Pay to play

Pay to play

Die Bezeichnung Payola setzt sich zusammen aus den Worten pay (engl.: bezahlen) und Victrola und steht für den Vorgang des “pay for play” (engl.: „bezahlen für das Spielen“). Dieser Vorgang beschreibt die Bestechung von Disc-Jockeys und Programm-Redakteuren von Rundfunk- und Fernsehsendern durch eine Plattenfirma, die so das häufige Spielen eines bestimmten Liedes durchsetzt. Auf diese Weise lässt sich die Popularität eines Liedes ankurbeln und damit der Umfang der Tonträgerverkäufe steigern. In Ländern, in denen die Charts nicht allein durch die Verkaufszahlen erhoben werden, sondern der Einsatz eines Liedes bei Rundfunk- oder Fernsehsendern in die Charts mit einfließt, entsteht zudem ein Ping-Pong-Effekt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfang 1959 hielt der sogenannte Payola-Skandal die US-amerikanische Öffentlichkeit in Atem. Der Grund für die Affäre war die Einschätzung der großen Plattenfirmen, der Markt habe sich an ihnen vorbei entwickelt. Tatsächlich dominierten die kleinen Independent-Plattenfirmen, lizenziert durch die BMI, den Markt. Die Konkurrenz der ASCAP behauptete, die Dominanz der BMI sei lediglich aufgrund von Payola entstanden. Diese Behauptung war im Grunde nichts weiter als das Fortführen eines schon Mitte der 1950er Jahre begonnenen Konkurrenzkampfes, in dem die ASCAP immer wieder versuchte, ihre Monopolstellung aufrechtzuerhalten. Laut einem Artikel des Magazins Billboard war Payola im gesamten Musikbusiness seit den 1920er Jahren üblich und ein bekanntes Problem. Doch diesmal kam es zu einer Untersuchung der Federal Communications Commission von insgesamt 25 DJs und Redakteuren auf Bestechlichkeit. Zudem verlangte die Kommission von 5300 Radio- und TV-Stationen detaillierte Angaben über Sendeverhalten und die damit verbundenen Leistungen unter Eid. Damit brach eine Welle der Hysterie los. Es kam zu Denunziationen, DJs wurden anonym bedroht, Radio- und TV-Stationen überwachten ihre Mitarbeiter oder unterzogen sie einem Test mit dem Lügendetektor. In der Öffentlichkeit förderten die Medien den Eindruck, Payola gebe es nur im Zusammenhang mit dem Rock'n'Roll, oder sei gar erst durch diesen entstanden. Die Einstellung des überwiegenden Teils der Bevölkerung, der Rock'n'Roll verderbe und gefährde die Jugend, wurde mit der Assoziation zu kriminellen Machenschaften noch angefeuert. Als Folge wurde im Radio und TV immer weniger Rock'n'Roll-Musik gespielt. Zum einen, um dem öffentlichen Druck nachzugeben, zum anderen um nicht den Unwillen einflussreicher Interessensgruppen auf sich zu ziehen, die im Rock'n'Roll eine Art „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ sahen. Die zwei bekanntesten DJs, die während des Payola-Skandals beobachtet wurden, waren Dick Clark und Alan Freed. Mit den Anklagen gegen sechs der überwachten DJs und deren Verurteilung 1962 verschwand Payola wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.

Im Jahr 2005 wurden wieder Bestechungsfälle bekannt. Die Plattenfirma Sony BMG soll mit Urlaubsreisen, Elektronikartikeln, Unterstützung für Hörerwettbewerbe und der Beteiligung an Betriebskosten New Yorker DJs bestochen haben. Im Rahmen eines Vergleichs zahlte Sony BMG im Juli 2005 zehn Millionen US-Dollar, um einen Prozess wegen Payola abzuwenden. Das Plattenlabel Warner Music Group zahlte kaum ein halbes Jahr später fünf Millionen US-Dollar und wendete mit dieser Strafschadensersatzzahlung ebenfalls ein Gerichtsverfahren ab[1]. Die Ermittlungen führte der damalige Generalstaatsanwalt und spätere Gouverneur von New York, Eliot Spitzer.

Das Office of the New York State Attorney General richtete mit der durch diese und andere Vergleiche zustande gekommenen Summe von insgesamt 19 Millionen US-Dollar unter der Amtszeit von Eliot Spitzer (seit 1. Januar 2007 Gouverneur von New York) einen Fonds bei der gemeinnützigen Organisation Rockefeller Philanthropy Advisors ein, die das Geld in Einzelschritten an insgesamt 218 Non-Profit-Organisationen im Bundesstaat New York auszahlte, um den öffentlichen Zugang zu und die Wertschätzung von zeitgenössischer Musik zu fördern[2].

Auch sonst soll es eine Art "Payola" immer wieder in Bezug auf Top-40-Radiostationen gegeben haben. Sogenannte "Independent Promoters" haben von den Plattenfirmen hohe Beträge erhalten, um bestimmte Singles bei diesen Hitradios vorzustellen und sie dort ins Programm zu bringen. Dabei gab es auch hier immer Anlass zur Annahme, dass auch hier Gelder geflossen seien und fließen.

Einzelbelege

  1. Heise News: Warner Music will Radiosender nicht mehr bestechen, veröffentlicht am 23.11.2005, abgerufen am 14.02.2007
  2. Rockefeller Philanthropy Advisors: "$19 Million in Music Grants Awarded by Fund Created by “Payola” Settlement", 19. Dezember 2006

Literatur

  • Arnold Shaw: Die Story Des Rock'n'Roll, Rowohlt Verlag, Reinbek 1978, ISBN 3-85445-091-5
  • Frederic Dannen: Hit Men, Vintage Books, ISBN 0-679-73061-3

Siehe auch

Weblinks


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