Raimund V. (Toulouse)

Raimund V. (Toulouse)

Raimund V. von Toulouse (franz.: Raymond; okzt.: Ramon; * 1134; † Dezember 1194 in Nîmes) war ein Graf von Toulouse, Quercy, Rouergue und Markgraf von der Provence aus dem Geschlecht der Raimundiner. Er war der älteste Sohn des Grafen Alfons Jordan von Toulouse und dessen Ehefrau Faydiva d'Uzès.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Grafschaft Toulouse (grün) und seine Vasallen (hellgrün) im 12. Jahrhundert

Raimund folgte seinem 1148 verstorbenen Vater in dem ausgedehnten Territorialkonglomerat des Hauses Toulouse nach. Während seiner Herrschaft sah er sich der Bedrohung durch die Plantagenets („Angevinisches Reich“) ausgesetzt. Heinrich Plantagenet erhob im Namen seiner Frau Eleonore von Aquitanien Anspruch auf Toulouse. Um diesen abzuwehren, lehnte sich Raimund stärker als seine Vorgänger an die französische Krone unter König Ludwig VII. an, dessen Schwester er heiratete. Im Sommer 1159 zog Heinrich Plantagenet mit einem großen Heer vor Toulouse, das er belagerte. Zu Raimunds Rettung erschien König Ludwig VII. mit kleinem Gefolge in der Stadt, wodurch er Heinrich Plantagenet zu einem Abbruch der Belagerung nötigte, denn dieser war für seine französischen Besitzungen ein Vasall des Königs, den er keiner Gefahr aussetzen durfte. Dies war das erste Mal seit mehreren Jahrhunderten, dass ein französischer König wieder Präsenz in Toulouse gezeigt hatte. Beim letzten Mal 864 hatte König Karl der Kahle die Vorfahren Raimunds in Toulouse als Grafen eingesetzt.

Zur Vermeidung eines noch größeren französischen Einflusses vollzog Raimund 1165 einen politischen Kurswechsel und ließ sich von seiner Frau scheiden. Durch seine mögliche Verlobung mit Richeza, einer Cousine des Kaisers Friedrich Barbarossa, näherte er sich stärker den Staufern an. Gegenüber Aragón selbst, dem Erzrivalen von Toulouse um die Vorherrschaft im Languedoc, konnte Raimund seine Position stärken, nachdem König Alfons II. von Aragón in Feindschaft zu seinem eigenen Vasallen Roger II. Trencavel geraten war. Dieser war zuvor ebenfalls ein Gegner von Toulouse, verbündete sich nun aber mit Raimund, um sich gegen den 1170 erfolgenden Angriff von König Alfons verteidigen zu können. Der Krieg endete 1171 mit einem Fehlschlag Aragóns, womit auch das Bündnis zwischen Toulouse und Trencavel endete, denn Roger II. Trencavel näherte sich danach wieder Aragón an.

1173 gelang Raimund ein Ausgleich mit den Plantagenets, gab seine formelle Vasallität zu Kastilien auf und huldigte in Limoges Heinrich Plantagenet und dessen Söhnen, König Heinrich und Herzog Richard Löwenherz. Toulouse sollte fortan ein Lehen Aquitaniens sein und wurde zur Abgabe von Pferden als Jahrestribut und zur Stellung von Rittern zur Kriegsdiensten verpflichtet. Diese Unterwerfung brachte für Raimund im Gegenzug die Anerkennung seitens des Herzogs von Aquitanien als rechtmäßiger Graf von Toulouse ein, womit der Erbstreit mit Aquitenien faktisch beendet wurde.

Trotz der Huldigung zu den Plantagenets versuchte Raimund eine weitgehend unabhängige Position zu bewahren. Er nutzte die innerfamiliären Konflikte der Plantagenets zu seinem Vorteil, besonders um Herzog Richard Löwenherz zu schwächen. Er unterstützte daher im Bruderkrieg von 1182 den jungen König Heinrich gegen Richard Löwenherz. Nachdem der junge Heinrich 1183 überraschend starb, führte Raimund den Kampf gegen Richard Löwenherz fort, geriet dabei aber in die Defensive. Löwenherz hatte sich 1186 mit König Alfons II. von Aragón verbündet, wodurch Raimund in einen Zweifrontenkrieg geriet. Löwenherz besetzte das Quercy und Albigeois während Alfons II. in das Languedoc vordrang und Raimund zur Aufgabe der Belagerung von Carcassonne zwang. Gerettet wurde er durch ein Eingreifen König Philipps II. August, der 1187 in das untere Berry vordrang und so Richard Löwenherz bedrohte. Die Konfliktparteien einigten sich darauf auf einen Waffenstillstand, indem Raimund mehrere Burgen im Quercy als Sicherheit an Richard Löwenherz übergeben musste. Während dessen Abwesenheit im Heiligen Land versuchte Raimund seine verloren gegangenen Burgen zurückzuerobern, wurde daran aber von Prinz Sancho von Navarra, dem Schwager von Richard Löwenherz, gehindert.

Raimund V. starb 1194 in Nîmes und wurde dort in der Kathedrale Notre Dame bestattet.

Bewertung

Unter Raimund V. erreichte die Grafschaft Toulouse ihren Höhepunkt der Macht, allerdings leitete seine Regierung auch ihren Niedergang ein. Seine ständigen kriegerischen Aktivitäten sowie die Emanzipation der Stadt Toulouse von der gräflichen Herrschaft haben das Grafenhaus wirtschaftlich angeschlagen. Die gräfliche Autorität wurde zusätzlich durch die prosperierende Sekte der Katharer angegriffen, die 1163 im Konzil von Tours vom Papst als häretisch eingestuft wurde. Nach dem Konzil von Lombers (1176), an dem Raimund, seine Frau und Roger II. Trencavel teilnahmen, gelang den Katharern die Etablierung einer eigenen Kirchenorganisation im Languedoc. Obwohl Raimund bei der Abtei von Cîteaux um Unterstützung gegen die Häretiker bat (Belagerung von Lavaur 1181), breiteten sie sich in der Folgezeit weiter aus. Der 1209 beginnende Feldzug zu ihrer Bekämpfung (Albigenserkreuzzug) führte schließlich auch zum Ende der Grafschaft Toulouse.

Ehen und Nachkommen

Raimund V. heiratete am 10. August 1154 die französische Prinzessin Konstanze, eine Tochter König Ludwigs VI. des Dicken und Witwe des Grafen Eustach IV. von Boulogne. Die Ehe wurde 1165/66 geschieden, ihre Kinder waren:

Weiterhin hatte Raimund zwei uneheliche Kinder, den Sohn Peter Raimund und die Tochter India, die zuerst mit dem Vizegrafen Gilbert von Lautrec und dann mit dem Sire Bernard Jourdain de l'Isle-Jourdain verheiratet war.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Alfons Jordan Graf von Toulouse
Blason Languedoc.svg

1148–1194
Raimund VI.

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