Raubmilben

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Raubmilbe

Raubmilbe

Systematik
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Unterklasse: Milben (Acari)
Überordnung: Parasitiformes
Ordnung: Mesostigmata
Unterordnung: Monogynaspida
Kohorte: Raubmilben
Wissenschaftlicher Name
Gamasina
Detailaufnahme des Kopfbereichs (Gnathosoma) einer Raubmilbe.

Raubmilben (Gamasina, früher: Gamasida) sind eine Gruppe, die innerhalb der Milben (Acari) zur Überordnung Parasitiformes gehören.

Inhaltsverzeichnis

Lebensweise

Raubmilben besitzen wie alle Milben vier Beinpaare. Auf Säugetieren parasitierende Raubmilben werden etwa 450µm mal 300µm (Weibchen) bzw. 300µm mal 200µm (Männchen) groß. Charakteristisch ist der in der Aufsicht sechseckige, dorsal und ventral abgeflachte Körper. Die Beine überragen den Körperrand deutlich. Im Kopfbereich sind kräftige, in Haken auslaufende Greifwerkzeuge (Maxillarpalpen) ein auffälliges Merkmal. Die Milben entwickeln sich aus einem Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien innerhalb von etwa vier Wochen zum ausgewachsenen Tier. Die Milben ernähren sich überwiegend von Hautprodukten des Wirtes. Je nach Wirt fungiert die Milbe als Schädling oder als Nützling.

Befall von Säugetieren

Der Befall mit Raubmilben (Cheyletiellose) führt zur Ausbildung von Hauterkrankungen. Bei den häufig an Haustieren beobachteten Veränderungen treten räudeartige Symptome vor allem im Bereich von Kopf und Rücken auf. Auch Menschen können von der Milbe befallen werden, was sich in einer stark juckenden Dermitis mit hirsekorngroßen, flachen Knötchen auf der Haut äußert. Am häufigsten beobachtete Erreger sind hier die Cheyletiellen. Da sie sich nach dem Auskämmen wie bewegliche Hautschuppen darstellen, werden sie auch als walking dandruff bezeichnet. Obwohl die Parasiten vorwiegend die Hautoberfläche besiedeln, können sie sich Rückzugsgelegenheiten in der Haut in Form von Pseudotunneln schaffen. Eine nicht unerhebliche Bedeutung für die Verbreitung der Milben haben Läuse, Flöhe und Fliegen, mittels derer die Milben von Wirt zu Wirt verbracht werden können.

Anwendung als Nützling

Als Nützlinge werden Raubmilben teilweise gezielt zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Dies kommt in der ökologischen Landwirtschaft und im ökologischem Weinbau, integrierten Weinbau und Obstbau zur Anwendung, da wegen des eingeschränkten chemischen Pflanzenschutzes höhere Populationen erwartet werden können und die Raubmilben so die Schädlinge, wie Spinnmilben und Kräuselmilben unter Kontrolle bringen können.

In Österreich werden derzeit Unter-Glas Kulturen im Gemüse- und Zierpflanzenbau auch in der integrierten Pflanzenproduktion zu einem großen Teil mit Nützlingen wie Raubmilben behandelt. Für Raubmilben ist in Österreich, wie auch in vielen anderen EU-Länderen ein Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel verpflichtend, um diese als solche in den Verkehr bringen zu dürfen.

Im Weinbau ist die Raubmilbe Typhlodromus pyri von großer Bedeutung. Sie ist in Weingärten bei Durchführung eines nützlingsschonenden Pflanzenschutzes (Integrierte Produktion, Biologischer Weinbau) ausreichend vorhanden und kann Schadmilben so unterdrücken, dass keine Schädigung von Schadmilben (Rote Spinne, Bohnenspinnmilbe, Kräuselmilben, Pockenmilben, junge Schildlauslarven oder Thripsen) über der wirtschaftlichen Schadensschwelle verursacht wird. Pflanzenschutzmittel sind heute auf die Schädigung von Nützlingen geprüft und danach werden entsprechende Empfehlungen gegeben. [1]

Systematik

Die früher als Unterordnung, heute als Kohorte bezeichnete Gruppierung wird wie folgt gegliedert.[2][3]:

Unterkohorte Epicriiae

  • Überfamilie Epicrioidea
    • Familie Epicriidae (4 Gattungen, 17 Arten)
  • Überfamilie Zerconoidea
    • Familie Zerconidae (37 Gattungen, 214 Arten)
    • Familie Coprozerconidae (1 Art)

Unterkohorte Arctacariae

  • Überfamilie Arctacaroidea
    • Familie Arctacaridae (2 Gattungen, 6 Arten)

Unterkohorte Parasitiae

  • Überfamilie Parasitoidea
    • Familie Parasitidae (32 Gattungen, 363 Arten)

Unterkohorte Dermanyssiae

  • Überfamilie Rhodacaroidea
    • Familie Ologamasidae (36 Gattungen, 236 Arten)
    • Familie Rhodacaridae (18 Gattungen, 63 Arten)
    • Familie Digamasellidae (5 Gattungen, 170 Arten)
    • Familie Laelaptonyssidae (1 Gattung, 6 Arten)
    • Familie Teranyssidae (1 Art)
    • Familie Halolaelapidae (6 Gattungen, 56 Arten) (früher in der Überfamilie Ascoidea)
  • Überfamilie Veigaioidea
    • Familie Veigaiidae (4 Gattungen, 59 Arten)
  • Überfamilie Eviphidoidea
    • Familie Eviphididae (15 Gattungen, 78 Arten)
    • Familie Macrochelidae (26 Gattungen, 248 Arten)
    • Familie Pachylaelapidae (18 Gattungen, 86 Arten)
    • Familie Parholaspididae (12 Gattungen, 91 Arten)
  • Überfamilie Ascoidea
    • Familie Ascidae (39 Gattungen, 558 Arten)
    • Familie Ameroseiidae (10 Gattungen, 64 Arten)
    • Familie Melicharidae
  • Überfamilie Phytoseioidea
    • Familie Phytoseiidae (67 Gattungen, 2000 Arten)
    • Familie Blattisociidae
    • Familie Otopheidomenidae (9 Gattungen, 18 Arten)
    • Familie Podocinidae (7 Gattungen, 25 Arten)
  • Überfamilie Dermanyssoidea
    • Familie Laelapidae (134 Gattungen, 746 Arten)
    • Familie Larvamimidae (1 Gattung, 4 Arten)
    • Familie Varroidae (1 Gattung, 5 Arten)
    • Familie Dermanyssidae (5 Gattungen, 37 Arten)
    • Familie Iphiopsididae (10 Gattungen, 45 Arten) (früher als Unterfamilie in Laelapidae)
    • Familie Hystrichonyssidae (1 Art)
    • Familie Macronyssidae (26 Gattungen, 127 Arten)
    • Familie Rhinonyssidae (30 Gattungen, 160 Arten)
    • Familie Spinturnicidae (13 Gattungen, 48 Arten)
    • Familie Spelaeorhynchidae (1 Gattung, 5 Arten)
    • Familie Halarachnidae (7 Gattungen, 10 Arten)
    • Familie Entonyssidae (7 Gattungen, 9 Arten)
    • Familie Ixodorhynchidae (8 Gattungen, 12 Arten)
    • Familie Dasyponyssidae (2 Gattungen, 2 Arten)
    • Familie Manitherionyssidae (1 Art)

Weblinks

 Commons: Mesostigmata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Horst Diedrich Mohr: Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, ISBN 3-8001-4148-5
  2. G. W. Krantz und D. E. Walter (Hrsg.): "A Manual of Acarology. Third edition, Texas Tech University Press, 2009, S. 111-117
  3. Wolfgang Karg: Acari (Acarina), Milben Parasitiformes (Anactinochaeta), Cohors Gamasina Leach, Raubmilben. In: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und ihrer Lebensweise, 59. Teil, 2. Überarbeitete Auflage, VEB Gustav Fischer Verlag, Jena, 523 S., ISBN 3931374483

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