Notleidende Kredite

Notleidende Kredite

Notleidende Kredite (auch Non-performing Loans, Problemkredite oder umgangssprachlich "Faule Kredite") sind Kredite, bei denen der Schuldner mit der Erfüllung seiner Pflichten bereits in Verzug geraten ist, beziehungsweise die Bank auf Grund der Kreditnehmerbonität Zugeständnisse gemacht hat oder die unter strategischen Aspekten kein attraktives Rendite-/Risikoprofil aufweisen.

Notleidende Kredite müssen von der Bank zu Lasten ihres Ertrages wertbereinigt werden. Um den Verlust aus dem Kreditengagement möglichst gering zu halten, hat die Bank bei der Behandlung notleidender Kredite folgende Handlungsmöglichkeiten:


Inhaltsverzeichnis

Verkauf von notleidenden Krediten

Immer mehr deutsche Kreditinstitute trennen sich von ihren notleidenden Kreditengagements. Dabei verkauft die Bank (Gläubiger, Darlehensgeber) ganze Darlehensverhältnisse oder einzelne Forderungen aus dem Darlehensvertrag (z.B.: Ansprüche auf Zinsen oder Tilgung der Darlehensvaluta).

Mit dem Verkauf der Kreditforderungen und den hierfür gewährten Sicherheiten (Grundschulden und Personalsicherheiten) entledigen sich die Kreditinstitute ungewünschter (Ex-)Kunden. Die Käufer (Versicherungen, Inkassobüros, Hedge-Fonds oder andere Kreditinstitute) kaufen die Forderungen nebst Sicherheiten zu einem Teil des Nominalwerts auf und verwerten die Kredite.

Rechtlich bestehen folgende Möglichkeiten eine Übertragung von Krediten (bzw. Kreditrisiken) vorzunehmen:

  • Abtretung nur der Forderungen aus dem jeweiligen Kreditverhältnis. Der Bundesgerichtshof hat im Februar 2007 entschieden, dass das vertragliche Bankgeheimnis der Wirksamkeit einer Abtretung von Kreditforderungen nicht entgegensteht (AZ: XI ZR 195/05).
  • Übernahme des Vertrags (Gläubigerwechsel, nur mit Zustimmung des Darlehennehmers)
  • Synthetische Transaktionen (bei denen nur das Risiko getauscht wird, die Sachbearbeitung beim alten Institut verbleibt)

Keine Übertragung des Kreditrisikos, wohl aber eine Übertragung der Sachbearbeitung der Abwicklung stellt der Einsatz von Inkassobüros zur Forderungsrealisierung dar.


Der Markt für den Verkauf notleidender Kredite in Deutschland[1]

Der Markt für notleidende Kredite in Deutschland beträgt rund 160 Milliarden Euro. Tatsächlich gehandelt wird jedoch nur ein Bruchteil dieses Volumens. Der Nominalwert der gehandelten notleidenden Kredite entwickelte sich wie folgt:

Jahr Volumen
2003 3 Milliarden Euro
2004 12 Milliarden Euro
2005 20 Milliarden Euro (geschätzt)

Die Renditen für notleidender Kredite liegen derzeit bei rund sieben bis acht Prozent.

Die hohen Transaktionskosten führen zu Mindestgröße der gehandelten Kredite bzw. Portfolios, die derzeit rund 50 Millionen Euro (Nominalwert) für einzelne Kredite und 500 Millionen Euro für Portfolioverkäufe ausmachen.


Der Markt für den Verkauf notleidender Kredite weltweit [2]

Führend im Handel von notleidenden Krediten sind die USA. Dort besteht ein umfangreicher Markt für standardisierte notleidende Kredite. Historisch entstanden ist dieser Markt im Rahmen der Krise der Savings&Loans-Banken in den USA von 1986 bis 1993. Die Abwicklung der notleidenden Kredite der mehr als 1600 betroffenen Banken und Sparkassen führte zur Schaffung eines Sekundärmarktes für Bankkredite.

Seit den 90er Jahren besteht ein derartiger Sekundärmarkt für Kredite auch in Asien. Insbesondere die Bereinigung der aus der Immobilienblase in Japan in den 80er Jahren sowie der Problemkredite aus der Asienkrise in den 90ern wurde teilweise über den Verkauf notleidender Kredite gelöst.

In Italien entstand Ende der 90er Jahre der erste größere kontinentaleuropäische Sekundärmarkt.


Siehe auch


Quellen

  1. Studie „The German Bad Loan Market“ von Mercer Oliver Wyman und der Kroll Corporate Advisory & Restructuring Group
  2. "Das Geschäft mit Non-Performing Loans" Vortrag bei der Schmalenbach-Gesellschaft, München, 21. Oktober 2005 Online-Version
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