3-7228-0180-X
  • Der Weg ist in Dir: Anregungen zur Meditation; Benziger Zürich, 1996, ISBN 3-545-20116-3
  • Du selbst bist die Welt: Spiritualität und sozial-politisches Engagement; Benziger Zürich, 1997, ISBN 3-545-20134-1
  • Nicht vom Brot allein: unterwegs für Gerechtigkeit und Frieden; Benziger Zürich, 1998, ISBN 3-545-20148-1
  • Auf den Weg des Zen: als Christ Buddhist; Kösel München, 2002, ISBN 3-466-36599-6
  • Weg der Stille: Orientierung in einer lärmigen Welt; Herder Freiburg, 2004, ISBN 3-451-05480-9
  • Vom Vorteil gut zu sein: mehr Tugend – weniger Moral; Kösel München, 2005, ISBN 3-466-36690-9
  • Riscoprire il digiuno, Queriniana Brcia; 2005, ISBN 88-399-1656-3
  • Por el camino del zen: como cristiano budista (Übers. Vicente Gamarra), Mensajero Bilbao; 2006, ISBN 84-271-2650-6
  • Fasten neu erleben: warum, wie, wozu?; Herder Freiburg; 2006, ISBN 3-451-05640-2
  • Das Viele und das Eine: für eine weltoffene Spiritualität; Kösel München, 2007, ISBN 3-466-36762-X
  • Erfüllter Augenblick: Orientierung für den Alltag; Patmos Düsseldorf, 2007, ISBN 3-491-71312-9

Tonträger

  • Vom Vorteil gut zu sein: mehr Tugend - weniger Moral, Kösel audio 2007, ISBN 3-466-45811-0

Einzelnachweise

  1. engl. Wikipedia [1]
  2. a b c d e f g h Buch: Auf dem Weg des Zen: Als Christ Buddhist (Autobiografie), Kösel 2002, ISBN 3-466-36599-6 S. 14, 174, 25, 140, 195, 88/89, 205

Weblinks


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