Pēteris Stučka

Pēteris Stučka

Pēteris Stučka (russ.: Пётр Иванович (Янович) Стучка , dt.: Peter Stucka, auch Pjotr Iwanowitsch Stutschka) (* 14. Juli 1865 Pakuli; † 25. Januar 1932 Moskau) war ein lettischer Advokat und Politiker. Er war 1919 zwischenzeitlich Ministerpräsident Lettlands und von 1923 bis 1932 erster Volkskommissar der Justiz der UdSSR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stucka wurde am 14. Juli 1865 als Sohn eines Lehrers auf dem Gut Pakuli in der Gemeinde Koknese (deutsch: Kokenhusen) unweit der jetzigen Stadt Aizkraukle (deutsch: Ascheraden) im damaligen Livländischen Gouvernement geboren.

Nachdem Stucka 1884 das Gymnasium abgeschlossen hatte, studierte er an der juristischen Fakultät an der Sankt Petersburger Universität. Während dieser Zeit wurde er mit revolutionärem Gedankengut konfrontiert und begann illegale Literatur zu lesen. Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1888 leitete Stucka ab dem 18. Oktober bis zu seiner Verhaftung im Jahre 1897 gemeinsam mit dem lettischen Dichter Rainis (Jānis Pliekšāns) die Herausgabe des lettischen Tagblattes (lett.: Dienas lapa). Stucka war mit Dora Pliekšāns verheiratet, der Schwester von Rainis.

Stucka arbeitete nach seinem Universitätsabschluss als Anwalt und entwickelte sich zu einem aktiven Anführer der lettischen Intelligenz.

Ab 1895 engagierte Stucka sich in der sozialdemokratischen Bewegung, die sich „Neue Strömung“ (lett.: jaunstrāvnieki) nannte. Wegen seiner aktiven Tätigkeit für die revolutionären Ideen wurde Stucka 1897 verhaftet und für fünf Jahre in die Verbannung ins Vjatsker Gouvernement geschickt.

Nach der Rückkehr aus der Verbannung führte er seine Anwaltskanzlei weiter. 1904 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Lettischen Sozialdemokratischen Partei und 1906 Mitglied der Sozialdemokraten des Lettischen Gebiets. Er beteiligte sich an den Russische Revolution 1905 bis 1907. In deren Folge verteidigte er als Anwalt vorwiegend verhaftete Revolutionäre.

Von 1911 bis 1914 lieferte Stucka Artikel für die bolschewistischen Zeitungen „Stern“ (russ.: Звезда) und „Wahrheit“ (russ.: Правда). Er beteiligte sich aktiv an der Februarrevolution 1917 und wurde zum Führer der Bolschewiki in Lettland. Er begründete die Notwendigkeit der staatlichen Zusammenführung des autonomen Lettlands mit Russland.

Mit der Oktoberrevolution 1917 wurde Stucka erster Volkskommissar für Justiz.

Vom 15. Januar 1919 an war er Präsident der Lettischen Sowjetprepublik und schuf eine Verfassung nach dem Vorbild der RSFSR, mit der die Letten „in engstem brüderlichen Bündnis den gemeinsamen Kampf gegen die ausländischen Imperialisten“ führen sollten. Die kurze Zeit seiner Regierung zeichnete sich vor allem durch Terror gegen Klassenfeinde aus. Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage - es wurden Lebensmittel konfisziert und nach Rußland geschickt - verlor er auch den Rückhalt bei den unteren Gesellschaftsschichten. Am 22. Mai 1919 floh er mit seiner Regierung aus Riga und kontrollierte nur noch ein kleines Gebiet in Lettgalen. Vom 6. März 1919 bis 13. Januar 1920 hatte er den Vorsitz der Lettischen Kommunistischen Partei inne. An diesem Tag trat die bereits aus Lettland vertriebene Räteregierung zurück. Damit war der Weg für einen Friedensvertrag zwischen der Sowjetunion und der Republik Lettland frei

1920 leitete er in Moskau die Herausgabe der ersten Enzyklopädie „Staat und Recht“. Er beeinflusste maßgeblich die Ausarbeitung des Strafrechts, der Strafprozessordnung, des Arbeitsrechts und des Familienrechts in der UdSSR.

Vom Januar 1923 bis zu seinem Tod wirkte Stucka als erster Vorsitzender des Hohen Gerichts der UdSSR.

Nach dem Tod Stuckas wurde seine Urne an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt.

Namensträger

Literatur

  • Dienas Lapa vom 18. Oktober 1888 (PDF - in altlettischer Schreibweise) erstmals mit Stutschka als verantwortlichem Redakteur
  • Stutschka, Peter: Das Problem des Klassenrechts und der Klassenjustiz; Hamburg: C. Hoym Nachf.; 1922
  • Stučka, Pēteris: Die revolutionäre Rolle von Recht und Staat / Übers. u. Einl. von Norbert Reich; Frankfurt a.M.: Suhrkamp; 1969

Weblinks


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