Preberseeschießen

Preberseeschießen

Das Preberseeschießen ist ein jährlich im August stattfindendes Ereignis im Bundesland Salzburg / Österreich, bei dem seit 1834 Schützen aus aller Welt antreten. Es findet am Prebersee, der sich am Fuße des Preber befindet, im Gemeindegebiet von Tamsweg statt. Bei diesem Wettschießen soll eine Kugel nach dem Schuss am Wasser abprallen und erst dann ihr Ziel erreichen. Das Preberseewasser reflektiert wegen seines hohen physikalischen Gewichtes das Geschoss, das eine etwa drei Zentimeter tiefe Mulde in das Wasser drückt und als Querschläger oder Geller die hölzerne Zielscheibe trifft.

Prebersee

Inhaltsverzeichnis

Der Anfang

Es wird vermutet, dass bei der üblichen Entenjagd am Prebersee ein Jäger auf sein Opfer anlegte, stattdessen aber das Wasser traf. Von dem Effekt der abgellenden Kugel beeindruckt und neugierig gemacht, wurde aus dem anfänglichen Herumexperimentieren das Preberseeschießen. Die erste bekannte Preberseescheibe stammt aus dem Jahre 1834 und ist heute im Heimatmuseum Tamsweg ausgestellt. Daraus lässt sich schließen, dass es seit dem Jahre 1834 das Preberschießen gibt.

Die Presse

Zum offiziellen Preberseeschießen ist jeder Schütze willkommen. Der Grundsatz der Schützengesellschaft ist, jedem Interessierten die Möglichkeit zu geben, das Preberseeschießen mitzuerleben, aber es trotzdem nicht für den Tourismus zu missbrauchen. 1934 im Rahmen des 100. Jubiläumsschießens wurde das Ereignis durch die Licht und Tonbild AG Selenophon in Wien für die Wochenschau zum ersten Mal gefilmt. Nach den wenigen fotografischen Verewigungen, bot sich mit dem Filmmaterial erstmals die Chance, den Geschoßeinschlag im Wasser genauer zu erforschen.

Der Querschläger

Das Wasser des Prebersees reflektiert das Geschoss, das eine etwa 3 cm tiefe Mulde ins Wasser drückt und mit etwas Glück und Geschick prallt der „Geller“ oder „Querschläger“ an die am Seeufer aufgestellte Scheibe. Bereits 1903 wurde in einer Dissertation von Carl Ramsauer über den Rikoschettschuss und über die vielen physikalischen Zusammenspiele geforscht und nachgedacht. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich das hohe physikalische Gewicht des Moorsees. Früher wurde mit Feuerstutzen und Rundkugeln geschossen. Heute werden beim traditionellen Preberseeschießen Kleinkaliber-Standard- und Sportgewehre, jedoch ohne Lochschaft und Armstütze benutzt. Der Feuerstutzen darf aus Sicherheitsgründen nur mehr für das direkte Zielen auf die Standscheibe genutzt werden. Für das Schießen auf die Wasserscheibe werden heute Kleinkaliber-Bleigeschosse verwendet.

Die Scheibe

Schießscheiben am Prebersee

Heute wird auf sechs Wasserscheiben und sechs Standscheiben stehend frei gezielt. Die Schussdistanz von ungefähr 120 m hat sich zu früher nicht verändert; die Zielscheiben und deren Anzahl im Laufe der Zeit schon. Die erste bekannte Scheibe hatte einen Durchmesser von 80 cm, der in vier Kreisen mit je 9 cm, 18 cm, 27 cm und 36 cm Durchmesser eingeteilt ist. Aus Holz geschnitzte Lorbeeren umrahmen die Scheibe auf die der Preber und das Preberseeschießen dargestellt waren. Das Bild der ersten bekannten Preberseescheibe ist fast ein Protokoll des Ereignisses. Sie gibt Auskunft über die teilnehmenden Schützen, die namentlich in den seitlichen Lorbeeren aufgezählt werden. Ebenso wird die Jury, der Schützenschreiber und der Zieler, festgehalten. Die Inschrift dieser Scheibe aus 1834 lautet:“ Zum Andenken an das merkwürdige Wasser Scheiben Schüssen welches Herr Franz Anton Winkler, bürgerl. Handelsmann in Tamsweg, den 4. November 1834 wegen der seltenen schönen Jahreszeit gegeben hat in Prebersee“. Aber nicht nur die gute Stimmung und die Jahreszeit sind in der Scheibe verewigt. Anhand der Kugellöcher lässt sich konstruieren wie viele Schüsse an jenem Preberseeschießen gefeuert wurden (der damalige Zieler nummerierte 68 Schüsse), wie viele getroffen haben (42 Einschläge) und die sich daraus ergebenden 26 Fehlschüsse. Heute haben die Holzzielscheiben einen Durchmesser von 22,5 cm und sind von einem 90 cm x 100 cm großen Rahmen umgeben. Das Zentrum der Scheibe befindet sich 90 cm über dem Wasserspiegel. Mit einem Tiefschuss aus 150 cm versuchen bis zu 150 Schützen, die aus aller Welt anreisen, ihr Glück.

Die Treffer

Bei ruhigem Wetter stehen die Chancen für viele exakte Treffer gut. Es werden nur die „Blättchen“ (Treffer) gewertet und so haben auch Ungeübte oft das Glück unter den Preisträgern zu sein. Im Gegensatz zu heute ist das Werten der Treffer früher richtig spannend und unterhaltsam gewesen. Denn war der Schuss erst einmal abgefeuert, dann wurde ein so genannter „Zieler“ verständigt, der dann meist kostümiert aus seiner Deckung sprang und den Einschlag auf der Scheibe suchte. War kein Treffer zu finden, dann zeigte der Zieler begleitet von lustigen Gebärden mit einem Zielerlöffel, auch Zielerrute genannt, den Fehlschuss an. Wurde aber getroffen, dann wurde mit der Zielerrute die Entfernung zum Zentrum vermessen. Je nach dem wie oft der Zielerlöffel dazwischen passte, machte der Zieler dann die gleiche Zahl Purzelbäume oder Luftsprünge. Lag der Schuss genau im Zentrum, ritt der Zieler auf einem Steckenpferd um die Scheibe herum, was oftmals mit einem Sprung in den See endete.

Das Zielen

Schießstand am Prebersee

Ungefähr 120 m beträgt die Entfernung des Schießstandes zu den Scheiben, die am Ufer des Sees so aufgestellt werden, dass auf das Spiegelbild im Wasser gezielt und geschossen werden kann. So einfach das klingt, es ist ein schwieriges und mit Glück behaftetes Unterfangen, ins Schwarze zu treffen. Die Schützen müssen die teils willkürliche Bewegung des Wassers berücksichtigen. Dazu suchen sie sich einen Zielpunkt in einem gewissen Abstand von der Originalscheibe oder der Uferlinie. Ein typischer Schießfehler unterläuft den Schützen leicht, durch das Umkehren des Zieles im Spiegelbild.

Die Briefmarke

Die Preberseeschützen gehören keinem Dachverband an. Sie stehen finanziell auf eigenen Beinen und sind daher auf Unterstützung angewiesen oder müssen bei Bedarf über ihren eigenen Schatten springen und das Preberseeschießen vermarkten. Eine großzügige Gönnerin des Preberseeschießens war die Gräfin Szapáry, die das Schützen- und Jagdwesen im Lungau sehr unterstützte. 2001 wurde den Preberseeschützen zu Ehren eine Sonderbriefmarke in der Serie „Volksbrauchtum und volkskundliche Kostbarkeiten“ gewidmet.

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