Regiswindis

Regiswindis
Älteste schriftliche Erwähnung in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts
Regiswindis wird tot im Neckar treibend aufgefunden. Gemälde in der Regiswindiskirche

Regiswindis, auch Reginswindis oder Rensin (* um 832 in Lauffen am Neckar; † um 839 ebenda im Alter von sieben Jahren) ist eine Ortsheilige in Lauffen am Neckar. Der Sage nach soll die Grafentochter dort ermordet worden sein. Seit dem 13. Jahrhundert gilt sie als Heilige. Außer in Lauffen sind ihr auch an weiteren Orten Kirchen geweiht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Regiswindiskirche in Lauffen

Regiswindis war angeblich die Tochter des Grenzgrafen Ernst aus dem oberpfälzischen Nordgau, welcher im 9. Jahrhundert von Kaiser Ludwig dem Frommen mit Lauffen belehnt wurde.

Nach der Sage soll der Graf den Befehl gegeben haben, seinen Pferdeknecht wegen Unachtsamkeit auspeitschen zu lassen. Die Schwester dieses Knechtes soll jedoch die Amme der kleinen Regiswindis gewesen sein. Aus Rache soll nun die Amme die ihr anvertraute Regiswindis erwürgt und vom Burgfelsen hinab in den Neckar gestoßen haben. Die Amme wollte sich anschließend selbst in den Fluss stürzen, wurde aber von hinzukommenden Leuten abgehalten und gestand ihr Verbrechen. Drei Tage später wurde das tote Mädchen von Lauffener Fischern aus dem Neckar gezogen, mit rötlicher Haut, glücklichem Gesichtsausdruck und gefalteten Händen (nach anderen Quellen: mit ausgestreckten Armen, so dass der Körper die Kreuzform bildete).

Der Leichnam wurde zunächst auf dem Kirchhof bestattet. Kurze Zeit später neigte sich die alte, aus dürftigem Holz erbaute Kirche dem Grab zu und stürzte am Folgetag ein. Hierbei könnte es sich um die bereits im 8. Jahrhundert erwähnte Martinskirche gehandelt haben, oder aber um eine nur zweifelhaft aus Fundamentresten nachweisbare Kirche, die dem Gewann „Kirchlein“ einst seinen Namen gab.

Der Würzburger Bischof Hunbert errichtete daraufhin eine Kapelle, worin die Gebeine der Regiswindis verbracht wurden. In der Folgezeit setzte eine Regiswindis-Verehrung ein und es gab Überlegungen seitens des Bistums Würzburg, die Gebeine nach Würzburg zu überführen.

Regiswindis wurde der Literatur zufolge im Jahr 832 oder wenig später geboren und soll zum Zeitpunkt ihres Todes 7 Jahre alt gewesen sein, womit der Vorfall auf das Jahr 839 oder Folgejahre datiert. Die ältesten schriftlichen Quellen zu dieser Begebenheit datieren aus dem 11. Jahrhundert (Acta Sanctorum Jul.).

Im Jahr 1227 wurde Regiswindis schließlich vom damaligen Bischof von Würzburg für heilig erklärt. Zu ihrer weiteren Verehrung wurde in jenem Jahr der Grundstein für die Regiswindiskirche als neue Hauptkirche in Lauffen gelegt. Der Leichnam der Heiligen wurde in einen steinernen Sarg in dieser Kirche umgebettet. Im frühen 16. Jahrhundert verwahrte man die Reliquie dann in einem kostbaren silbernen Schrein in einem steinernen Schrank in der Chornordwand der Regiswindiskirche auf. Nach der Schlacht bei Lauffen 1534 kam der silberne Schrein abhanden, woraufhin die Gebeine in einen schlichteren Zinnsarg gebettet wurden, der wenig später ebenfalls verlorenging. Der alte steinerne Schrein von 1227 blieb lange Zeit auf dem Friedhof aufgestellt, bevor er um 1880 im Chor der neben der Regiswindiskirche stehenden St.-Anna-Friedhofskapelle aufgestellt wurde, die seit jener Zeit als Regiswindiskapelle bezeichnet wird.

Ortswappen von Vilchband

Kirchenpatrozinien

Neben der Kirche in Lauffen am Neckar gibt es noch weitere Regiswindiskirchen. Regiswindis ist die Patronin der Kirche in Vilchband im Main-Tauber-Kreis, wo sie auch im Ortswappen abgebildet ist. Die Stadtpfarrkirche in Gerolzhofen (Landkreis Schweinfurt) heißt Heilige Maria vom Rosenkranz und Heilige Regiswindis. Bis 1865 war Regiswindis Patronin der heutigen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Elfershausen. Alle drei Orte gehörten einst zum Bistum Würzburg.

Rezeption

Literatur

  • J. E. Stadler, F. J. Heim und J. N. Ginal (Hrsg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon. Bd. 5, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung, Augsburg 1882, S. 55–56 (bei zeno.org).
  • Hansmartin Schwarzmaier: Die Reginswindis-Tradition von Lauffen. Königliche Politik und adelige Herrschaft am mittleren Neckar. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 131, Kohlhammer, Stuttgart 1983, S. 163–198.
  • Karl H. Mistele: St. Reginswind in Legende und Geschichte. In: Heimatbuch der Stadt Lauffen am Neckar anläßlich des großen Stadtfests im Jahre 1984. Stadt Lauffen am Neckar, Lauffen am Neckar 1984, S. 95–100.
  • Albrecht Kottmann und Gudrun Kottmann: Evangelische Kirchen in Lauffen am Neckar. Regiswindiskirche, Regiswindiskapelle, Martinskirche. 2. Auflage. Schnell & Steiner, München u.a. 1980 (Kunstführer. Nr. 783)

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