Poganowo-Ikone

Poganowo-Ikone
Gottesmutter Kataphyge mit dem Hl. Johannes (Avers), Thessaloniki 14. Jahrhundert

Die Poganowo-Ikone ist eine doppelseitige Marien-Ikone der Jungfrau Kataphyge und der Vision des Ezechiel aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, die auf dem Avers Maria Kataphyge und den Evangelisten Johannes und auf dem Revers die Vision am Fluss Chebar mit der das Buch Ezechiels beginnt, zeigt, ist eine großformatige Prozessionsikone und aufgrund der seltenen Motivkombination, Herkunftsgeschichte und künstlerischen Qualität eines der bedeutendsten erhaltenen Werke der sogenannten Palaiologischen Renaissance[1][2] oder der späten Tarnower Schule. Die Identität der Stifterin der auf Goldgrund gemalten Ikone wird weiterhin diskutiert, aber vermutlich handelte es sich um die byzantinische Kaiserin Helena.[3]

Die Ikone befand sich bis 1919 im Kloster Poganovo und wurde nach der Übergabe der Region Zaribrod (heute Dimitrovgrad, siehe Ehemalige Bulgarische Westgebiete) an Jugoslawien in das National Museum in Sofia (heute Institut für Archäologie mit dem Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften) gebracht.[4]

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Das Kloster Poganovo

Aufgrund der Inschrift Auf Gott Christus vertrauende Basilissa auf der als Prozessionsikone gedachten großformatigen bilateralen Ikone, die sich zwischen den Figuren der Hl. Maria Kataphyge (das seltene Epithet bezeichnet Asylgebende) und Johannes findet, ist eine Stifterin, deren Identität nach wie vor diskutiert wird, anzunehmen.[5] Ein hoher sozialer Rang ist durch die Qualität der Arbeit, sowie der Inschrift als Herrscherin (Kaiserin?) der Stifterin unmissverständlich eindeutig. Mehrheitlich wird vermutet, dass die Ikone dem Kirchen-Mausoleum der Aristokratin angedacht wurde. Drei Medaillons auf der Westfassade im Kloster Poganovo mit den Monogrammen Konstantin, Helena und dem Hl. Johannes waren häufige Namen der lokalen Aristokratie zwischen 1373 und 1395. Dadurch gibt es auch keine eindeutige Zuweisung und nach wie vor keinen Konsens über die letztliche Identität sowohl der Stifterin der Ikone wie auch des Klosters selbst.[6] Überwiegend wird Kaiserin Helena vermutet, die Frau von Manuel II. Palaiologos und Tochter von Konstantin Dragaš (auch Konstantin Dejan), einem regionalem Herrscher in Gebieten des heutigen Westbulgariens, Ostmakedoniens und Südostserbiens.[7] Als weitere mutmaßliche Stifterinnen kommt aber auch Jelena (serb. Helena) die Frau von König Jovan Uglješa in Frage. Das Schicksal Jelenas und ihres Gemahls, sowie ihre Suche nach Asylum nach der Schlacht an der Maritza 1371, könnte dabei die Szenenwahl des Jüngsten Gerichts und Erlösung erklären.[8]

Als Herkunftsort der Ikone wurde lange Zeit Konstantinopel vermutet,[9] was jedoch im Widerspruch zum Verfall des Konstantinopolischen Kunstzentrums in der zweiten Hälfte des 14 Jh. steht.[10][11] Naheliegender ist entweder ein Entstehungsort in Thessaloniki oder einem der athonitischen Klöster zu vermuteten, da stilistische Übereinstimmungen der Ikonographie eines Mosaiks des 5. Jahrhunderts in der Apsis der Christus in Latmos-Kirche (heute Hosios David) in Thessaloniki, wie auch stilistischer Gemeinsamkeiten zu den Fresken im Pantokrator-Kloster auf dem Athos. Die Darstellung der Maria und Johannes entspricht in Stil, Farbgebung und Schema der Kreuzigungsszene einer Thessaloniker Kreuzigungsikone der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.[12]

Darstellung

Revers Poganowo-kone, Vision des Ezechiel, Thessaloniki, letztes Viertel des 14. Jahrhunderts

Die Ikone zeigt, in einer in der byzantinischen Kunst äußerst ungewöhnlichen Kombination, auf dem Avers (Vorderseite) die Muttergottes mit dem Evangelisten Johannes die sich von einer Kreuzigungsdarstellung ableiten lässt, und auf dem Revers (Rückseite) die Vision des Ezechiel. Die großformatige doppelseitige Ikone mit den Abmessungen von 93x61 cm diente als Prozessionsikone.

Die stilistische Qualität und farbliche Harmonie der durch den Goldhintergrund besonders kostbaren Ausführung, sowie die Plastizität und Dreidimensionalität im Zusammenspiel der Landschaftsdarstellung und den Figuren sind als herausragend für die spätbyzantinische Kunst zu betrachten.[13][14] Die übertrieben voluminösen Figuren sind typisch für den Palaiologischen Stil,[15] dabei bleibt jedoch die Harmonie erhalten.

Weblinks

Literatur und Einzelnachweise

  • Gerhard Ecker: Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart, DuMont Buchverlag, Köln, 1984
  1. Annemarie Weyl Carr: Images: Expressions of Faith and Power, 2004. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium Faith and Power (1261-1557). S. 144-145, The Metropolitan Museum of Art, New York
  2. Helen C Evans (Hrsg.): Byzantium: Faith and Power (1261-1557), 2004. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium Faith and Power (1261-1557). S. 10, The Metropolitan Museum of Art, New York
  3. Annemarie Weyl Carr, S. 144
  4. Maria Vassilaki: 117. Two-Sided Icon with the Virgin Kataphyge and the Vision of Ezekiel. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium Faith and Power (1261-1557). S. 198, The Metropolitan Museum of Art, New York
  5. Annemarie Weyl Carr, S. 144
  6. Maria Vassilaki, S. 199
  7. Maria Vassilaki, S. 199
  8. Maria Vassilaki, S. 199
  9. Elka Bakalova, 1972: Sur la peinture Bulgare de la seconde moitie du XIVe siècle (1331-1393). In: L'ecole de la Morava et son Temps. S. 61-75. Faculte de Philosophie, Belgrad.
  10. Svetozar Radojcic: Vizantijsko slikarstvo od 1400 do 1453. In: L'ecole de la Morava et son Temps. S. 1-19. Faculte de Philosophie, Belgrad 1972.
  11. Slobodan Curcic: Religious settings of the late byzantine sphere. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium Faith and Power (1261-1557). S. 65-77, The Metropolitan Museum of Art, New York
  12. Kalliope- phaidra Kalafati: 103. Two-Sided Icon with the Virgin Holding the Christ Child and the Crucifixion. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium Faith and Power (1261-1557). S. 183, The Metropolitan Museum of Art, New York
  13. Annemarie Weyl Carr, S. 144
  14. Elka Bakalova, S. 74
  15. Helen C Evans (Hrsg.): Byzantium: Faith and Power (1261-1557), S. 9

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