Pat Robertson

Pat Robertson

Marion Gordon „Pat“ Robertson (* 22. März 1930 in Lexington, Virginia) ist ein einflussreicher konservativer Fernsehprediger in den Vereinigten Staaten und Gründer der fundamentalistischen Christian Coalition of America sowie der Regent University, deren Präsident Robertson ist.[1] Seine Familie gehört zu den ersten europäischen Einwanderern in Amerika, einer seiner Vorfahren beteiligte sich an der Bostoner Tea Party.[2]

Inhaltsverzeichnis

Aktivitäten

Religiöse Aktivitäten

Robertson ist Moderator der US-Fernsehsendung The 700 Club, die von vielen säkularen und religiösen Kanälen ausgestrahlt wird. Seine Ansichten sind sehr umstritten, besonders seine Forderungen nach Aufhebung der Grenze zwischen Kirche und Staat (siehe auch Säkularismus), aber auch seine Ablehnung von Homosexualität und Feminismus. Zuletzt sorgte seine Äußerung für Aufsehen, die Erdbeben in Haiti könnten die Konsequenz eines zurückliegenden Paktes mit dem Teufel sein. Er ist ordinierter Geistlicher der Southern Baptists, sympathisiert aber auch mit theologischen Auffassungen der Pfingstbewegung.

Politische Aktivitäten

Robertson ist ebenfalls Gründer und Präsident des American Center for Law and Justice, einer Anwaltskanzlei und Lobby-Gruppe, die die Rechte religiöser US-Amerikaner verteidigt und die Ansicht vertritt, die Trennung von Staat und Kirche könne durch die individuelle Entscheidung des Einzelnen zum Glauben wieder aufgehoben werden. Sie setzt sich in Gerichtsverhandlungen immer wieder gegen ein Recht auf Abtreibung und für das traditionelle Familienbild ein.

1988 bewarb sich Robertson in der Republikanischen Partei um die Kandidatur für das Amt des US-amerikanischen Präsidenten, die schließlich George Bush erlangte.

Robertson gilt als aktiver Zionist, der sich in der Öffentlichkeit für die Interessen Israels einsetzt. Für seine Aktivitäten wurde ihm von der Zionist Organization of America die Friends of the State of Israel- Auszeichnung verliehen.

Geschäftliche Aktivitäten

Das im Jahre 1960 von ihm gegründete Christian Broadcasting Network sendet heute in 180 Ländern und 71 Sprachen.

Im Jahr 1999 wurden Pläne für ein Joint Venture zwischen Robertson und der Bank of Scotland entworfen, welche eine Expansion der Bank auf den amerikanischen Markt vorbereiten sollte. Die Bank musste sich allerdings von Robertson distanzieren, nachdem dieser Schottland öffentlich als „dunkles Land“ bezeichnet hatte, „welches von Schwulen überrannt ist“ und zu Gebeten gegen die drohende Macht der Homosexuellen aufrief.[3]

Über seine 1998 gegründete Firma Freedom Gold Ltd. stand Robertson in engem Geschäftskontakt mit Charles Taylor, der ebenfalls 10% Anteile an der Freedom Gold hielt. Robertson sicherte sich Abbaurechte für Rohstoffe in Liberia, mittels derer Taylor seinen Krieg in Liberia und Sierra Leone finanzieren konnte.[4]

Ansichten

Robertson vertritt u. a. die Ansicht, dass Gebete physische Wirkung (etwa gegen Naturkatastrophen) entfalten können. Er greift Linke, Homosexuelle, Muslime und Feministinnen scharf an: Feminismus bezeichnete er als sozialistische, anti-familiäre Bewegung, die Frauen dazu veranlasse, ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder zu töten, Hexerei zu praktizieren, den Kapitalismus zu zerstören und lesbisch zu werden. Damit vertritt er ähnliche Ansichten wie Jerry Falwell. Die Terroranschläge am 11. September 2001 bezeichnete er kurz darauf als Folge von Abtreibung, Homosexualität und Gottlosigkeit in der Bevölkerung, relativierte diese Aussage später allerdings nach Protesten. Dennoch bezeichnete er den Hurrikan Katrina auch als Strafe Gottes.[5]

In Folge des schweren Erdbebens von Haiti 2010 machte er die Bevölkerung Haitis verantwortlich für das Beben. Seiner Ansicht nach habe Haiti "vor langer Zeit" (a long time ago, gemeint ist das ausgehende 18. Jahrhundert) "einen Pakt mit dem Teufel geschlossen" (swore a pact to the devil), um sich der französischen Kolonialherrschaft zu entledigen, und sei daher seitdem (but ever since) verflucht (cursed).[6][7] Robertson wurde daraufhin mangelhafte Kenntnis der historischen Tatsachen attestiert, da sich die Haitianer gegen "Napoleon III." aufgelehnt haben sollten. Napoleon III. erlangte die politische Macht 1848, wogegen die Haitianer 1804 ihre Unabhängigkeit erlangten.[8]

Er soll über Gelder zwischen 200 Millionen und einer Milliarde Dollar verfügen. Im August 2005 brachte Robertson in seiner Talkshow „The 700 Club“ seinen Wunsch nach der Ermordung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez ins Gespräch,[9] was zu diplomatischen Konflikten und starken Protesten führte.

Pat Robertson unterstützte die beiden Diktatoren in Guatemala und Liberia, Efrain Ríos Montt und Charles Taylor, die selbst evangelikalen Kirchen in ihren Ländern angehören. Als letzterer von den Vereinigten Staaten gestürzt wurde, kritisierte Robertson Präsident Bush stark und behauptete, dass der Islam in Liberia die Macht an sich reißen würde.

Antisemitismus

1991 verfasste er ein verschwörungstheoretisches Buch mit dem Titel The New World Order (Die Neue Weltordnung). Hierin vertritt er u. a. die These, dass die europäische, angeblich demokratiefeindliche Hochfinanz mit Hilfe der Weltbank und einer geplanten Weltwährung vorhabe, sich den Reichtum des US-amerikanischen Volkes anzueignen. Zu diesem Zweck hätten sie sowohl 1865 den Mord an Abraham Lincoln inszeniert, da dieser angeblich vorgehabt habe, den US-Dollar zu einer zinsfreien Währung umzugestalten, als auch 1912 Woodrow Wilson ins Weiße Haus gebracht, damit dieser dann die Einführung der Einkommensteuer und eines Zentralbankrats durchsetzte. Außerdem würden die USA bedroht von einer antichristlichen und obendrein sozialistischen Koalition aus Illuminaten, Freimaurern sowie New-Age-Anhängern. Diese strebe

„eine Weltregierung, eine Weltarmee, eine Weltwirtschaft unter einer britischen Finanzoligarchie und einen Weltdiktator, dem ein Rat von zwölf Getreuen zur Seite steht, an.“

Dabei zitierte Robertson aus einschlägig bekannter antisemitischer Literatur. Viele der Banker, die Robertson in seine Verschwörungstheorie einbezieht sind Juden. Er stellt auch eine Verbindung zwischen Judentum und Kommunismus her. Der Kommunismus sei das "geistige Kind" jüdischer Intellektueller und die russische Revolution wurde von jüdischen Bankern finanziert.

In seinem Buch The New Millennium „warnte“ er, dass die USA im UN-Sicherheitsrat gegen Israel stimmen könnten, wenn die amerikanischen Juden weiterhin Abtreibung, Pornographie und die Verdrängung des Christentums unterstützten würden.

Außerdem glaubt Robertson, dass Juden, die sich nicht zum Christentum bekehren, nach dem Tod zur Hölle fahren. Er unterhält enge Beziehungen zur Organisation Jews for Jesus, die als antisemitisch kritisiert wird.

Als Gottesstrafe für die Räumung des Gaza-Streifens sah er im Januar 2006 den Schlaganfall des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon an, da dieser „Gottes Land“ zerteilt hätte („he divided God's Land“). Auch die Ermordung Jitzchak Rabins sah Robertson als göttliche Strafe an.

Zitate

There is no such thing as separation of church and state in the Constitution. It is a lie of the Left and we are not going to take it anymore. (Es gibt keine Trennung von Staat und Kirche in der Verfassung. Das ist eine Lüge der Linken, die wir nicht mehr hinnehmen werden.)

Wir haben ausufernden Säkularismus und Okkultes im Fernsehen gestattet. Wir haben erlaubt, dass 35-40 Millionen Babys in unserer Gesellschaft geschlachtet wurden. Wir haben ein (oberstes) Gericht, das Gott mit dem Finger ins Auge sticht und sagt, „Wir werden dich mit Gesetzen aus der Schule vertreiben, wir werden deine Gebote von den Treppenaufgängen der Gerichtshöfe entfernen, wir werden kleinen Kindern nicht erlauben, die Gebote Gottes zu lesen, wir werden ihnen nicht erlauben, die Bibel zu lesen -- Kein Gebet in der Schule“. Und dann fragen wir „Warum geschieht das?“. Nun, der Grund, warum es geschieht, ist, dass Gott der Allmächtige seinen Schutz von uns nimmt. (Die kontroverse Äußerung Robertsons in Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001)

You know, I don't know about this doctrine of assassination, but if he thinks we're trying to assassinate him, I think that we really ought to go ahead and do it. It's a whole lot cheaper than starting a war ... and I don't think any oil shipments will stop. (Ich weiß nicht, was ich von dieser Attentatstheorie halten soll, aber wenn er glaubt, dass wir versuchen ihn zu ermorden, dann sollten wir es wahrscheinlich wirklich tun. Es ist sehr viel billiger, als einen Krieg beginnen ... und Ich glaube nicht, dass deswegen die Öllieferungen gestoppt werden würden.) – Kommentar zu dem venezolanischen Präsident Hugo Chavez in Robertsons eigener TV-Show „The 700 Club“ am Montag, dem 22. August 2005.[10]

Der Mann tat, was Schwule nun mal tun. – Zum Skandal um Mark Foleys schlüpfrige E-Mails.[11]

Siehe auch

Quellen

  1. Regent University:Pat Robertson
  2. Trimondi, Victor und Victoria: Krieg der Religionen, 2006, S. 42
  3. BBC News, Bank drops evangelist
  4. Washington Post, Pat Robertson's Gold
  5. Religious conservatives claim Katrina was God's omen, punishment for the United States Media Matters for America, 13. September 2005, abgerufen 16. Januar 2010
  6. US evangelist says quake-hit Haiti made 'devil' pact. Foxnews.com (13. Januar 2009). Abgerufen am 13. Januar 2010.
  7. Voodoo-Erklärung für Erdbeben. Telepolis-Artikel vom 14. Januar 2010
  8. Pat Robertson's Racist Blaming of Haitian Victims and the Televangelist Misuse of History. Artikel von Juan Cole, Präsident des Global Americana Institute, 13. Januar 2010. (engl.)
  9. Robertson called for the assassination of Venezuela's president Media Matters for America, 22. August 2005, abgerufen 16. Januar 2010
  10. TV host urges US to kill Chavez BBC News, 23. August 2005
  11. Stimmenfang mit Schwulenhatz Der Spiegel, 10. Oktober 2006

Weblinks

 Wikiquote: Pat Robertson – Zitate (Englisch)

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