Richard Kaselowsky

Richard Kaselowsky

Richard Kaselowsky (* 14. August 1888 in Bielefeld; † 30. September 1944 ebenda bei einem Luftangriff) war ein deutscher Industrieller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kaselowsky war der älteste Sohn des Fabrikanten Richard Kaselowsky und der Elise Pauline, geborene Delius. 1907 legte er in Bielefeld das Abitur ab. Er studierte Rechtswissenschaften in Bonn, Berlin und Freiburg im Breisgau. 1908 bis 1910 absolvierte er eine Banklehre bei der Rheinisch-Westfälischen Disconto Gesellschaft in Bochum. Seinen Militärdienst begann er am 1. Oktober 1910 beim 7. Feldartillerieregiment in München, wurde aber wegen Krankheit 1911 vorzeitig entlassen. Danach absolvierte er eine Ausbildung beim Bankhaus Delbrück, Schickler & Co. in Berlin und lernte dort Rudolf Oetker (1889-1916) kennen, den Sohn des Apothekers und Unternehmers August Oetker. Ab April 1913 setzte er seine Ausbildung an einem Londoner Bankhaus fort.

1914 wurde Kaselowsky Geflügelzüchter und gründete in der Nähe von Bad Nauheim einen Mustergeflügelhof als Lehr- und Zuchtanstalt. 1916 wurde er zum Militärdienst eingezogen. Während der Dienstzeit studierte er an der Universität Frankfurt und promovierte dort im Juli 1919 mit seiner Dissertation „Der Rheinisch-Westfälische Kuxenmarkt“.

1919 heiratete er Ida Oetker (geborene Meyer), die Witwe von Rudolf Oetker, der 1916 als Soldat bei Verdun getötet worden war. Mit diesem Schritt stieg er in die Firma Dr. Oetker ein und wurde bald auch Teilhaber. 1920 übernahm er faktisch die Führung des Unternehmens. Zu dieser Zeit waren bereits über 600 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Er setzte den Erfolg des Gründers fort und weitete Produktion und Vertrieb auch im Ausland aus.

Kaselowsky war Aufsichtsratsvorsitzender der Chemische Fabrik Budenheim AG Mainz, der Gundlach AG in Bielefeld, Aufsichtsratsmitglied der Vogt und Wolf AG Gütersloh, der Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft (später „Reederei Hamburg Süd“), sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kochs Adler Nähmaschinenwerke AG (heute Dürkopp Adler AG), der Gebrüder Borchers AG und der Deutschen Bank. 1926 gründete er in Ebbesloh, heute zu Gütersloh gehörend, ein Gestüt zur Vollblut-Zucht.

Kaselowsky war ab dem 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP, später auch als SS-Gruppenführer Mitglied der SS, sowie Mitglied des Freundeskreises Reichsführer-SS.[1] Er starb am 30. September 1944 zusammen mit seiner Frau Ida und ihren Töchtern Ilse und Ingeborg bei einem Angriff von US-Bombern auf die Stadt Bielefeld im Keller (Privatbunker) ihrer Villa, als das Haus einen Treffer erhielt.

In der Nachkriegszeit war Kaselowsky in Bielefeld stark umstritten, vor allem während des Streits um die Benennung der von seinem Stiefsohn Rudolf-August Oetker mitfinanzierten Kunsthalle Bielefeld. Während die Familie Oetker seine Rolle als Vater und erfolgreicher Unternehmer hervorheben will und ihn wegen seines Todes als Opfer des Weltkriegs bezeichnet, wird von anderer Seite kritisiert, dass seine Nähe und die der Firma zum Nationalsozialismus nie ausreichend reflektiert worden sei. Heute fördert die von der Familie Oetker eingerichtete Ida und Richard Kaselowsky Stiftung soziale und wohltätige Zwecke.

1998 strich eine Mehrheit von SPD und Grünen im Stadtrat nach langen Debatten den Namen Kaselowskys aus der Bezeichnung der Kunsthalle. Zum 85. Geburtstag von Rudolf-August Oetker wurde 2001 die Straße, an der die Villa von Kaselowsky stand, in Kaselowskystraße umbenannt. Proteste gegen die Straßenbenennung halten an.

Literatur

  • Georg Wenzel: Deutsche Wirtschaftsführer, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg - Berlin - Leipzig, 1929, S. 1095
  • Czeslav Sawicki: Das Unternehmen Oetker in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Provinz unterm Hakenkreuz. Diktatur und Widerstand in Ostwestfalen-Lippe, Hg. Von Wolfgang Ehmer, Uwe Horst, Helga Schuler-Jung. AJZ-Verlag Bielefeld 1984, S.153-164. (Auszug online)
  • Rüdiger Jungbluth: Die Oetkers - Geschäfte und Geheimnisse der bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37396-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 300.

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