Rollo der Wikinger

Rollo der Wikinger
Rollo-Statue in Rouen
Grab Rollos in Rouen

Rollo (* 860 (?); † 931 oder 932) ist der fränkisch-lateinische Name eines Wikingers, der im Jahre 911 den letzten großen Überfall der Wikinger auf Frankreich kommandierte. Die späteren isländischen Sagas identifizieren ihn mit Hrolf Ganger (in Skandinavien auch Gånge Rolf genannt), doch diese Zuweisung gilt inzwischen als unsicher.[1] Dudo von Saint-Quentin hielt ihn für einen Dänen. Diese Aussage hat Gewicht, da sein Informant Raoul d’Ivry ein Halbbruder des Normannenherzogs Richard I. war. Zudem kam er mit einem dänischen Kontingent aus England.

Angeblich soll sein Name Rollo der Wanderer daher stammen, dass er so groß gewesen ist, dass ihn kein Pferd tragen konnte und er daher den gesamten Landweg von Skandinavien bis Frankreich zu Fuß gehen musste. Man kann dies getrost als Übertreibung bezeichnen, mit der erklärt werden sollte, warum gerade Rollo das Gebiet übertragen bekam, obwohl er sich doch selbst nur Primus inter pares nannte und eigentlich nicht einmal Stammesfürst war.

Er schloss mit Karl dem Einfältigen 911 den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte. Rollo ließ sich taufen und erhielt dafür ein Gebiet am Unterlauf der Seine als Lehen. Dies geschah aus der Not heraus, da er nach mehreren schweren Niederlagen die völlige Vernichtung seines verbliebenen Kontingents befürchten musste. Flodoard von Reims, der zeitlich den Ereignissen nahestand, nennt ihn namentlich nicht. Vielmehr wird dort nur der „princeps Normannorum“ genannt, dessen Sohn Wilhelm sich Karl kommendiert habe.

Die Grafschaft Rouen war der Ursprung der heutigen Normandie. In erster Ehe war er mit Poppa von Bayeux verheiratet. Mit ihr hatte er eine Tochter, Adele, Herzogin von Poitou, und einen Sohn, Wilhelm I. (Normandie) (900–942). In einem Klagelied auf dessen Tod heißt es, er sei von einem „transmarinus pater“ (einem Vater von jenseits des Meeres) gezeugt worden in „errore paganorum permanente“ (in einem dauernden heidnischen Irrtum). Richer von Reims, Histoire de France (888–995), beschreibt ihn als „dux Rollo, fili Catilli“ (Herzog Rollo, Sohn des Catillus), ein Anführer von Piraten („pyratae“), die Neustrien und das Loiregebiet verheerten.[2] In einem Translationsbericht aus dieser Zeit werden er und seine Wikinger als beutegierig und grausam geschildert, ihnen wird auch Folter vorgeworfen.[2]

In zweiter Ehe soll er angeblich Gisela, eine Tochter Karls des Einfältigen, geheiratet haben. Nach seinem Tod wurde er in der Kathedrale von Rouen bestattet.

Seine Nachfolger nannten sich Herzöge der Normandie und waren in das christliche Feudalsystem des frühen Frankreich integriert. Dessen Richtlinien lieferten dann auch später die Rechtsgrundlage für die Eroberung Englands durch einen Nachfolger Rollos. Rollo ist ein direkter Vorfahre Wilhelms des Eroberers (1027–1087).

Die Deutschrock-Band Torfrock verwendet die Figur „Rollo der Wikinger“ in ihren Liedern, die jedoch weniger Elemente des historischen Vorbilds als des Comic-Wikingers Hägar der Schreckliche besitzt.

Literatur

  • Claus Krag: Vikingtid og Rikssamling 800–1130. Aschehougs Norges Historie Bd. 2. Oslo 1995.
  • Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und Angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhundert. München 1977. ISBN 3-7705-1327-4

Einzelnachweise

  1. Claus Krag: Vikingtid og Rikssamling 800–1130. Aschehougs Norges Historie Bd. 2. Oslo 1995, S. 18.
  2. a b Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und Angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhundert. München 1977, S. 287.

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