Pierre Ambroise Choderos de Laclos

Pierre Ambroise Choderos de Laclos
Choderlos de Laclos

Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos (* 18. Oktober 1741 in Amiens; † 5. September 1803 in Tarent) war ein französischer Offizier und Schriftsteller.

Laclos, wie er in der Literaturgeschichte schlicht heißt, verdankt seinen Ruhm einem einzigen Buch, dem Briefroman Gefährliche Liebschaften (Originaltitel: Les Liaisons dangereuses) von 1782, der als einer der besten französischen Romane des 18. Jahrhunderts gilt.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Laclos stammte aus einer Familie, die erst kurz vor seiner Geburt in den Adelsstand erhoben worden war. Über seine Jugendzeit ist so gut wie nichts bekannt.

Beim Militär

1759, mitten im Siebenjährigen Krieg, trat er in die Armee ein und begann eine Ausbildung zum Offizier bei der Artillerie, wo er als nur Neuadeliger wohl die besten Karrierechancen für sich sah. Zum Fronteinsatz kam er wegen des Kriegsendes 1763 nicht mehr, vielmehr begann er in häufig wechselnden Garnisonen (Toul, Straßburg, Grenoble, Besançon) eine eher eintönige und schleppend aufwärts gehende Karriere. Immerhin durfte er 1777 in Valence eine Artillerieschule einrichten.

1779, in einer Situation neuerlicher politischer Spannungen zwischen Frankreich und England, wurde er auf die Festungsinsel Aix vor dem Kriegshafen Rochefort abkommandiert, um dort die Instandsetzung der maroden Befestigungsanlagen zu beaufsichtigen. Er empfand diesen Posten als Sackgasse und fühlte sich einmal mehr benachteiligt durch den königlichen Erlass von 1774, der die obersten Offiziersränge allen Personen verschloss, die nicht mindestens in vierter Generation adelig waren.

Nachdem er bis dahin literarisch nur dilettiert hatte mit anakreontischen Gelegenheitsgedichten, einigen erotischen Erzählungen und einem Opernlibretto, verarbeitete Laclos nun auf Aix und während zweier längerer Paris-Urlaube (1780 und 81) seinen Groll, indem er Les Liaisons dangereuses verfasste.

In diesem eigentlich als Attacke gegen den Hoch- und Hofadel gedachten Roman treiben zwei als Prototypen der aristokratischen Libertinage vorgestellte Figuren, nämlich ein altadeliger Vicomte und eine altadelige Marquise, zwei neuadelige Frauen, die die Liebe nicht als bloßes Spiel, sondern als Ernst betrachten, getäuscht und enttäuscht in den Tod bzw. ins Kloster. Da Laclos sich aber unvermerkt auch mit seinen als hochintelligent und souverän konzipierten Bösewichten identifiziert und auch sie als unwillentlich liebend und damit als schließlich getäuscht und enttäuscht darstellt, gerät sein Roman zu einem Meisterwerk der psychologischen Analyse, das auch heute noch faszinieren kann.

Zwar formuliert der Autor im Vorwort die eindeutig moralische Absicht, seine Leser und vor allem junge Leserinnen vor den unkontrollierbaren Folgen der hedonistisch-laxen adeligen Liebes- und Sexualmoral, der Libertinage, zu warnen, und er bestraft auch pflichtgemäß die beiden Bösen, doch wurden die Liaisons bis weit ins 19. Jahrhundert meist als ein unmoralischer, ja pornografischer Text gelesen und missverstanden und dementsprechend immer wieder verboten.

Der gängige deutsche Titel Gefährliche Liebschaften ist übrigens nicht ganz korrekt, denn es geht in dem Roman auch um die Gefahr unvorsichtig eingegangener gesellschaftlicher Beziehungen.

Die Erstausgabe der Liaisons erschien am 23. März 1782. Innerhalb nur eines Monats war die gesamte Auflage von 2.000 Exemplaren verkauft und waren Nachdrucke nötig. Der Roman ist seitdem jederzeit (wenn öfters auch nur unter der Hand) im Buchhandel erhältlich gewesen und ist heute sowohl in illustrierten Liebhaberausgaben wie auch als Taschenbuch im Handel.

Laclos selbst wurde nach dem erfolgreichen, zugleich allerdings einen Skandal auslösenden Erscheinen des Buches auf einen erneut wenig attraktiven Posten in La Rochelle versetzt (1783). Hier schwängerte er 1784 die Tochter eines höheren Beamten und begann einen eher skeptischen Traktat über die Verbesserungsmöglichkeiten der Frauenerziehung. Diesen stellte er aber nicht fertig, nachdem er Vater geworden war und danach auch geheiratet hatte.

1786 erregte er einmal mehr Anstoß mit einem offenen Brief an die Académie française, worin er darauf hinwies, dass die Konzeption der hochgelobten Befestigungsanlagen des großen Festungsbauers Vauban (1633-1707) inzwischen überholt war.

Revolution und Ende

1788 nahm Laclos seinen Abschied als Offizier und wurde Sekretär von Herzog Louis-Philippe-Joseph d'Orléans, „Philippe Egalité“, dem Vater des späteren „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe. In dessen Diensten bzw. im Zusammenhang mit seinen eigenen politischen Ambitionen während der Revolution verfasste Laclos 1789-91 diverse politische Schriften. 1792 diente er dem Revolutionsregime zunächst als Verbindungsoffizier und wurde dann zum General befördert. 1793, im Jahr der Schreckensherrschaft, geriet auch er in Haft und in Köpfungsgefahr. 1794 rettete und befreite ihn der Sturz des Diktators Robespierre. 1799 schloss Laclos sich dem neuen starken Mann Napoleon an und wurde erneut General, wobei er 1800 bei der Rheinarmee zum ersten Mal an Kriegshandlungen teilnahm.

Er starb mit 62 in Tarent im Hauptquartier der französischen Süditalienarmee an einer Darminfektion. Sein Grab wurde offenbar nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft zerstört.

Ein weiterer Roman Laclos' kam über Skizzen und Pläne nicht hinaus.

Werke

  • Les Liaisons dangereuses
  • Ernestine (Libretto, 1777)
  • De l'éducation des femmes (1784/85)
  • Instructions aux assemblées de baillage (1789)
  • Journal des amis de la Constitution (1790-1791)
  • De la guerre et de la paix (1795)

Deutsche Ausgaben

  • Gefährliche Liebschaften. Übersetzt von Franz Blei. Diogenes, Zürich 1985 ISBN 3-257-21271-2
  • Gefährliche Liebschaften. Übersetzt von Wolfgang Tschöke. Hanser, München und Wien 2003 ISBN 3-446-20383-4
  • Gefährliche Liebschaften. Übersetzt von Hans Kauders. Düsseldorf und Zürich, Artemis und Winkler 2000 ISBN 3-538-05414-2
  • Gefährliche Liebschaften. Übersetzt von Heinrich Mann. Insel, Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-458-34677-5

Verfilmungen (Auswahl)

Literatur

  • Kirsten von Hagen: Intermediale Liebschaften. Mehrfachadaptionen von Choderlos de Laclos' Briefroman "Les liaisons dangereuses". Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2002 ISBN 3-86057-535-X
  • Barbara Vinken: Unentrinnbare Neugierde. Die Weltverfallenheit des Romans. Richardsons Clarissa, Laclos' Liaisons dangereuses. Rombach, Freiburg im Breisgau 1991 ISBN 3-7930-9065-5
  • Gert Pinkernell, Interpretationen. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 1997

Weblinks


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