Salpeter-Krieg

Salpeter-Krieg
Salpeterkrieg
Seegefecht von Iquique. Gemälde von Thomas Somerscales.
Seegefecht von Iquique. Gemälde von Thomas Somerscales.
Datum 18791884
Ort Pazifikküste Südamerikas
Ausgang Chilenischer Sieg
Territoriale Änderungen Tarapacá und Antofagasta wurden von Chile annektiert, dadurch verlor Bolivien den Zugang zum Meer
Friedensschluss Vertrag von Ancón
Konfliktparteien
Chile Chile
Verluste
etwa 35.000 getötete oder verwundete Peruaner
etwa 5000 getötete oder verwundete Bolivianer
15.000 getötete oder verletzte Chilenen

Der Salpeterkrieg (auch Pazifischer Krieg, spanisch Guerra del Pacífico) wurde zwischen Chile, Peru und Bolivien um die Gebiete Región de Arica y Parinacota, Región de Tarapacá und Región de Atacama, im heutigen Norden Chiles in den Jahren 1879 bis 1884 geführt. Peru und Bolivien hatten sich vor dem Krieg in einem geheimen Vertrag gegen Chile verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nach dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft in Südamerika zwischen 1810 und 1830 war die Zugehörigkeit der Atacamaregion an der Pazifikküste zwischen den neu gebildeten Staaten Chile 1817, Peru 1827 und Bolivien 1825 umstritten. Bolivien erklärte seit der Unabhängigkeitserklärung von 1825, entgegen der Doktrin Uti Possidetis, die die Übernahme der alten Grenzziehungen spanischer Kolonien vorsah, die größtenteils unbesiedelte Wüstenregion als Teil seines Staatsgebiets und gründete dort 1830 die Hafenstadt Cobija. Die chilenische Regierung tolerierte dieses Unternehmen.

Chile erachtete die Region, die zu 95 % von Chilenen besiedelt war, als sein Territorium, da während des Kolonialstatus aller Parteien die Grenze zwischen Chile und Peru definiert wurde, und Alto Perú, wie Bolivien während seiner Kolonialzeit hieß, laut Dekret spanischer Krone Zugang zum Meer nur über das ehemals peruanische Arica hatte. Spanien übertrug 1776 die territoriale Abhängigkeit von Alto Perú auf das neu entstandene Vizekönigreich von La Plata, das spätere Argentinien, womit es offiziell jeglichen Anspruch auf einen Zugang zum Pazifik verlor, da Spanien die Aufteilung der Vizekönigreiche nach Ozeanen vorsah, sprich VKR Peru am Pazifik und VKR La Plata am Atlantik.

Das Interesse an der Region wurde groß, als in den 1860er Jahren umfangreiche Vorkommen an Nitrat (Salpeter) in der Region gefunden wurden, das wertvoller Rohstoff für die Herstellung von Dünger und Sprengstoffen war.

In Verträgen von 1866 und 1874 einigten sich Chile und Bolivien auf eine Grenze. Die Region nördlich des 24. Breitengrads sollte zu Bolivien gehören, mit der Bedingung, dass Bolivien von den nun in seinem Territorium ansässigen chilenischen Firmen 25 Jahre lang keine Steuern erheben dürfte. Peru selbst baute im Gebiet Guano ab und finanzierte damit große Teile seines Staatshaushalts. Es stellte sich aber heraus, dass Salpeter ein wesentlich leistungsfähigerer Dünger war, und so hatte Peru ab 1877 beträchtliche Schwierigkeiten, seinen Guano abzusetzen; mehr als 650.000 Tonnen lagerten schließlich in den Häfen.

Die Grenze vor dem Krieg: die braun markierte Region war bis vor dem Krieg bolivianisches Gebiet, die grau gefärbte Region gehörte zu Peru.

Bolivien und Peru unterschrieben 1873 ein geheimes, gegen Chile gerichtetes Abkommen. Falls eines der Länder mit einer fremden Macht in Krieg treten sollte, musste das andere ihm beistehen. Argentinien war anfänglich bereit, dem Pakt beizutreten, verzichtete aber später nach Beginn des Krieges.

Im Jahre 1877 richtete ein Seebeben schwere Zerstörungen in der Küstenregion an. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus beschloss die bolivianische Regierung unter Präsident Hilarión Daza 1878 entgegen dem Vertrag von 1874 eine Sondersteuer von 10 Centavos auf jeden abgebauten Zentner Salpeter. Chile sah hierin einen Verstoß gegen die Abmachung von 1874 und legte Protest ein. Bolivien verzichtete daraufhin zunächst auf die Erhebung der Steuer, nahm das Gesetz aber nicht zurück. Im Februar 1878 beschloss Bolivien angesichts einer Finanznot nach einem Dürrejahr und der nur langsamen Beseitigung der Erdbebenschäden, die Steuer doch von der profitablen Salpeterindustrie einzutreiben, rückwirkend ab 1874. Im Januar 1879 enteignete Bolivien die chilenischen Salpeterunternehmen, nachdem diese sich mit Verweis auf den Vertrag geweigert hatten, die Steuer zu bezahlen, und bot sie zum Verkauf an den Meistbietenden an. Chile erachtete dies als offenen Bruch des Vertrages von 1874, gleichbedeutend mit der Annullierung, und entsandte Truppen in die ursprünglich durch Chilenen (Juan López und José Santos Ossa) gegründete Stadt Antofagasta.

Der Krieg Chiles gegen Peru und Bolivien

Die chilenischen Einheiten besetzten am 14. Februar 1879 die Hafenstadt Antofagasta, in der nur 5 % der Bevölkerung bolivianisch waren, dementsprechend war der Widerstand gleich null. Daraufhin erklärte Bolivien am 1. März Chile den Krieg. Am 5. April erklärte Chile Bolivien den Krieg. Nachdem sich Peru weigerte, eine Neutralitätserklärung abzugeben, erklärte Chile auch Peru den Krieg.

Die Streitkräfte Chiles erwiesen sich auf See und an Land als überlegen, doch war ein weiträumiger Vorstoß der chilenischen Truppen erst nach Ausschaltung der peruanischen Flotte (zwei kampfstarke Panzerschiffe, zwei alte Panzerschiffe, einige Kanonenboote) möglich. Die Chilenen verfügten über rund 13.000 Mann, die gut organisiert waren. Boliviens Armee hatte nur 2.300 Mann, die zudem schlecht bewaffnet waren. Peru hatte zwar 6.000 Mann, die aber ungünstig über das Land verteilt waren.

Im April 1879 schickte der bolivianische Diktator Hilarión Daza seine Truppen Richtung Arica, um Peru zu unterstützen. Der Vorstoß endete kläglich, die Truppen verdursteten fast in der Atacama-Wüste und mussten umkehren. Das Versagen führte zur Absetzung von Daza.

Die Seegefechte von Iquique und Punta Gruesa am 21. Mai 1879 brachten die Vorentscheidung für die Erringung der chilenischen Seeherrschaft. Um die Verstärkung der peruanischen Verteidiger der Hafenstadt Iquique auf dem Seewege zu verhindern, wurde der Hafen von zwei älteren chilenischen Kriegsschiffen blockiert. Die beiden peruanischen Panzerschiffe Huáscar und Independencia trafen auf die chilenischen Blockadeschiffe, wobei das peruanische Küstenpanzerschiff Huáscar unter dem Befehl von Admiral Miguel Grau Seminario die chilenische Korvette Esmeralda von Kapitän Arturo Prat rammte und so versenkte. Bei der Verfolgung des chilenischen Kanonenbootes Covadonga lief die kampfstarke peruanische Panzerfregatte Independencia nahe der Küste auf Grund. Um eine Eroberung und anschließende Bergung durch die Chilenen zu verhindern, wurde die Independencia von der eigenen Besatzung in Brand gesetzt.

Sechs Monate lang konnte die Huáscar der chilenische Flotte entkommen und störte effektiv die chilenischen Versorgungslinien. Dabei versuchte sie, größeren Konfrontationen mit der überlegenen chilenischen Flotte aus dem Weg zu gehen. Sie erzielte dabei die folgenden militärischen Erfolge:

  • Beschuss der Häfen von Cobija, Tocopilla, Platillos und Mejillones, Huanillos, Punta de Lobo, Chañaral, Huasco, Caldera, Coquimbo und Taltal
  • Versenkung 16 chilenischer Versorgungsschiffe
  • Beschädigung folgender chilenischer Schiffe: Blanco Encalada, Abtao, Magallanes und Matías Cousiño
  • Eroberung folgender chilenischer Schiffe: Emilia, Adelaida Rojas, E. Saucy Jack, Adriana Lucía, Rimac und Coquimbo
  • Zurückeroberung der peruanischen Schiffe Clorinda und Caquetá
  • Zerstörung von Artilleriestellungen in Antofagasta
  • Zerstörung des Seekabels zwischen Antofagasta und Valparaíso

Am 8. Oktober 1879 gelang es den beiden modernen chilenischen Panzerschiffen Cochrane und Blanco Encalada, mit Hilfe der chilenischen Schiffe O’Higgins und Loa vor Punta Angamos die peruanische Huáscar zu stellen und im Seegefecht von Angamos zu erobern. Der peruanische Admiral Miguel Grau Seminario wurde bei diesem Gefecht durch einen Granattreffer getötet. Die schwer beschädigte Huáscar wurde von den Chilenen repariert und später gegen Peru eingesetzt. Durch die Ausschaltung der beiden hochseefähigen und kampfstarken Panzerschiffe Perus hatte Chile endgültig die Seeherrschaft errungen.

Die Huáscar ist eines der frühesten Schiffe ihrer Klasse; sie ist heute noch in einem herausragend guten Zustand in der Bucht von Talcahuano in Süden von Chile als Museumsschiff zu sehen.

Die in Peru verbliebenen alten Küstenpanzerschiffe Manco Capac und Atahualpa waren in schlechtem Zustand und aufgrund ihrer Bauweise nur für die Verteidigung küstennaher Gewässer geeignet. Die Manco Capac wurde in der Bucht von Arica von den Peruanern selbst gesprengt, als chilenische Truppen die Hafenstadt von der Landseite her erstürmten und der Fluchtweg über See durch ein chilenisches Geschwader verlegt worden war. Die Atahualpa wurde später, nach der gescheiterten Verteidigung Limas, im Hafen von Callao ebenfalls von der eigenen Besatzung versenkt.

Nachdem die peruanische Flotte entscheidend geschwächt worden war, konnten chilenische Truppen gefahrlos den Seeweg nutzen. Die isolierten peruanischen Garnisonen im Süden des Landes wurden der Reihe nach überwältigt.

Der Krieg Chiles gegen Peru

Landungen und Feldzüge im Salpeterkrieg. Es sind die heutigen nationalen Grenzen gezeichnet.

Tarapaca-Feldzug

Zwei Wochen nach der Kaperung der Huáscar begann die chilenische Armee mit der Invasion in Peru. Die totale Seeherrschaft erlaubte den Chilenen die Landung von 10.000 Mann bei Pisagua. Hier gelang die Spaltung der peruanisch-bolivianischen Armee in zwei Teile.

Um Tarapaca, damals die südlichste Provinz Perus, zu besetzen marschierten die Chilenen nach der Landung in Pisagua auf Iquique zu. Hier kam es zur ersten Schlacht dieses Feldzugs, der Schlacht von San Francisco. Die chilenische Armee geriet in heftige Attacken; es gab auf beiden Seiten eine Reihe von Toten. Nach dem Rückzug der Bolivianer mussten sich die Peruaner nach Tarapacá zurückziehen. Vier Tage später fiel Iquique.

Ein Expeditionskorps mit 3.600 Soldaten und Artillerie wurde zum Abfangen der restlichen peruanischen Truppen entsandt. Die Chilenen trafen auf weniger als 2.000 peruanische Soldaten. Diese waren schlecht ausgebildet und durch die vorhergehende Niederlage demoralisiert. Die Chilenen nahmen eine Schlüsselstellung und kesselten die Stadt ein, bevor sie ihren Angriff begannen. Hier in der Schlacht von Tarapacá gelang den Peruanern trotzdem der Sieg. Die Chilenen mussten viel Munition und Versorgungsgüter zurücklassen. Der Sieg hatte aber wenig Relevanz, da die Chilenen bereits 12.000 Mann in der Pacocha-Bucht bei Pisagua ausgeschifft hatten. Die Peruaner mussten die Hoffnungen auf Verstärkung für die Provinzen Arica und Tacna praktisch aufgeben.

Moquegua-Feldzug

Am 7. Juni 1880 griffen 7.000 chilenische Soldaten mit Unterstützung der Marine die peruanische Garnison in der Stadt Arica an. Diese wurde von Oberst Francisco Bolognesi mit 2.000 Mann verteidigt. Die Chilenen wurden von Divisionsgeneral Manuel Jesús Baquedano (González) geführt. Entscheidend war der von seinem Stabschef, Oberstleutnant Pedro Lagos, ausgearbeitete Schlachtplan, der die rasche Einnahme der peruanischen Festung auf El Morro (deutsch „Großer Hügel“) als Garant des Sieges vorsah. Die Schlacht von Arica kostete 474 chilenische und ca. 1.000 peruanische Soldaten das Leben. Unter den Toten war auch der peruanische Kommandant Francisco Bolognesi. El Morro gilt heute sowohl in Peru als auch in Chile als nationales Symbol.

Nach dem Sieg chilenischer Truppen über ein peruanisch-bolivianisches Heer bei Tacna (Batalla del Alto de la Alianza) zog sich Bolivien aus dem Krieg zurück und beschränkte sich auf die Sicherung der Zugänge zum bolivianischen Hochland, wodurch sich die chilenischen Truppen allein Peru zuwenden konnten.

Lima-Feldzug

Im Oktober 1880 versuchten die USA an Bord der USS Lackawanna erfolglos, im Konflikt zu vermitteln. An der Arica-Bucht scheiterte der Versuch, den Krieg mit Diplomatie zu beenden. Repräsentanten von Chile, Peru und Bolivien trafen sich, um die territorialen Konflikte zu besprechen, dennoch wiesen Peru und Bolivien den Verlust ihrer Gebiete an Chile zurück und verließen die Konferenz. Nach der Landung in Piscoam 19 November 1880, marschierte die chilenische Armee auf die peruanische Hauptstadt Lima zu. Nach peruanischen Niederlagen in der Schlacht von San Juan und der Schlacht von Miraflores fiel Lima am 17. Januar 1881 in die Hände des chilenischen Generals Manuel Baquedano. Die südlichen Vororte von Lima, einschließlich der oberen Strandbereiche von Chorrillos, wurden eingenommen und gebrandschatzt. Eine Reihe von außerhalb liegenden Haciendas wurden von chinesischen Arbeitskräften angesteckt; diese waren aus China als Sklavenersatz eingestellt worden. Vor allem aber waren dersertierende peruanische Truppen an der Plünderung und Brandschatzung von Lima beteiligt. Wenige Tage später fiel auch die Hafenstadt Callao.

Huamachuco Feldzug

Die Auflösung der Zentralregierung in Peru änderte den Charakter des Krieges zu einem zweijährigen Guerillakrieg im peruanischen Hochland. Erst 1882 konnte die Chilenen unter Admiral Lynch die Truppen des peruanischen Generals Andrés Avelino Cáceres im Inneren des Landes bei der Schlacht von Huamachuco schlagen. Die neue peruanische Führung unter General Miguel Iglesias nahm jetzt Friedensverhandlungen auf und akzeptierte die Kapitulationskonditionen, die die vorläufige Abtretung der Regionen Tarapaca und Tacna an Chile bedeuteten.

Kriegsende

Am 20. Oktober 1883 unterzeichneten Chile und Peru den Vertrag von Ancón. Darin erhielt Chile die peruanische Provinz Tarapacá und dehnte sein Territorium bis nach Tacna aus, das jedoch knapp 50 Jahre später an Peru zurückgegeben wurde.

Am 4. April 1884 kam zwischen Chile und Bolivien der Vertrag von Valparaíso zustande. Darin erhielt Chile die Küstenregion um Antofagasta, was Bolivien neben dem Verlust einer Provinz auch den Zugang zum Pazifik kostete. Bolivien wurde dadurch wieder zu einem Binnenstaat. Hafenstädte wie Antofagasta, Iquique und Arica wurden endgültig ins chilenische Staatsgebiet eingegliedert. Erst 1904 wurde der bis heute gültige Friedens- und Grenzvertrag mit Bolivien unterzeichnet, in dem Bolivien die Zugehörigkeit der Atacamaregion zu Chile bestätigte. Im Gegenzug gewährte Chile Bolivien den zollfreien Zugang zu den Häfen von Arica und Antofagasta und das Versprechen, eine Bahn für Bolivien zu bauen, die die Hauptstadt La Paz mit der Küstenstadt Arica verbinden sollte.

Von den insgesamt 14.000 Toten waren 3.000 Chilenen, 10.000 Peruaner und 1.000 Bolivianer.

Die Städte Arica und Tacna blieben noch lange von Chile besetzt. Erst 1929 wurde Arica Chile zugeschlagen; Tacna verblieb bei Peru.

Folgen

Ein Monument in der Nähe des Eingangs zum Marinestützpunkt Titicaca zeigt einen bolivianischen Soldaten beim Stechen seines Bajonetts in den Hals eines chilenischen Soldaten, daneben der Satz: „Was uns einmal gehörte, wird uns wieder gehören“ und (unten) „Haltet euch fest, Rotos (Chilenen), hier kommen die Colorados aus Bolivien“.

Durch diesen Krieg besaß Chile nun die reichen Salpetervorkommen, die auch von britischen und deutschen Unternehmen abgebaut wurden. So kam der Norden Chiles in der Folgezeit zu beträchtlichem Reichtum. Mit der Entwicklung neuer Verfahren zur Salpetergewinnung und der Entdeckung synthetischen Düngers zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Haber-Bosch-Verfahren) verlor der Salpeterabbau seine Bedeutung. Chile allerdings fand Ersatz, denn die Atacama-Wüste ist auch sehr reich an Kupfervorkommen. Chile ist heute der mit Abstand weltweit größte Kupferlieferant.

Das Verhältnis der drei Staaten ist noch immer stark belastet. Bolivien macht den Verlust des Meereszugangs für seine schwache politische und wirtschaftliche Situation verantwortlich und fordert die Revision des Friedensvertrags und einen souveränen Korridor zum Meer. Das Gebiet wird als zehnter Departamento Litoral bezeichnet. (Diese Position wird von vielen Beobachtern insbesondere in den Nachbarländern als rein innenpolitisch motiviert angezweifelt, da Bolivien aufgrund des Friedensvertrags in Arica Freihafenrechte und das Recht zu zollfreiem Warentransit hat, was von Chile auch stets respektiert wurde und wird, so dass Bolivien rein faktisch für den Warenverkehr über einen Zugang zum Pazifik verfügt).

Seit 1975 unterbreitete Chile neue Vorschläge zur Aussöhnung mit Bolivien, die jedoch an Peru scheiterten: Kern der Verhandlungen zwischen Chile und Peru ist die Abtretung eines Korridors im äußersten Norden Chiles entlang der Grenze zu Peru, da Chile durch einen weiter südlich gelegenen Korridor geteilt würde. Ein solcher Korridor würde über ehemaliges peruanisches Gebiet führen, gemäß dem Vertrag von Ancón kann Chile ehemaliges peruanisches Gebiet jedoch nur mit Zustimmung Perus an Dritte abtreten.

Aus Sicht Perus besteht kein Grund, einer solchen Abtretung zuzustimmen (wodurch Bolivien vom peruanischen Verlust „profitieren“ würde), wenn es hierfür keine Gegenleistung erhält. Nach Ansicht Boliviens ist der verlorene Zugang zum Pazifik eine historische Ungerechtigkeit, zu deren Beseitigung alleine Chile moralisch verpflichtet ist; es besteht keine Veranlassung, das bestehende Recht durch Leistungen an Peru erkaufen zu müssen. Aus der Sicht Chiles ist bereits ein Gebietstausch ein Zugeständnis an Bolivien ohne direkten Vorteil für das eigene Land; es ist Boliviens Aufgabe, die Zustimmung Perus herbeizuführen.

Nach dem Scheitern von Verhandlungen über einen entsprechenden Gebietstausch (peruanisches Veto) und Wasserrechte am Río Lauca im Jahre 1978 brach Bolivien die diplomatischen Beziehungen zu Chile ab. Beide Länder unterhalten bis heute offiziell nur Kontakte auf konsularischer Ebene. Bolivien weigert sich, Chile mit Erdgas zu versorgen und knüpft seine Erdgaslieferungen an Argentinien an die Bedingung, dass Argentinien dieses Gas nicht an Chile weiterliefert.

Bolivien nahm 2002 aufgrund innenpolitischer Widerstände in Kauf, eine Milliardeninvestition ausländischer Konzerne für den Export von verflüssigtem Erdgas (LPG) in die USA nicht zu genehmigen, weil das Gas durch Pipelines über Chile exportiert werden sollte (und Chile daher einen wirtschaftlichen Vorteil aus dem bolivianischen Gas gezogen hätte).

In den letzten Jahren gibt es auf Regierungsebene wieder inoffizielle Gespräche zwischen Bolivien und Chile über eine Lösung für die Binnenlage Boliviens, jedoch schließt Chile mittlerweile eine Gebietsabtretung kategorisch aus.

Siehe auch

Literatur

  • William F. Sater: Chile and the War of the Pacific. University of Nebraska Press, Lincoln 1986, ISBN 0-803-24155-0

Weblinks


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