Rosshaareinlage

Rosshaareinlage

Als Rosshaar werden das kürzere und härtere Körperhaar sowie das Schweif- und Mähnenhaar des Pferdes bezeichnet. Es wurde früher überall wo Pferdezucht betrieben wurde für den Markt gesammelt. Es wurde zunächst mit Wasser ausgekocht und dann durch Hecheln und nach der Farbe sortiert. Die langen Haare wurden früher vor allem zur Herstellung der von Frauen und Männern des Adels getragenen Perücken verwendet. Die kurzen Haare wurden in Zöpfe zusammengedreht (Krull- oder Krollhaar) und als Polstermaterial, als Füllung für Matratzen, Rosshaarkissen und Reitsattel oder in der Schneiderei als Einlage verwendet. Es wurden auch ganze Rosshaardecken hergestellt. Außerdem wurden sie von Bürstenmachern und von Siebmachern verarbeitet, in der Fischerei fertigte man daraus Angelschnüre. Auch heute noch wird das klassische Polstermaterial verwendet. Für Vollpolstermatratzen wird durch eine Heißdampfbehandlung die Sprungkraft noch einmal verstärkt.[1]

Rosshaareinlagen fanden ihre Anwendung bis vor wenigen Jahren noch in der klassischen Schneiderei und Kürschnerei für die Wattierung der Vorderteile von Sakkos oder Mänteln.

Dafür wurde das zu Zöpfen verdrehte Haar entweder mit der Hand zerzupft oder mit der Krempelmaschine (Krempelbock) zerfasert, es entsteht dabei ein fast federndes, sehr elastisches Produkt. In der Kürschnerei wurde es u. a. in der Hauptzeit der Muffmode, meist in der Massenherstellung in der Konfektion, zusammen mit Watte anstelle von Daunenbeuteln verwendet.

Rosshaare sind nicht allein verspinnbar, sondern nur indem man sie mit Baumwolle umspinnt, kann man sie zu einem endlosen Schussgarn formen.[1] Mit Leinengarn verwebter Rosshaarfaden wurde im Bekleidungshandwerk als Rosshaareinlage oder einfach als „Rosshaar“ gehandelt. Es wurde bis zuletzt in reiner Handarbeit (Pikierstich) mit dem Oberstoff verbunden, insbesondere für Vorderteil und Revers. Diese aufwändige Verarbeitungsform fand ausschließlich bei hochwertiger Bekleidung Anwendung, die hohe Sprungkraft des Rosshaars gab dem Teil einen dauerhaften glatten Fall.[2] Anstelle natürlichen Rosshaars verwendet man ständig mehr auf Viscosebasis hergestelltes Kunstrosshaar (Crinol).[1]

Wegen dieser Eigenschaften findet Rosshaarstoff auch in der Polsterbranche Verwendung. Hier bezeichnet es einen Oberstoff aus etwa 70% Roßhaaranteil (Schuss) mit einem Kettfaden aus Baumwolle, Polyester oder Seide. Früher häufiger benutzt, braucht man ihn heute noch zum Aufarbeiten alter und für sehr hochwertige neue Polstermöbel sowie als Wandbespannung repräsentativer alter Räume.[3]

Bei Zwirnrosshaar besteht der Schuss aus einem endlosen, mit Baumwollfaden umzwirnten Faden, der nicht mehr von Hand in das Webfach eingelegt werden muss. Durch die Umzwirnung arbeiten sich die Rosshaare nicht mehr so leicht heraus.[4]

Ein Haarzieher genanntes Werkzeug kann bei der Verarbeitung als Polstermaterial verwendet werden.

Literatur und Einzelnachweise

  1. a b c Alfons Hofer: Textil- und Modelexikon, Deutscher Fachverlag, Franfurt/Main, 7. Auflage, Band 2, 1997, Roßhaar, Seite 756
  2. Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauchwarenkunde. XXI. Band. Verlag Alexander Tuma, Wien 1951. Roßhaar, Seite 47-48
  3. Rosshaarstoff.com
  4. Alfons Hofer: Textil- und Modelexikon, Deutscher Fachverlag, Frankfurt/Main, 7. Auflage, Band 2, 1997, Zwirnrosshaar, Seite 1060
  • Meyers Konversationslexikon, Artikel Rosshaar, ca. 1895
  • Oeconomische Enzyclopädie von Krünitz, Artikel Pferdehaar

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