Petasites hybridus

Petasites hybridus
Gewöhnliche Pestwurz
Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus)

Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Senecioneae
Gattung: Pestwurz (Petasites)
Art: Gewöhnliche Pestwurz
Wissenschaftlicher Name
Petasites hybridus
(L.) Gaertn.
Blüten der Gewöhnlichen Pestwurz (Petasites hybridus)

Die Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus, Syn. Petasites officinalis), auch Bach-Pestwurz oder Rote Pestwurz genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 120 Zentimeter. Das Rhizom ist zirka 4 cm dick, bräunlich und an den Gliedenden verdickt. Die rundlichen Laubblattspreiten können bis 60 cm im Durchmesser erreichen. Die Unterseite der Blätter ist grauwollig, später verkahlend.

Die Blütenstände erscheinen zwischen März und Mai noch vor den Grundblättern. Der zusammengesetzte, traubige Blütenstand besitzt zahlreiche, dicht stehende rötlich-weiße bis rot-violette Blütenköpfe (Teilblütenstände). Die männlichen Blütenköpfe werden etwa 7 bis 12 mm lang und sind etwa doppelt so groß wie die weiblichen.

Vorkommen

Die Art bevorzugt sickernasse oder zeitweise überflutete, nährstoffreiche Böden und ist daher oft an Bach- und Flussufern zu finden. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa nördlich bis Schottland, Nordwestdeutschland.

Biologie

Die Gewöhnliche Pestwurz ist als Schwemmlandbefestiger von Bedeutung. Für eine optimale Entwicklung ist eine gewisse Luftfeuchtigkeit erforderlich. Sie gehört zu den ersten Frühjahrsblühern und wird von Bienen bestäubt. Die zylindrischen, behaarten Früchte werden durch den Wind verbreitet.

Historische Verwendung

Griechen und Römer schätzten die Pestwurz im 1. Jahrhundert gegen bösartige Geschwüre ebenso wie die Menschen im Mittelalter, die sie gegen die Pest einsetzten. In der Volksmedizin werden verschiedene Zubereitungen der Pflanze auch als schleimlösende Hustenmittel und als Kühlmittel bei Insektenstichen eingesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde erstmals die spasmolytische und analgetische Wirkung erkannt und die Pflanze bzw. deren Zubereitungen wurden für die medizinische Anwendung neu entdeckt.

Moderne Verwendung

Pestwurzpflanzen in der Wutachschlucht

Heute werden Pestwurzextrakte in verschiedenen Phytopharmaka eingesetzt, wobei die spasmolytische Wirkung auf die glatte Muskulatur im Vordergrund steht. Dazu werden bevorzugt Extrakte aus dem Rhizom verwendet. Indiziert sind sie z. B. bei Spasmen des Gastrointestinaltrakts und krampfartigen Beschwerden im Bereich der ableitenden Harnwege. Daneben werden Pestwurz-Zubereitungen z. B. bei der Migräneprophylaxe eingesetzt. Eine mögliche Wirksamkeit bei primärer Dysmenorrhoe oder eine verbesserte Ventilation bei Asthma bronchiale wurde ebenfalls festgestellt. Ein standardisierter CO2-Extrakt (Ze 339) aus den Blättern wird als Antiallergikum eingesetzt; durch wissenschaftliche Studien wurde seine Wirksamkeit belegt.

Seit den 60er Jahren ist bekannt, dass Petasites hybridus in zwei Chemovarietäten existiert. Die eine (Furanopetasin-Varietät) enthält sogenannte Furanoeremophilane und Eremophilanlactone, die in den Pflanzen des anderen Typs nicht zu finden sind. Diese andere (Petasin-)Varietät enthält zum Beispiel Petasin, Neopetasin und Isopetasin. Letzteres entsteht möglicherweise erst bei der Lagerung. Auch scheint eine Mischvarietät zu existieren, die Petasine und Furanopetasine enthält.

Strukturformel von Petasin

Die als Pyrrolizidinalkaloide (PA) bezeichneten Inhaltsstoffe sind Esteralkaloide, deren Gründgerüst das Necin darstellt. Als toxisch gelten Substanzen, wenn im Necingerüst zwischen Position 1 und 2 eine Doppelbindung vorliegt. In der Leber werden diese Substanzen zu Pyrrolen umgewandelt, die an DNA und RNA binden können und somit Proteinsynthese und Zellteilung beeinträchtigen. Dadurch kommt es zu Stoffwechselstörungen und Lebergewebeschäden. Pyrrolizidinalkaloide werden aus Extrakten zur Herstellung von Phytopharmaka entfernt.

Literatur

  • B. Meier, M. Meier-Liebi: Monografie Petasites in Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage. Springer Verlag, 1995
  • K. Bucher: Über ein antispastisches Prinzip in Petasites officinalis Moench. Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology 213, 1951, S. 69–71, doi:10.1007/BF02432740, ISSN 0028-1298
  • M. Neuenschwander, A. Neuenschwander, E. Steinegger: Struktur der Sesquiterpene von Petasites hybridus: Neopetasol-Abkömmlinge. Helvetica Chimica Acta 62, 1979, S. 627–634, ISSN 0018-019X
  • B. Meier, A. Hasler: Handelsdroge und Petasingehalt in Die Pestwurz – Stand der Forschung. Zeitschrift für Phytotherapie 15, 1994, S. 268–284, ISSN 0722-348X
  • O. Thomet: Wirksamkeit des Pestwurz-Extraktes Ze 339 bei allergischer Rhinitis. phytotherapie 3, 2002, S. 10–13

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Petasites hybridus — es una planta herbacea perenne de la familia de las Asteraceae, nativa de Europa y del norte de Asia. Las flores de un color rosa pálido, se producen a principios de primavera, antes que aparezcan las hojas, encontrandose en una inflorescencia en …   Enciclopedia Universal

  • Petasites hybridus —   Petasites hybridus …   Wikipedia Español

  • Petasites hybridus — Grand pétasite Grand pétasite …   Wikipédia en Français

  • Petasites hybridus — plačialapis šaukštis statusas T sritis vardynas apibrėžtis Astrinių šeimos vaistinis augalas (Petasites hybridus), paplitęs pietų Europoje ir pietvakarių Azijoje. atitikmenys: lot. Petasites hybridus šaltinis Valstybinės lietuvių kalbos komisijos …   Lithuanian dictionary (lietuvių žodynas)

  • Petasites hybridus — ID 61750 Symbol Key PEHY Common Name pestilence wort Family Asteraceae Category Dicot Division Magnoliophyta US Nativity Introduced to U.S. US/NA Plant Yes State Distribution CT, DE, IL, MA, MI, NJ, NY, OH, PA, WA, WV Growth Habit Forb/herb …   USDA Plant Characteristics

  • Petasites hybridus — noun small Eurasian herb having broad leaves and lilac pink rayless flowers; found in moist areas • Syn: ↑butterbur, ↑bog rhubarb, ↑Petasites vulgaris • Hypernyms: ↑herb, ↑herbaceous plant • Member Holonyms: ↑ …   Useful english dictionary

  • Petasites hybridus — …   Википедия

  • Petasites hybridus (L.) G. Gaertn., B. Mey. & Scherb. — Symbol PEHY Common Name pestilence wort Botanical Family Asteraceae …   Scientific plant list

  • Petasites hybridus (L.) G. Gaertn., B. Mey. & Scherb. — Symbol PEHY Common Name pestilence wort Botanical Family Asteraceae …   Scientific plant list

  • Petasites — Saltar a navegación, búsqueda ? Género Petasites Petasites hybridus Clasificación científica …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”