Pfeilkresse

Pfeilkresse
Pfeilkresse, Türkenkresse
Pfeilkresse (Lepidium draba)

Pfeilkresse (Lepidium draba)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Gattung: Kressen (Lepidium)
Art: Pfeilkresse, Türkenkresse
Wissenschaftlicher Name
Lepidium draba
L.

Die Pfeilkresse (Lepidium draba), auch Herzkresse oder Türkische Kresse genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kressen (Lepidium) in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Pfeilkresse wächst als ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60 cm. Sie besitzt eine Pfahlwurzel und ein ausgedehntes, weit verzweigtes System von Rhizomen, die an den Knoten Knospen entwickeln, aus denen zahlreiche herdenbildende Luftsprosse treiben. Die Stängel sind meist aufrecht, kräftig, am Grund mehr oder weniger dicht und anliegend grauhaarig, oberwärts kahl und im Blütenstandsbereich verzweigt.

Die Grundblätter sind kurz gestielt, 1,5 bis 10 cm lang sowie 1 bis 4 cm breit, verkehrt-eiförmig, spatelig oder eiförmig, buchtig gelappt, [1] unregelmäßig gezähnt bis ganzrandig und ebenfalls mehr oder weniger dicht grauhaarig. Sie sind zur Blütezeit meist vertrocknet. [1] Die wechselständigen Stängelblätter sind zahlreich, wechselständig, sitzend, stängelumfassend mit herz- oder pfeilförmigem Grund, 1 bis 9 ( bis 15) cm lang sowie 0,5 bis 2 (bis 5) cm breit und behaart oder kahl. Sie besitzen eine lineal-längliche, lanzettliche, eiförmige oder verkehrt-eiförmige Form. [2]

Oberster Bereich des Blütenstandes mit relativ lang gestielten, vierzähligen Blüten.

Generative Merkmale

Der schirmtraubige Blütenstand bildet einen mehr oder weniger kompakten, auf der Oberseite abgeflachten Schirm. Die zwittrigen, vierzähligen Blüten sind wohlriechend. Die vier Kelchblätter sind länglich, 1,5 bis 2,5 mm lang, kahl und haben eine weißen Rand. Die vier Kronblätter sind weiß, 2 bis 4 mm lang, verkehrt-eiförmig und haben einen 1 bis 1,7 mm langen Nagel [1]. Die sechs Staubblätter haben vier seitständige und zwei mittelständige Nektardrüsen. Der Griffel hat eine Länge von 0,8 bis 1,6 mm und bleibt an der Frucht erhalten. [1]

Die 2,5 bis 3,5 mm langen und 3 bis 5 mm breiten Früchte öffnen sich bei Reife nicht. Sie sind abgeflacht, herzförmig bis fast nierenförmig, an der Spitze stumpf oder spitzlich und ohne Ausrandung [1], am Rand ungeflügelt. Die Klappen sind dünn, netznervig [1], glatt und kahl. Jedes Fruchtfach enthält meist nur einen Samen. Die rotbraunen Samen sind mit einer Länge von 1,5 bis 2 mm eiförmig. [2]

Chromosomenzahl

Lepidium draba ist meist oktoploid mit 2n = 64 (selten 62) Chromosomen, seltener tetraploid mit 2n = 32 Chromosomen. [2]

Ökologie

Die Pfeilkresse ist ein ausdauernder Hemikryptophyt und Wurzelknospengeophyt. Sie ist ein Wurzelkriechpionier und ein Tiefwurzler.[3]

Ihre Blüten sind unscheinbare, weiße, vorweibliche „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen; aber auch Selbstbestäubung findet statt, indem sich die Staubblätter vor dem Aufblühen zur Narbe hin krümmen. Blütezeit ist von Mai bis Juli.[3]

Die Früchte sind zweisamige Schötchen, die bei der Reife nicht aufspringen, sonder zerfallen. Sie breiten sich als Körnchenflieger durch den Wind aus. Die starke Ausbreitung entlang von Bahngleisen soll darauf zurückzuführen sein, dass die Früchte vom Luftzug der Züge mitgerissen werden. Allerdings ist der Samenansatz meist sehr gering. Die Samen sind Lichtkeimer.[3]

Vegetative Vermehrung erfolgt reichlich durch Wurzelsprosse. Daher stehen die Pflanzen oft in großen Herden zusammen. Unter günstigen Bedingungen können die Bestände pro Jahr einen Zuwachs von über 3 Quadratmetern erreichen. Die vegetative Ausbreitung wird auch stark durch den Menschen gefördert, indem er Spross- und Wurzelstücke verschleppt.[3]

Vorkommen

Als ursprüngliche Heimat der Pfeilkresse werden das Mittelmeergebiet, das südliche Osteuropa, Vorderasien und Zentralasien angesehen. [4] Von dort aus ist die Pfeilkresse als invasiver Neophyt nach Mittel- und Westeuropa sowie nach Nordamerika (Kanada, USA, Mexiko), Südamerika (Argentinien, Chile), Süd-Asien (Nord-Indien, Saudi-Arabien), Südafrika, Australien und Neuseeland verschleppt worden. [2] Die Pfeilkresse wurde in Deutschland erstmals 1729 nachgewiesen [5], in England 1802 [6], in den USA 1862 [7], in Neuseeland 1904 [8]. In Mitteleuropa beschleunigte sich die Ausbreitung um 1830 und wurde durch den Aufbau des Eisenbahnnetzes gefördert. [5]

Die Pfeilkresse wächst an Wegrändern, auf Bahndämmen, in Hafenanlagen und auf Schutthalden, aber auch auf lehmigen Äckern und in Weinbergen. Sie bevorzugt sommerwarmes und niederschlagsarmes Klima und nährstoff- und basenreiche, meist humusarme Böden. Im pflanzensoziologischen System gilt sie in ihrem mitteleuropäischen Teilareal als Charakterart der Assoziation Cardario-Agropyretum im Verband Convolvulo-Agropyrion (Halbruderale Halbtrockenrasen), [9] kommt aber auch in der Verbänden Sisymbrion und Caucalidion und in der Ordnung Onopordetalia vor. [10]

Verwendung

Die Samen der Pfeilkresse schmecken wegen der Senföle scharf und wurden früher anstelle des Pfeffers als Würze verwendet. [5]

Systematik

Der Artname Lepidium draba wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum [11] erstveröffentlicht. In deutschsprachiger Literatur häufig verwendet wird das Synonym Cardaria draba (L.) Desv. Molekularsystematische Untersuchungen haben aber bestätigt, dass den zur Trennung der beiden Gattungen benützten Fruchtmerkmalen keine hohe systematische Bedeutung zukommt und die Gattung Cardaria von Lepidium nicht getrennt werden kann. Innerhalb der Gattung Lepidium bestehen zu den Arten um die Feld-Kresse (Lepidium campestre) enge verwandtschaftliche Beziehungen. Nächst verwandt sind die auch früher auch zu Cardaria gestellten Lepidium chalepense L. und Lepidium appelianum Al-Shehbaz. [12]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ihsan A. Al-Shehbaz, John F. Gaskin: Brassicaceae. In Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York u.a. 2010, ISBN 978-0-19-531822-7, S. 570.  Lepidium draba – Online.
  2. a b c d Ardath Francis, Suzanne I. Warwick: The biology of Canadian weeds. 3. Lepidium draba L., L. chalepense L., L. appelianum Al-Shehbaz (updated). In: Canadian Journal of Plant Sciences, 88(2), 2008, S. 379–401, DOI: 10.4141/CJPS07100, PDF.
  3. a b c d Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7., korr. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. 
  4. G. A. Mulligan, C. Frankton: Taxonomy of the genus Cardaria with particular reference to the species introduced into North America. In: Canadian Journal of Botany, 40 (11), 1962, S. 1411–1425, DOI:10.1139/b62-136
  5. a b c Gustav Hegi (Begr.), Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band IV. Teil 1: Berberidaceae – Resedaceae. 3., überarb. u. erweit. Nachdr. d. 2. Aufl. v. 1963 Auflage. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1986, ISBN 3-489-63920-0. 
  6. G. Scurfield: Biological Flora of the British Isles. Cardaria draba (L.) Desv. (Lepidium draba L.). In: Journal of Ecology, 50 (2), 1962, S. 489–499 (JSTOR).
  7. Gerald A. Mulligan, Judy N. Findlay: The Biology Of Canadian Weeds. 3. Cardaria draba, C. chalepensis, and C. pubescens. In: Canadian Journal of Plant Sciences, 54 (1), 1974, S. 149–160, DOI:10.4141/cjps74-024, (PDF online)
  8. C. J. Webb, W. R. Sykes, P. J. Garnock-Jones: Flora of New Zealand Volume IV: Naturalised Pteridophytes, Gymnosperms, Dicotyledons., 1988. ISBN 0-477-02529-3. online
  9. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. 
  10. Werner Rothmaler (Begr.), Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 4. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. 10., bearb. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München, Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2. 
  11. Carl von Linné: Species Plantarum 2, 1753, S. 645
  12. I. A. Al-Shehbaz, K. Mummenhoff & O. Appel: Cardaria, Coronopus, and Stroganowia are united with Lepidium (Brassicaceae). In: Novon, 12(1), 2002, S. 5–11, (online).

Weblinks

 Commons: Pfeilkresse (Cardaria draba) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfeilkresse — Pfeilkresse,   Herzkresse, Cardaria, Gattung der Kreuzblütler mit der einzigen, aus dem Mittelmeergebiet und Westasien stammenden Art Gemeine Pfeilkresse (Cardaria draba), die in den wärmeren Gebieten Deutschlands in Schuttunkrautgesellschaften… …   Universal-Lexikon

  • Cardaria draba — Pfeilkresse, Türkenkresse Pfeilkresse Systematik Klasse: Dreifurchenpollen Zweikeimblättrige (Rosopsida) …   Deutsch Wikipedia

  • Kressen — Pfeilkresse (Lepidium draba) Systematik Kerneudikotyledonen Rosiden …   Deutsch Wikipedia

  • Brassicaceae — Kreuzblütengewächse Garten Senfrauke (Eruca sativa) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Cruciferae — Kreuzblütengewächse Garten Senfrauke (Eruca sativa) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Kreuzblütler — Kreuzblütengewächse Garten Senfrauke (Eruca sativa) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands/P — Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands Die folgende Liste enthält deutsche Namen für fast alle in Deutschland wild oder eingebürgert vorkommenden Gefäßpflanzen, sortiert nach den deutschen Gattungsnamen. Zusätzlich sind die zugehörigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Halbruderaler Trockenrasen — Halbruderale Trockenrasen sind Pflanzengesellschaften auf trockenen Ruderalflächen (Trockenweiden und Trittrasen), die vorwiegend aus Süßgräsern und anderen krautigen Pflanzen bestehen. Die halbruderalen Trockenrasen sind eine Ausprägung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreuzblütengewächse — Garten Senfrauke (Eruca sativa) Systematik Eudikotyledonen Kerneudikotyledonen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Neophyten in Deutschland — Neophyten (griechisch: neos = neu; phyton = Pflanze; Einzahl: Neophyt, Mehrzahl: Neophyta, eingedeutscht Neophyten) sind Pflanzen, die unter bewusster oder unbewusster, direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen nach 1492, dem Jahr der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”