Russischsprachige Kultur in Deutschland

Russischsprachige Kultur in Deutschland
Luftbild der russisch-orthodoxen Kirche in Wiesbaden (2006)

Erste Einflüsse von russischer Kultur in Deutschland in größerem Umfang gab es im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde Russland von den Zaren Nikolaus I. welcher mit Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg verheiratet war und von Alexander II. welcher mit Marie von Hessen-Darmstadt verheiratet war, regiert. Dadurch ergaben sich enge Kontakte zu den deutschen Fürstenhäusern, vor allem zum Fürstenhaus Hessen-Darmstadt. Die Besuche der russischen Zaren in deutschen Kurorten führte dazu, dass auch weitere russische Adlige gefolgt vom russischen Großbürgertum und der der russischen Künstlerelite in diese Orte kam. Speziell im Raum Hessen-Nassau stellte man sich auf die russischen Gäste ein, so finden sich in den Orten Bad Ems, Bad Nauheim, Wiesbaden, Bad Homburg vor der Höhe und Darmstadt noch heute Russisch-Orthodoxe Kirchen und andere Einrichtungen wie zum Beispiel der Russische Hof, ein ehemaliges Grandhotel in Bad Ems. Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges, blieben die russischen Kurgäste aus.

Erst in den 1920er Jahren kam es erneut zu einem Aufschwung der russischen Kultur in Deutschland. In Berlin bildete sich eine umfangreiche Kulturszene russischer Emigranten, die nach der Oktoberrevolution nach Deutschland geflüchtet waren.

Der Schriftsteller Wladimir Nabokow lebte von 1922 bis 1937 in Berlin und schrieb dort sieben Romane in russischer Sprache. Der Maler Leonid Pasternak und seine Familie kamen 1921, blieben bis 1936. 1924 zog die Tänzerin und Choreographin Tatjana Gsovsky in die deutsche Hauptstadt, arbeitete in der Staatsoper, der Deutschen Oper und an der Frankfurter Oper, wohnte bis zu ihrem Tode 1993 in Berlin-Charlottenburg.

Der zurzeit kommerziell erfolgreichste in Deutschland wohnende deutschsprachige Schriftsteller ist Wladimir Kaminer. Aus der Gruppe der russischsprachigen Einwanderer sind aber auch weitere bedeutende Schriftsteller hervorgegangen. Zu erwähnen ist Natascha Wodin, die seit den 1980er Jahren auf Deutsch schreibt. Oder der Autor und Dramatiker Alexei Schipenko, der sowohl auf Deutsch wie auf Russisch schreibt. Eine Reihe weiterer Autoren schreibt hauptsächlich auf Russisch.

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Mierau: Russen in Berlin: Literatur, Malerei, Theater, Film 1918 – 1933. Edition Nautilus, 1987
  • Berliner Begegnungen: Ausländische Künstler in Berlin: 1918 bis 1933. Dietz-Verlag, Berlin 1987

Weblinks


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