Philipp Neri

Philipp Neri
Philipp Neri
Filippo Neri

Der heilige Filippo Romolo Neri, de. Philipp, (* 21. Juli 1515 in Florenz; † 26. Mai 1595 in Rom) war neben Ignatius von Loyola und Karl Borromäus die herausragende Gestalt der Katholischen Reform im Rom des 16. Jahrhunderts und trägt den Ehrentitel Apostel von Rom. Er gründete die Kongregation des Oratoriums.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Filippo wurde in Florenz als jüngstes Kind des Juristen Francesco Neri und dessen Gattin Lucrezia Soldi geboren. Er wurde früh von den Florentiner Dominikanern von San Marco beeinflusst, deren Prior Girolamo Savonarola gewesen war und denen er lebenslang dankbar blieb.

Sechzehnjährig kam er zum kinderlosen Bruder des Vaters Romolo Neri, der Kaufmann in San Germano war und dessen Erbe er werden sollte. Doch Filippo verließ ihn und wandte sich nach Rom, wo er Hauslehrer bei seinem florentinischen Landsmann Galeotto Caccia wurde. Nebenbei studierte er bei den Augustinern und begann sein Apostolat unter den Armen und Kranken, Gefangenen und in Not geratenen Pilgern. Er hielt sich viel in den Kirchen auf und verbrachte Nächte im Gebet in den Katakomben von San Sebastiano.

Die Gründung des Oratoriums

Philipp Neri kam eigentlich zum Studium nach Rom, beschloss jedoch angesichts der Not der schutz- und obdachlosen Rompilger, sich der Beherbergung und Versorgung der Armen und Kranken zu widmen. Dazu gründet er 1548 die Erzbruderschaft der Pilger und Kranken der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Ss. Trinità dei Pellegrini e Convalescenti) und etwas später das Hospiz Santissima Trinità dei Pellegrini, in dem die Pilger als „Gäste Gottes“ umsonst Unterkunft und Verpflegung erhielten.

Relativ spät wurde er 1551 auf Anraten seines Beichtvaters Priester bei der Bruderschaft San Girolamo della Carità. Obwohl es ihn drängte, als Missionar nach Indien zu gehen, blieb er auf Anraten seines Beichtvaters, der ihm gesagt hatte: Dein Indien ist Rom. Abends traf er sich mit Gefährten in seiner Kammer, später in einem etwas größeren Raum daneben, Oratorium, also Gebetsraum bzw. Kapelle genannt, zu Gebet, Hymnen, Lesungen aus der Schrift und aus Texten der Väter und Heiligenviten, gefolgt von einem freien Austausch.

Auf Wunsch der Florentiner und des Papstes Pius IV. übernahm er mit seinen Brüdern ab 1564 die Seelsorge an der neugebauten Nationalkirche San Giovanni dei Fiorentini, direkt am Tiber gegenüber dem Vatikan gelegen, setzte aber seine Oratoriumstreffen fort. Zu den Mitgliedern gehörte damals bereits der spätere Kardinal Cesare Baronio, den Filippo bewegte, bei den abendlichen Treffen Vorträge über die Geschichte des Christentums zu halten und später unter dem Titel annales die erste Kirchengeschichte zu verfassen. Weiter gehörten zum Kreis der spätere Kardinal und Erzbischof von Avignon Francesco Maria Tarugi, der künftige Kardinal Paravicini sowie sein späterer Biograf und Heiligenvitenverfasser Gallonius, ferner Ancina und Bordoni. Die zuerst von Filippo privat wiederbelebte eintägige Wallfahrt zu den traditionellen sieben römischen Pilgerkirchen wurde auch im Kreis seiner Schüler gepflegt und wuchs sich schließlich zu regelrechten Massenveranstaltungen mit hunderten von Teilnehmern aus.

1574 errichteten die Florentiner für die stetig wachsende Gemeinschaft ein neues Oratorium neben San Giovanni, wohin die Treffen verlegt wurden. Bald wurde jedoch deutlich, dass das Oratorium, wie nun sowohl der Treffpunkt, die Gemeinschaft als auch die Gebetstreffen selbst genannt wurden, eine eigene Kirche und eigene Räume benötigte.

Die kleine Pfarrkirche Santa Maria in Vallicella im Zentrum von Rom schien ideal, der Bau einer großen neuen Kirche mit einem angrenzenden Gebäude für das Oratorium wurde begonnen. Am 15. Juli 1575 wurde durch eine päpstliche Bulle das Oratorium als Kongregation errichtet.

1577 wurde die neue Kirche des Oratoriums eingeweiht, die fortan neben ihrem alten Titel auch kurz Chiesa nuova (neue Kirche) genannt wurde. Filippo als Superior des Oratoriums konnte sich erst 1583 auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes zum Umzug von San Girolamo an die neue Wirkungsstätte entschließen.

Filippo schätzte einfache Volksweisen, ließ sie aber mit Hilfe seines Beichtkindes Giovanni Pierluigi da Palestrina und anderer gerne auf hohem Niveau und in aktueller Polyphonie erklingen. So entstand die musikalische Form des Oratoriums.

Wirken

1593 hob Papst Clemens VIII. die Exkommunikation von Heinrich IV. von Frankreich auf. Filippo hatte des Papstes Beichtvater, seinen Schüler Baronius, angehalten, dem Papst bis zum Einlenken die Absolution zu verweigern.

Die zahlreichen humoristischen und oft überaus skurrilen Anekdoten, die sich um Filippos Leben ranken, die Unkonventionalität und unverblühmte Direktheit, verstellen zuweilen den Blick auf die mystische Glut, die von seiner Person ausging. Nach seinem Tod fand man bei der Obduktion das Herz überdimensional erweitert und darüber zwei Rippen gebrochen, was seine Schüler auf eine Gotteserfahrung zurückführten, die Filippo Pfingsten 1544 in den Katakomben von San Sebastiano gehabt hatte. Zahlreiche Wunder wurden Filippo bereits zu seinen Lebzeiten nachgesagt. Im Zusammenhang mit heiligen Dingen versuchte er, sich gegen Ende seines Lebens gegen immer gehäufter auftretende Ekstasen zu schützen. Als sich in Rom herumsprach, man habe ihn bei der Messe schwebend am Altar gesehen, feierte er die Eucharistie nur noch unter Assistenz eines Ministranten in einer Kapelle außerhalb der Kirche. Den Kardinalshut schlug Filippo mehrmals aus.

1583 war Filippo Intitiator zur Gründung eines Kollegs für polnische Priesteramtskandidaten, daraus entstand das heutige Päpstliche Polnische Kolleg in Rom.

Heiligsprechung

Schon kurz nach seinem Tod wurde Filippo Neri von Papst Paul V. 1600 seliggesprochen. Am 12. März 1622 erfolgte die Heiligsprechung zusammen mit Ignatius von Loyola, Franz Xaver, Theresa von Ávila und Isidor von Sevilla, worauf in Rom die spöttische Rede ging, Papst Gregor XV. hätte vier Spanier und einen Heiligen zur Ehre der Altäre erhoben.

Johann Wolfgang von Goethe erklärte Filippo in seiner Italienischen Reise zu seinem Lieblingsheiligen.

Literatur

  • Der Geist des heiligen Philipp Neri in seinen Maximen und Merksätzen, Kleinhain 2006 (Verlag St. Josef), ISBN 3-901853-12-X
  • Paul Türks: PHILIPP NERI oder Das Feuer der Freude. Herder, Freiburg im Breisgau 1986, ISBN 3-451-20809-1.
  • Paul Türks, Philipp Neri. Prophet der Freude. Überarb. Neuauflage 2002 (Neue Stadt Verlag GmbH), ISBN 3-87996-553-6
  • Paul B. Wodrazka, Philipp Neri - der Apostel der Freude, und das Oratorium, Bonn 2006 (Verlag nova & vetera), ISBN 978-3-936741-61-2

Weblinks

 Commons: Philipp Neri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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