Paradeisos

Paradeisos

Das Wort Paradeisos (griechisch παράδεισος „Tiergarten“, „Park“; Lateinisch: paradisus; hebräisch: pardes) wurde von den Griechen aus dem avestischen pairi.daêza-, wörtlich „umgrenzter Bereich“ übernommen.

Schon bei den assyrischen Königen war eine der vorrangigen Aufgaben die Sicherung von Wohlstand und Fruchtbarkeit, was auch immer wieder inschriftlich überliefert ist. Seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. wurden in den Palastgärten Bäume und Sträucher angepflanzt sowie Tiere gehalten, die nicht heimisch waren. Es war zugleich ein sichtbarer Beweis der Herrscherpflicht der Sicherung der angesprochenen Pflichten, Naherholungsraum sowie schlicht dem Interesse an Exotik und Hortikultur geschuldet. Indem Flora und Fauna aus dem ganzen assyrischen Reich präsentiert wurde, waren solche Paradeisos Abbild des ganzen Reiches. Von Sanherib ist heute bekannt, dass er sich mehrere Gartenanlagen in Ninive erbauen ließ. Doch ließ er nicht nur kultivierte Gärten anlegen, sondern am Tigris auch einen möglicherweise abgeschlossenen Wildpark erhalten. Dort fanden wahrscheinlich zeremonielle Jagden statt, die beispielsweise auf Reliefs des Assurbanipals abgebildet wurden.

Bei den Achämeniden setzte sich diese Entwicklung in beide Richtungen, zum einen zum Ziergarten, zum anderen zum Wildpark, fort. Aus dem persischen stammt auch der Begriff pairidaeza, was Umwallung, runde Umzäunung, das Umzäunte bedeutet. Bei den Griechen war Paradeisos ausschließlich als Fremdwort bekannt und bezeichnete zunächst eben jene orientalischen, besonders die persischen, mit einem Wall umgebenen Park. Mit der Zeit wurde der Begriff nur noch auf „Gottesgärten“ angewandt, die anders als profane Garten- und Parkanlagen einen religiösen Bezug hatten (Paradiesgarten), aber auch in Kontext christlicher Baukunst für die Vorhallen am Eingang von Kirchen, den Narthex.

Paradeisos wurde auch zu einem Bestandteil der religiösen Sprache. Im Neuen Testament kommt der Begriff anders als im Alten Testament nur selten vor. Vom Paradeisos leitet sich der Ausdruck ‚Paradies‘ für den Garten Eden ab.

Literatur

  • Bernard Andreae: „Am Birnbaum“ – Gärten und Parks im antiken Rom, in den Vesuvstädten und in Ostia. Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 66. von Zabern, Mainz 1996, ISBN 3-8053-1854-5
  • Leigh-Ann Bedal: The Petra Pool-Complex. A Hellenistic Paradeisos in the Nabataean capital. 2. Aufl. Gorgias Press, Piscataway, NJ 2004, ISBN 1-59333-120-7
  • W. Fauth: Der königliche Gärtner und Jäger im Paradeisos. In: Persica 8 (1979), S. 1–53
  • Hannes D. Galter und Lutz Käppel: Paradeisos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 306–306.
  • Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02294-3. S. 189f

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