Postfälschung

Postfälschung

Unter Briefmarkenfälschung versteht man das Nachahmen von Briefmarken mit betrügerischer Absicht, um diese als echte zu verwenden oder als solche zu verkaufen. Das Fälschen von Postwertzeichen ist gesetzlich verboten.

Man unterscheidet insgesamt drei verschiedene Arten von Briefmarkenfälschungen:

  • Fälschungen zum Schaden der Post
  • Spionage- und Propagandafälschungen
  • Fälschungen zum Schaden der Sammler

Inhaltsverzeichnis

Fälschungen zum Schaden der Post

Unter Fälschungen zum Schaden der Post versteht man die Nachahmung und Herstellung von postgültigen Briefmarken, die von Privatpersonen hergestellt werden. Diese dienen dazu das Porto für Postsendungen nicht bezahlen zu müssen.

Bereits kurz nach der Einführung der ersten Briefmarke am 1. Mai 1840 in Großbritannien tauchten die ersten Ganzfälschungen von Briefmarken auf. Da das Briefporto damals vergleichsweise hoch und die Bedeutung von Briefen ebenfalls größer als heutzutage war, erwies sich das Fälschen von postgültigen Briefmarken durchaus als lukrativ.

Neben Ganzfälschungen von postgültigen Briefmarken gibt es auch Teilfälschungen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Farbänderung durch chemische Mittel sowie die Manipulation der Wertziffern, um Briefmarken mit höheren Nominalwerten zu imitieren. Weiters sehr beliebt war das Verwenden von bereits gebrauchten Briefmarken. Dies erreichte man dadurch, dass aus zwei (oder mehreren) gebrauchten Stücken in mühevoller Handarbeit eine (dem Anschein nach) ungebrauchte Briefmarke zusammengesetzt wurde. Den Federzug oder den Poststempel versuchte man gelegentlich auch durch chemische Mittel zu entfernen. Außerdem konnte man Briefmarken, bei welchen nur ein kleiner Teil mit einem Poststempel versehen war, durch eine Originalmarke teilweise verdecken und somit beide gemeinsam verwenden.

Berühmte Postfälschungen

Postfälschungen, besonders aus dem 19. Jahrhundert sind bei Briefmarkensammlern sehr beliebt. Sie sind in der Regel viel mehr wert als die eigentliche Originalmarke. Zu den berühmtesten Postfälschungen zählen:

Zu den bekannteren Falsifikaten zählt auch die einige Zeit als älteste der Welt angesehene Briefmarke, die sich auf einem Brief des Kärntner Postmeisters Ferdinand Egarter an seine Tochter befand. Während der Brief vom 20. Februar 1839 aus Spittal an der Drau als echt eingestuft ist, erwies sich die verwendete 1-Kreuzer-Hebemarke als gefälscht. Zu ihrer Herstellung wurden organische Farben verwendet, doch zu jener Zeit kamen nur anorganische Pigmente zum Färben zum Einsatz.[1]

Maßnahmen gegen Postfälschungen

Schon früh wurden Schutzvorkehrungen der einzelnen Postverwaltungen getroffen um ihre Briefmarken vor Fälschungen zu schützen. Diese ähneln den Schutzmaßnahmen gegen das Falschgeld. Die Postverwaltungen entwickelten jedoch mit der Zeit immer mehr Schutzmaßnahmen, die länger oder kürzer in Verwendung waren. Zu den wichtigsten Maßnahmen gegen Postfälschungen gehören:

Kriegspost- und Propagandafälschungen

Kriegspost- und Propagandafälschungen sind Briefmarkenfälschungen kriegsführender Staaten, die zur Schädigung des Feindes hergestellt werden.

Kriegspostfälschungen sind möglichst genaue Imitationen der gegnerischen Freimarken, die unter anderem dazu verwendet werden Propagandamaterial über Mittelsmänner durch die feindliche Post zustellen zu lassen. Ein Kauf von Briefmarken in großen Mengen durch die Mittelsmänner wäre nämlich, vor allem während eines Krieges, dem Feind sofort aufgefallen.

Bei Propagandafälschungen handelt es sich dagegen um Fälschungen gegnerischer Briefmarken, bei denen der Bild- oder Schriftinhalt in propagandistischer Manier verändert oder verfremdet wird (bspw. wird der Schriftzug Deutsches Reich in Futsches Reich geändert).

Erster Weltkrieg

Britische Fälschungen für Deutschland

Während des ersten Weltkrieges wurden von Großbritannien deutsche Freimarken gefälscht. Bei allen Briefmarkenfälschungen handelt es sich um Spionagefälschungen.

Die Werte zu 5, 10 und 15 Pfennig der damaligen bayerischen Freimarkenausgabe mit dem Bildnis Ludwigs III. fielen Kriegspostfälschungen zum Opfer. Es sind allerdings nur ungebrauchte Stücke bekannt. Ungezähnte Probedrucke wurden ebenfalls von diesen Fälschungen aufgefunden. Die Kriegsfälschungen weichen in der Zeichnung und im Papier von den Originalmarken ab.

Die zweite deutsche Freimarkenausgabe wurde im Auftrag des holländischen Propagandaamtes von Großbritannien gefälscht. Sie diente zur Freimachung von Flugblättern und Broschüren in deutscher Sprache. Betroffen sind die Freimarkenwerte zu 10 und 15 Pfennig der Germania-Ausgabe des Deutschen Reiches. Die Zeichnung weicht, wie auch das zu dünne Wasserzeichen und das kalkweiße Papier von den Originalen ab. Anders als von den vorhergehenden Kriegspostfälschungen existieren hier auch Stücke mit echten Poststempeln von beiden gefälschten Briefmarken.

Britische Fälschungen für Österreich - Ungarn

Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges wurden in England Kriegspostfälschungen der Werte zu 5, 10 und 25 Heller der damals aktuellen Freimarkenausgabe von Österreich (Ungarn hatte seit dem Ausgleich 1867 eigene Briefmarkenausgaben) hergestellt. Die Briefmarken zeigen die österreichische Kaiserkrone sowie Kaiser Karl. Die gefälschten Freimarken wurden auf etwas gelblicherem Papier gedruckt als die Originale. Außerdem sind die Markenbilder der Fälschungen minimal höher (1/4 - 1/2 mm). Gebrauchte Kriegspostfälschungen sind bis jetzt noch nicht bekannt geworden, es existieren jedoch postfrische Stücke von allen drei Werten sowie Andruckproben des 10-Heller-Wertes im Kleinbogenformat in drei verschiedenen Farben mit dem Datumsvermerk 25. September 1918.

Zweiter Weltkrieg

Deutsche Fälschungen für Großbritannien

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges fertigte auch das Deutsche Reich die erste Briefmarkenfälschungen an. Es handelt sich ausschließlich um Propagandamarken für Großbritannien. Sie wurden im deutschen Konzentrationslager Oranienburg-Sachsenhausen unter Leitung der Sicherheitspolizei hergestellt. Die Marken wurden auf nicht mehr benötigtes Papier gedruckt, das ursprünglich für Lebensmittelkarten hergestellt wurde. Sie wurden von Heinrich Himmler in Auftrag gegeben.

Bei der ersten deutschen Propagandafälschung handelt es sich um eine Verfälschung des Motives der Gedenkmarke zu 1/2 d anlässlich des königlichen Silberjubiläums 1935. Der Kopf des britischen Königs wurde durch den Kopf Josef Stalins ersetzt. Die Inschrift (in Großbuchstaben) wurde in „THIS WAR IS A JEWSH WAR“ (fehlerhaft für: Dieser Krieg ist ein jüdischer Krieg) abgeändert. Außerdem wurden Hammer und Sichel sowie der Davidstern in das Markenbild eingefügt. Die Jahreszahlen wurden durch 1939–1944 ersetzt. Es existieren ungummierte (so hergestellt) sowie gestempelte Stücke. Angeblich soll es noch eine berichtigte Ausführung (Jewish war) gegeben haben, von der jedoch bisher keine Belegstücke aufzufinden waren.

Die zweite deutsche Propagandafälschung betraf ebenfalls eine britische Sondermarke und ähnelt ihrem Vorgänger stark. Die Sondermarke wurde ursprünglich anlässlich der Königskrönung von 1937 verausgabt und hatte einen Nominalwert zu 1 1/2 d. In diesem Fall wurde der Kopf der englischen Königin durch den Kopf Josef Stalins ersetzt (Der König verblieb im Hintergrund des Markenbildes). Der Davidsstern sowie die Inschrift „SSSR / Britannia / Teheran 28.11. 1943“ (Konferenz über die Festlegung der Teilung Deutschlands – vergleiche Konferenz von Teheran). Die Propagandafälschung existiert ebenfalls ungummiert und gestempelt, aber auch in ungeschnittenen Probedrucken.

Im Unterschied zu den vorhergehenden Propagandafälschung sind die Fälschungen der britischen Dauermarkenserie von 1937 mit dem Portrait von König Georg VI. auf den ersten Blick nicht von den Originalen zu unterscheiden. Dies ist auch der Grund, warum diese Propagandafälschungen mit echten Poststempeln der britischen Post existieren. Nur kleine Elemente der Zeichnung wurden verändert. Das Pennyzeichen wurde geschickt durch Hammer und Sichel ersetzt, die Kreuze der Krone wurden durch Davidsterne ersetzt, ebenso wie einzelne Element der Distel links oben. In der Mitte der Rose in der rechten Ecke findet sich ebenfalls ein Davidstern. Insgesamt sechs Werte der Serie wurden auf diese Weise gefälscht. Alle kommen ungummiert und (echt) gestempelt vor. Bei dieser Serie sind insgesamt 32 verschiedene Propaganda-Aufdrucke bekannt. Sie werden in fünf verschiedene Gruppen zusammengefasst.

Zwei ausgewählte Serien um einen Einblick zu gewinnen:

  1. Bomben-Serie (Zwischen zwei Flieger-Bomben finden sich die Wörter Murder/Ruin (Mord/Zerstörung), für den Text darunter gibt es sechs verschiedene Varianten)
    1. Cathedral of Rouen (Kathedrale von Rouen) – zählt zu den schönsten und bekanntesten Kirchenbauten Frankreichs im gotischen Stil; wurde durch alliierte Fliegerbomen schwer getroffen
    2. Castelle Candolfo (Castel Gandolfo)
    3. Monte Cassino (Monte Cassino)– historisches Kloster, von den Alliierten am 15. Februar 1944 komplett zerstört, da man dort deutsche Soldaten vermutete, denen das Betreten des historischen Gebäudes allerdings verboten war (vergleiche Schlacht um Monte Cassino)
    4. Schaffhausen (Switzerland) (Schaffhausen (Schweiz)) – Stadt in der neutralen Schweiz, die trotzdem 1944 von den Alliierten bombardiert wurde, die Ursachen sind bis heute ungeklärt
    5. San Marino (San Marino)– Trotz der Neutralität des Staates und der Markierung des Staatsgebietes durch riesige weiße Kreuze warfen britische Bomber am 26. Juni 1944 mehrere hundert Bomben über San Marino ab
    6. Cathedral of Cologne (Kölner Dom) – schwer beschädigt durch alliierte Bomben
  2. Invasionsserie (Verschiedene Sätze und gemeinsame Initialen AAAO)
    1. But who will return? – Aber wer kehrt zurück?
    2. An order of Stalin – Ein Befehl von Stalin
    3. England bleeds on the order of Moscow – England blutet aufgrund Moskaus Befehl
    4. England has lost the war – England hat den Krieg verloren
    5. A military adventure – Ein militärisches Abenteuer

Die Propagandafälschungen beschränkten sich allerdings nicht auf Briefmarken. So wurden auch die dazugehörigen Sonderstempel und Gedenkblätter in Russisch und Englisch hergestellt.

US-Amerikanische Fälschungen für Deutschland

links: Echte Briefmarke, rechts: Propagandafälschung Futsches Reich

Auch die US-amerikanische Regierung erkannte das Potential von Kriegspost- und Propagandafälschungen während des Zweiten Weltkrieges.

Zunächst begann man die der Fälschungen der beiden postgültigen Freimarken zu 9 und 12 Reichspfennig des Deutschen Reichs. Auf ihnen war Adolf Hitler abgebildet. Sie wurden im Herbst 1944 von einer US-amerikanischen Feldpostdruckerei des OSS im besetzten Rom hergestellt. Diese dienten dazu, im Feindesland Verwirrung zu stiften. Sie wurden nämlich auf Briefe geklebt, mit selbst gefälschten Poststempeln (Wien 8, Wien 40, Hannover 1) versehen und mittels Flugzeugen über dem Süden des Deutschen Reiches abgeworfen. Vor allem in der Umgebung von Wien, der damals zweitgrößten Stadt im Deutschen Reich, wurden solche Briefe mit erfundenen Absendernamen, gefälschten Briefmarken und Stempel gefunden. Die Briefe enthielten Propagandamaterial. Ein ganzer Postsack mit diesen gefälschten Briefen wurde sogar in Berlin zugestellt. Neben den gestempelten Kriegspostfälschungen von den Briefen existieren heute auch noch postfrische Stücke, da nicht alle verbraucht wurden. Die Spionagefälschungen weichen jedoch stark in der Zähnung, im Papier sowie in der Gummierung von den Originalbriefmarken ab.

Die US-Amerikaner gaben bald darauf auch die ersten Propagandafälschungen heraus. Die Vorlage dafür war ebenfalls die Freimarkenserie des Deutschen Reichs mit dem Portrait Hitlers. Beim karminroten 12-Reichspfennig-Wert wurde in das Gesicht Hitlers ein totenkopfähnliches Knochengerüst eingefügt. Die Inschrift wurde von Deutsches Reich in „Futsches Reich“ abgeändert. Diese Propagandafälschung ist bislang noch nicht gestempelt bekannt geworden. Nach einem ähnlichen Prinzip wurde auch der Briefmarkenblock anlässlich Adolf Hitlers Geburtstag 1937 gefälscht. Auf den vier Markenbildern des Blocks, die ursprünglich Adolf Hitler zeigten, sieht man Hitlers Totenkopf über zahlreichen Gräbern. Die Wertangaben wurden durch kleine Galgen ersetzt. In die unteren Zeilen fügte man die Inschrift „Deutsches Reich 1944“ hinzu. Von diesen beiden Propagandafälschungen gibt es wiederum Fälschungen zum Schaden der Sammler.

Außerdem wurden Propagandafälschungen von Feldpostkarten hergestellt.

Sowjetische Fälschungen für Deutschland

Die sowjetischen Fälschungen beschränken sich auf Fälschungen von Postkarten, den so genannten Propagandakarten. Es wurden zahlreiche verschiedene Karten hergestellt, die teilweise mit dem eingedruckten Markenbild zu 6 Reichspfennig der Hindenburg-Freimarkenserie versehen sind.

Britische Fälschungen für Deutschland

Wie schon im Ersten Weltkrieg wurden auch im Zweiten Weltkrieg in Großbritannien Kriegspostfälschungen für das Deutsche Reich hergestellt. In diesem Krieg wurden allerdings auch Propagandafälschungen hergestellt.

Zunächst wurden Kriegspostfälschungen des 12-Reichspfennig-Wertes der Hindenburg-Freimarkenserie des Deutsche Reiches hergestellt, um ähnlich wie die verbündeten US-Amerikaner, Propagandamaterial nach Deutschland einzuschleusen. Dies geschah ebenfalls durch Abwerfen der mit den gefälschten Briefmarken frankierten Briefen mittels Flugzeugen über Deutschland. Es folgten die Wertstufen zu 3, 4, 6 und 8 Reichspfennig. Bei dieser Kriegspostfälschung sind ebenfalls postfrische Stücke bekannt, da nicht alle Briefmarkenfälschungen verbraucht wurden.

Außerdem wurden Kriegspostfälschungen der nachfolgenden Hitler-Freimarkenserie angefertigt. Diese wurden auf vier verschiedene Karten geklebt und mit einem Text versehen. Es existieren keine gestempelten Stücke, dafür aber ungezähnte Probedrucke. Weiter sind noch britische Kriegspostfälschungen von Feldpostzulassungsmarken bekannt geworden.

Himmler-Fälschung

Vorwiegend wurden jedoch in Großbritannien Propagandafälschungen hergestellt. Die erste ihrer Art ging von der deutschen Hitler-Freimarkenserie aus, indem Adolf Hitler durch Heinrich Himmler ersetzt wurde. Es gibt zwei deutlich verschiedene Varianten, von der ersten Type existieren jedoch ungezähnte Probedrucke. Echt gestempelt wurden noch keine Exemplare aufgefunden, alle bisher bekannten Belege sind eindeutig Fälschungen zum Schaden der Sammler.

Die nächste britische Propagandafälschung nahm sich die Sondermarke des Deutschen Reiches aus dem Jahr 1943 anlässlich des 20. Jahrestages von Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle als Vorlage. Man fügte das Portrait von General Witzleben (beteiligte sich am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 und wurde am 8. August 1944 hingerichtet), ersetzte das Datum das Jahrestages durch "Gehängt am 8. August 1944". Diese Propagandafälschung ist ebenfalls gestempelt nicht bekannt.

Später wurden von Großbritannien zwei Briefmarken des Deutschen Reiches der Sondermarkenserie zugunsten der Winterhilfe 1938 gefälscht. Statt der eigentlichen Bilder sah man bei dem Wert zu 12 + 6 Reichspfennig eine Karikatur von Heinrich Himmler, der mit einer Dose, auf der ein Totenkopf abgebildet ist, für die Winterhilfe sammelt. Bei dem Wert zu 3 + 2 Reichspfennig der Sondermarkenserie einen Soldaten mit eingeschlagenem Gesicht sowie im Hintergrund Julius Streicher und Heinrich Himmler anstatt der Originalzeichnung zu sehen.

Die letzte britische Propagandafälschung für das Deutsche Reich während des Zweiten Weltkriegs betraf eine Sondermarke aus dem Jahr 1944 anlässlich des 21. Jahrestags von Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle. Das Markenbild wurde durch ein Bild von Heinrich Himmler ergänzt, der einem Zivilisten Fesseln anlegt. Die Inschriften blieben unverändert. Die Propagandafälschung existiert nur postfrisch sowie als ungezähnter Probedruck.

Britische Fälschungen für von Deutschland besetzte Gebiete

Die britischen Propagandafälschungen beschränkten sich nicht nur auf das Deutsche Reich selbst. Auch für Gebiete, die von deutschen Soldaten besetzt waren, stellte man Propagandafälschungen her.

Generalgouvernment

Die Propagandafälschungen für das Generalgouvernment wurden in Großbritannien hergestellt und von der polnischen Untergrundbewegung auf Briefen und zahlreichen Propagandaschriften verwendet. Die Vorlage für diese Briefmarkenfälschungen war die Hitler-Freimarkenserie für das Generalgouvernement (hatte andere Briefmarkenausgaben als das Deutsche Reich). Beim Wert zu 20 groszy wurde das Portrait von Adolf Hitler durch das Portrait des Generalgouverneurs Hans Frank ersetzt. Der Rest des Markenbildes blieb unverändert. Neben den gestempelten Stücken auf den Briefen existieren heute auch noch ungezähnte Probedrucke sowie postfrische Stücke.

Marokko

In Marokko brachte Großbritannien Propagandafälschungen in Umlauf, die als Produkt des Deutschen Reiches ausgegeben wurden. Hierzu wurden postgültige Briefmarken Französisch-Marokkos mit dem Aufdruck „Deutsche Reichspost in Marokko“ versehen. Dies sollte eine bevorstehende deutsche Besetzung vorspiegeln. Es existieren noch 11 postfrische Exemplare zu 50 Centimes, eine Freimarke sowie 7 postfrische Exemplare der Luftpostmarke zu 1 Franc.

Kalter Krieg

Von Westberlin für die DDR

In Westberlin wurden zahlreiche Propagandafälschungen und Fälschungen zum Schaden der Post von der 1948 von Rainer Hildebrandt gegründeten Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) hergestellt. Unter anderem wurden Flugblätter in die DDR eingeschleust; die Gruppe setzte sich für die Menschenrechte ein und suchte nach vermissten Gefangenen.

Alle Propaganda- sowie „Spionage“-Fälschungen kamen tatsächlich zur Verwendung und existieren daher ausnahmslos sowohl in postfrischer als auch in gestempelter Form.

Die erste Propagandafälschung betraf die Freimarkenausgabe der DDR mit dem Bildnis des Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck. Um seinen Hals wurde ein (Galgen-)Strick gelegt und der Landesname in „Undeutsche Undemokratische Diktatur“ umgeändert. Man fälschte die Werte zu 12 und 24 Pfennig der Serie nach dieser Vorlage.

Die folgenden Propagandafälschungen betrafen insgesamt sechs Werte der Freimarkenserie „Fünfjahresplan“ der DDR. Beim Wert zu 12 Pfennig ersetzte man 1952 den Landesnamen durch die Aufforderung „Arbeite langsam in der Undeutschen Undemokratischen Republik“. Das unveränderte Markenbild zeigt einen Bauern, einen Handwerker sowie Akademiker. Bei der folgenden Propagandafälschung des Wertes zu 21 Pfennig wurde lediglich der Landesname in „Undeutsche Undemokratische Republik“ umgeändert. Das Markenbild mit der Karl-Marx-Allee erhielt die neue Bildüberschrift „Berlin Stalinallee /Straße des 17. Juni“. Da die Originalmarke des Wertes zu 24 Pfennig der Fünfjahresplan-Serie 1953 eine neue Wertangabe mittels Aufdruck erhielt, wurde ein solcher auch auf die Propagandafälschung gedruckt. Die Fälschung existiert also mit und ohne Aufdruck.

1954 wurden die nächsten beiden Propagandafälschungen dieser Serie hergestellt. Der gefälschte Wert zu 6 Pfennig behielt diese Mal den Landesnamen unverändert bei, dafür wurde jedoch das Symbol für den Fünfjahresplan, das sich in der rechten unteren Ecke bei jeder Briefmarke dieser Serie befand durch das Symbol für frei Wahlen (Schwurhand mit „W“) ersetzt. Beim Markenbild, das zwei Arbeiter zeigt, die sich die Hände reichen, wurde jedoch einiges verändert. Auf der Propagandafälschung gibt der eine Arbeiter Walter Ulbricht einen Zettel mit der Aufschrift „Freie Wahlen“ und schickt diesen nach Moskau. Beim erneut gefälschten Wert zu 24 Pfennig beschränkte man sich dieses Mal in der Bildüberschrift auf die Worte „Berlin - Straße des 17. Juni“ und fügte das Symbol für freie Wahlen ein. Der Landesname blieb auch hier unverändert.

Die letzte Fälschung der Fünfjahresplanserie betraf den Wert zu 20 Pfennig mit dem Bild des Kurhauses Bad Elster. Die Bildüberschrift wurde hier in „Elster - Bad der Werkbonzen“ abgeändert. Symbol und neuer Landesname wurden nicht eingefügt. Ende 1954 stellte die Kampftruppe die Herstellung von Propagandafälschungen ein.

Die KgU stellte jedoch nicht nur Propagandafälschungen her. Kriegspostfälschungen von zwei verschiedenen Werten der Dienstmarken der DDR richteten große Schäden an: Mit ihnen wurden Briefe mit falschen Produktionsanweisungen an zahlreiche Betriebe verschickt.

Fälschungen zum Schaden der Sammler

Unter Fälschungen zum Schaden der Sammler versteht man das Fälschen von postungültigen Briefmarken mit einem hohem Sammlerwert. Diese sollen mit betrügerischer Absicht an Philatelisten verkauft werden.

Es gab und gibt zahlreiche Fälscher, die in der Lage sind, aufgrund der modernen Technik Raritäten nahezu originalgetreu zu kopieren.

Selbst Postfälschungen sowie Kriegs- und Propagandafälschungen wurden und werden aufgrund ihres teilweise hohen Wertes zum Schaden der Sammler gefälscht. Es handelt sich also um gefälschte Fälschungen.

Schwindelausgaben

Es kommt immer wieder vor, dass Briefmarken von Ländern, die es nicht gibt, gefälscht werden. Man spricht von sogenannten Schwindelausgaben. Ein bekanntes Beispiel sind die Briefmarken der Republik Maluku Selatan, gefälscht von dem Briefmarkenhändler Henry Stolow (siehe: Maluku Selatan (Postgeschichte und Briefmarken)).

Teilfälschungen

Unter Teilfälschungen versteht man das Verfälschen einzelner Teile einer echten Briefmarke. Die häufigsten Teilfälschungen sind:

Die zahlreichen Verfälschungsarten werden eingehender in den einzelnen Fachartikeln behandelt.

Briefmarkenprüfung

Da es viele gefährliche Fälschungen zum Schaden der Sammler auf dem Markt gibt, ist es vor allem bei wertvollen Ausgaben zu empfehlen, die Briefmarke von einem Briefmarkenprüfer untersuchen zu lassen.

Die Briefmarkenprüfer eines Landes sind zu einer eigenen Organisation zusammengeschlossen. In Deutschland ist das der Bund Philatelistischer Prüfer (BPP), in Österreich der Verband Österreichischer Briefmarkenprüfer. Die jeweiligen Experten sind auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert und sind nur berechtigt, Briefmarken aus diesen zu prüfen (beispielsweise Deutsche Post in China).

Der Briefmarkenprüfer prüft die Briefmarke (oder den Beleg) auf seine Echtheit sowie Erhaltung (keine versteckten Reparaturen). Die geprüften Briefmarken werden in der Regel signiert, bei höherwertigen Briefmarken wird ein Kurzbefund beigelegt, bei sehr seltenen Briefmarken ein Attest. Beide sind mit Fotografien versehen. Dies soll vor gefälschten Signaturen bewahren.

Die Signaturen bestehen in Deutschland aus dem Name des Prüfers sowie dem Zusatz .BPP. in Österreich wird .VÖB an den Namen angehängt. Das Signum wird mit einem Stempel auf die Rückseite der Briefmarke angebracht. Es ist im Vergleich zur Briefmarke verhältnismäßig klein. Es gibt verschiedene Stellungen für die Signaturen. Ungebrauchte Briefmarken werden anders signiert als gestempelte, Briefmarken ohne Aufdruck als Briefmarken mit solch einem sowie gezähnte Stücke anders als Geschnittene. Dies macht man, da man so beispielsweise verhindert, dass Betrüger billige gezähnte Briefmarken signieren lassen, die Zähne abschneiden und sie als teure, geprüfte ungezähnt Briefmarken verkaufen. Das Signum gibt außerdem Auskunft über die Erhaltung der Briefmarke und bewahrt den Sammler so vor dem Erwerb von Briefmarken mit versteckten Mängeln.

Die Stellungen der Prüfzeichnen :

Reale Markenprüfzeichen

1. Briefmarken ohne Aufdruck (Zähnung - Durchstich - Ohne Perforation):

Beschreibung

2. Briefmarken mit Aufdruck (Zähnung - Durchstich - Ohne Perforation):

Beschreibung

3. Probedrucke, Specimen, Essays:

Beschreibung

4. Briefmarken mit Mängeln (kleinere Mängel - größere Mängel):

Beschreibung

Anmerkung: ** = einwandfreie Gummierung, * = beschädigte Gummierung, meistens durch Falz, o = gestempelt

Gefälschte Briefmarken werden vom Briefmarkenprüfer als solche gekennzeichnet. Sie erhalten auf der Rückseite den Stempel „Falsch“. Teilfälschungen werden ebenfalls als solche erkenntlich gemacht. Die Stempel lauten in diesen Fällen etwa „Stempel falsch“ oder „Gummi falsch“. Die Prüfungsdauer beträgt etwa einen Monat.

Berühmte Briefmarkenfälscher

Manche Fälscher von Briefmarken erlangten auf Grund der Perfektion ihrer Fälschungen Berühmtheit unter den Sammlern. Ihre Fälschungen sind keineswegs wertlos, sondern ein beliebter Zusatz in Sammlungen. Zu den berühmtesten (oder berüchtigsten) Briefmarkenfälschern gehören:

Literatur

  • Fritz Billig, Otto Stiedl: Grosses Handbuch der Fälschungen. F. Billig, Wien 1934
  • Ullrich Häger: Großes Lexikon der Philatelie. Bertelsmann, Gütersloh 1973
  • Wolfgang Maaßen, in Zusammenarbeit mit Wilhelm van Loo: Echt oder falsch? - das ist hier die Frage! – Fälschungen und Fälscher in der Philatelie. Ratgeber für Briefmarkensammler Bd. 3, Verlag Phil Creativ, Schwalmtal 2003, ISBN 3-932198-48-4
  • Joachim Hosang: Gezähnte Kriegspropaganda. Handbuch und Katalog
  • M. Williams: Forged Stamps of Two World Wars. London

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beyars.com: Das große Kunstlexikon von P.W. Hartmann, Stichwort "Briefmarke", abgefragt am 13. März 2009

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