Popularen

Popularen

Als Popularen (lat. popularis, dt.: volksfreundlich, populär) wurde, in Abgrenzung zu den Optimaten, die Gruppe in der späten Römischen Republik bezeichnet, die sich auf die Volksversammlung stützte und damit teils auf den Willen des Volkes berief. Die Popularen waren Senatoren und gehörten oft - genau wie die Optimaten - der Nobilität an. Sie waren aber keine Partei im heutigen Sinne, vielmehr hatten sie eine bestimmte Methode, Politik zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Bezeichnung Popularen taucht zuerst in Bezug auf die Zeit der Gracchischen Reformen ab 133 v. Chr. auf. Sie findet sich unter anderem bei Cicero[1] und Tacitus[2] und bedeutet dort sowohl populär als auch volksfreundlich und demagogisch. Die ciceronische Überlieferung zeigt die Vorgehensweise der Popularen als durchweg negativ. Ciceros entschiedene Ablehnung der Popularen resultierte daraus, dass dem Volk augenscheinlich mehr Rechte zugestanden wurden, als ihm nach der alten Ordnung, dem mos maiorum, zukamen.[3] Er war ein typischer Vertreter des römischen Systems, der von politischen Ambitionen geprägt war und sich einer Gruppe, nämlich den Optimaten, verbunden fühlte, da er mit Hilfe mächtiger Senatoren den Aufstieg bis zum Consulat geschafft hatte und nun die Werte seiner Förderer und den Fortbestand der alten res publica hochzuhalten suchte.[4]

Politische Ausrichtung

Bei den Popularen handelte es sich um eine nur lose Gruppierung von Politikern der späten Republik, die mit bestimmten Praktiken gegen die herrschende Senatsmehrheit operiert und sich dabei auf die Volksversammlung gestützt haben. Dabei waren sie nicht etwa Vertreter des Volkes, sondern selbst Senatoren und oft Angehörige der Nobilität, die sich für die Erreichung ihrer zumeist ganz eigennützigen Ziele auf das Volk stützten - was jedoch nicht ausschließt, dass das Volk davon profitierte und so die Popularen doch zu seinen Anwälten wurden.[5] Oftmals stützten sie sich auf die Amtsgewalt der Volkstribune. Eine andere, aber im Grunde ähnliche Definition sieht als populares schlicht jene Senatoren, deren Handlungen von der Senatsmehrheit abgelehnt wurden.[6] Seit ca. 1965 wird oftmals von der popularen Methode gesprochen, zum einen um der Vorstellung einer Partei vorzubeugen, zum anderen um auch im Grunde nicht populare Politiker erfassen zu können, die allerdings typische populare Mittel und Gesetze einbrachten.[7] Die Popularen standen in der Epoche der Römischen Bürgerkriege im Gegensatz zu den Optimaten, der Partei der Besten, der anderen Gruppe der Senatsaristokratie. Bemerkenswerterweise waren populare Politiker - wie die Gracchen oder Caesar - oft gerade besonders mächtig und wohlhabend; sie gerieten genau aus diesem Grund in Konflikt mit den übrigen Senatoren und suchten darum Rückendeckung beim Volk.

Die populare Politik war im Ganzen nicht nur obstruktiv oder gar destruktiv. Die Popularen nahmen sich durchaus einiger Probleme an, die die Republik zu dieser Zeit besonders stark erschütterten.[8] Problematisch für ihre Standesgenossen und die Majoritätsfraktion im Senat daran war letztlich genau das: Sie kündigten die bis dahin allgemein anerkannte scheinbare concordia der Senatoren auf und gingen neue, andere Wege, die mehr als skeptisch betrachtet wurden.

Bekannte Vertreter

Zu den bekanntesten Popularen zählen die beiden Brüder Tiberius Sempronius Gracchus und Gaius Sempronius Gracchus, Marius und schließlich Gaius Iulius Caesar, daneben Appuleius Saturninus und Cinna. Dabei verfolgten sie jedoch durchaus unterschiedliche Ziele. Während es den Gracchen noch vielleicht nicht nur um ihre Privatinteressen, sondern auch um eine echte Reform zum Wohl der Mittelschichten ging, lag Caesar wohl nur noch der eigene Machtzuwachs am Herzen. Maßnahmen zur Unterstützung der Unterschichten waren ihm nach dieser Sicht, die unter anderem bereits von Eduard Meyer vertreten wurde, immer nur ein Mittel zum Zweck.

Ein weiterer bekannter Vertreter der Popularen war Livius Drusus minor, der jedoch eine umstrittene Position in der Geschichte der Gruppe hat. Von den Optimaten wurde er ursprünglich zu den ihren gezählt, er nutzte jedoch bei seinen Vorhaben die populare Methode, die ihn recht schnell in Gegensatz zu den Optimaten brachte.[9] Auch die Caesarianer Marc Anton und Octavian lassen sich den Popularen zurechnen - letzterer setzte schließlich seinen Machtanspruch gegenüber dem Senat gewaltsam durch und errichtete als Augustus die römische Monarchie (Prinzipat).

Einzelnachweise

  1. z. B. Cic., Orationes in Verrem, 2,3,48; 2,1,151.
  2. Tac., Dialogus de Oratoribus, 36.
  3. Cic., De re publica 1,43.
  4. Doblhofer: Die Popularen der Jahre 111-99 v. Chr., 1990, S. 111.
  5. Jochen Martin: Die Popularen in Geschichte der späten Republik, Freiburg 1965, S. 214.
  6. Lukas Thommen: Das Volkstribunat in der späten römischen Republik. Stuttgart 1989, S. 11; Martin S. 210 ff.
  7. Christian Meier, Populares, Sp. 549, und Ursula Hackl: Die Bedeutung der popularen Methode von den Gracchen bis Sulla im Spiegel der Gesetzgebung des jüngeren Livius Drusus,, in: Gymnasium 1987, S. 109.
  8. Meier, Sp. 551 sowie Leonhardt Burckhardt, Politische Strategien der Optimaten in der späten römischen Republik, Stuttgart 1988, S. 171.
  9. Burckhardt, S. 256-267.

Quellen

Literatur

  • Leonhard Alexander Burckhardt: Politische Strategien der Optimaten in der späten römischen Republik. Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05098-1.
  • Georg Doblhofer: Die Popularen der Jahre 111–99 vor Christus. Eine Studie zur Geschichte der späten römischen Republik. Wien 1990, ISBN 3-205-05339-7.
  • Jochen Martin: Die Popularen in der Geschichte der späten Republik. Dissertation, Freiburg i. Br. 1965.
  • Christian Meier: Populares, in: RE, Suppl. 10, 1965, Sp. 549-615.

Weblinks


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