Schilaufen

Schilaufen
Skifahrerin im steilen Gelände

Beim Skifahren (in Österreich oft auch Schifahren geschrieben), oder Skilaufen (Schilauf) gleitet ein Skifahrer entlang einer Skipiste oder im freien Gelände auf zwei Skiern über den Schnee.

Bezeichnet der Begriff Skifahren in der Regel die breitensportliche Variante, wird der Wettkampfsport als Ski Alpin bezeichnet. Skilauf als Gesamtkonzept des Wintersports umfasst auch den Langlauf, der aber nicht zum Schifahren im eigentlichen Sinne gerechnet wird. In der Alltagssprache werden unter dem Begriff Skifahren heute auch andere Sportarten wie Snowboarden und das Fahren mit Spezialskiern wie dem Skibob zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünge in Telemark um 1860

Skifahren hat seinen Ursprung in der norwegischen Landschaft Telemarken.[1] Aus der zur Fortbewegung im Schnee dienenden Technik auf rudimentären Brettern, entwickelten wagemutige Sportler das Skispringen. Um das Training effizienter zu gestalten, mussten sie nach Sprüngen schnell stoppen um die Aufstiegszeit zu verkürzen. Deshalb entwickelten sie die ersten Richtungswechsel bzw. Stoppschwünge. Zu unterscheiden waren damals Telemark- und Kristiania-Schwung. Der dort entwickelte konkav geformte Ur-Ski verfügte bereits, ähnlich wie moderne Carving-Skier über eine Taillierung.[2] Aus dieser ursprünglichen Fahrweise mit fersenseitig nicht fixierter Bindung leiten sich auch die anderen Schitechniken (Langlauf, Tourengehen und im weiteren Sinne auch Schispringen ab).

Entwicklung des Skisports in Mitteleuropa nach 1900

Die zunehmende Popularität des Ski-Sports in Norwegen führt in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre in Mitteleuropa zu einem regelrechten Ski-Boom. Norwegische Skier werden importiert und Skivereine gegründet. Skandinavische Studenten betätigen sich als Vermittler und erste Lehrbücher erscheinen. Aufgrund des steileren Geländes in Vergleich zu Skandinavien fällt das Erlernen der schwierigen Schwünge jedoch zunächst schwer, Aufstiege schwierig und mühselig.[3] Schwungtechniken wurden daher den Bedingungen angepasst: Der Telemark-Schwung wurde bspw. dahingehend verändert, dass der vorneliegende äußere Ski in eine größere Stemmstellung gedreht wurde, um so die Fortbewegung sicher und bremsend ändern zu können.[4] Gleichzeitig vergrößerten die damaligen Skifahrer die Stemmstellung, sodass mit beiden Innenkanten der Skier gerutscht werden konnte. Durch diese Stemmtelemark genannten Technik konnte die Bremswirkung vergrößert werden.[5] Die norwegische Technik, die Fahrt auf der Taillierung des Skis - wurde abgewandelt. Als Folge dieser Innovation wurden der Stemmschwung der Ski und das Blockieren des Ski-/Skifahrer-Systems in Fahrtrichtung, zu einem wichtigen Element weiterer Skitechniken in den anschließenden Jahren und Jahrzehnten.

Der Tscheche Mathias Zdarsky gilt als wichtigster Ski-Pionier der Jahrhundertwende und als der Begründer der alpinen Skitechnik. Ihm wird die erste Bergabfahrt der Skigeschichte zugeschrieben.[6] Im Jahr 1897 veröffentlichte er die Alpine Lilienfelder Skilauf-Technik[7], ein Buch das zum damaligen Zeitpunkt wegweisend für das Skiwesen galt. Auch die von Zdarsky selbst entwickelte Skitechnik beruhte auf dem Stemmfahren, doch machte er sich die taillierte Bauweise seiner selbst konstruierten Skier zu Nutzen. Dabei erkannte er, dass die Taillierung automatisch kurvige Schwünge ermöglicht.[8]

Entwicklung zum Massensport um 1950

Skifahrer, die sich auf die Abfahrt vorbereiten

Der alpine Skilauf entwickelte sich in den 1950er Jahren zu einem Breitensport. Dabei steht weniger der Leistungsgedanke (wie beim Ski Alpin) im Vordergrund, sondern das Bewegungserleben, das unmittelbare Naturerlebnis, soziale Kontakte und das Après-Ski. Skifahren ist in den Alpenländern eine der beliebtesten Wintersportarten, wie auch bedeutender Faktor des Wintertourismus, ebenso in den Pyrenäen, zunehmend auch den Karpaten, in Skandinavien und anderen europäischen Mittelgebirgen, sowie Rocky Mountains (USA und Kanada), und in Japan und Neuseeland (Neuseeländische Alpen), und der Nationalsport der Schweiz und Österreichs.

Zu den bedeutenden Neuerungen, die das Schifahren Breitensporttauglich gemacht haben, sind der Umsteigschwung als Weiterentwicklung der Stemmtechnik in den 50er-Jahren, der Parallelschwung in den 70ern (der das klassische Wedeln möglich gemacht hat), und das Carving in den späten 90ern. Weitere Neuerungen betreffen die technische Ausstattung, insbesondere die Zweistocktechnik (Telemark wird mit einem langen Stock gefahren), die Sicherheitsbindung und die Weiterentwicklung des Skischuhs.

Die Entwicklung zum Massensport wurde im 20. Jahrhundert vor allem durch den verstärkten Bau von Skipisten mit Seilbahnen und Skiliften und ihre immer ausgereiftere Konstruktion gefördert, wie auch die touristische Infrastruktur (Skigebiete, Skihütten, wintersaisonelle Beherbergungsbetriebe, usw.). Es verbreitet sich aber auch im Flachland immer mehr: Vielerorts entstehen Skihallen, in denen das ganze Jahr über Ski gefahren werden kann. Weltweit entstand auch das Heliskiing, mit dem Hubschrauber als Aufstiegshilfe, das – unter ähnlichem Vorbehalt der Umweltaspekte wie Pistenschilauf – die meisten Hochgebirge der Welt (Himalaya, Altai, Kaukasus, ua.) erschlossen hat.

Ein weiterer Aspekt ist der Schulskikurs als obligatorischer grund- und sekundarschulischer Unterrichtsinhalt, der Schifahren zu können im Alpenraum ebenso selbstverständlich gemacht hat, wie Radfahren zu können.

Kulturelle Rezeption

Verschiedene Lieder besingen die Freuden des Skifahrens, wie beispielsweise Zwoa Brettln, a g'führiger Schnee oder Wolfgang Ambros' Song Schifoan.

Die Wurzeln des Genres Skifilm liegen wie beim Bergfilm insgesamt in den 1920er-Jahren. Zu den bedeutenden Schifilmen sind einige Werke des Luis Trenker, der Bergfilm und Sportfilm zu einem Genre zusammengeführt hat, oder Feuer und Eis von 1986 zu nennen.

Fahrtechnik

Grundlegendes Bewegungsmuster des Skifahrens im abfallenden Gelände ist der Richtungswechsel, Schwung oder Kurve genannt.[9] Durch ihn kann der Skifahrer sich aus der Falllinie bewegen, wodurch die Hangabtriebskraft variiert werden kann und Tempokontrolle ermöglicht. Zudem dienen Schwünge dem Erleben von Geschwindigkeit und Bewegungsästhetik.

Techniken und Disziplinen

Der Breitensport Skifahren hat einige Spezialdisziplinen hervorgebracht:

  • Buckelpistenfahren: Das Skifahren in Pisten mit kleiner Hügelbildung.
  • Carving (engl. to carve = schnitzen, schneiden): Technik, bei der schwungauswärts ein Abrutschen des Vorderskis talwärts durch Kantenbelastung vermieden wird – hat die klassischen Fahrtechniken heute weitestgehend ersetzt
  • Freeriden: Das Skifahren durch generell nicht präpariertes Gelände.
  • Freeskiing: Springen über Kicker und andere Parkelemente.
  • Telemarken: Das Skifahren mit vertikal nicht fixierter Ferse – historische Technik, die zunehmend wieder gepflegt wird
  • Tiefschneefahren: Das Skifahren im tiefen und lockeren, nicht präparierten Schnee
  • Skibergsteigen (Tourengehen): Bergsteigen bzw. Aufstieg mit Skifellen und Tourenbindung im freien Gelände, und anschließender Abfahrt.
  • Wedeln: Das Skifahren in kleinen Schwüngen.

Biomechanische Grundlagen

Die erstmalige wissenschaftliche Darstellung des Bewegungsablaufes und der biomechanischen Grundlagen des alpinen Skifahrens wurde interessanterweise erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts von einem Flachländer, dem Münsteraner Sportwissenschaftler und Mathematiker Georg Kassat veröffentlicht. Unter anderem widerlegte er die vorherrschende Hypothese, dass Parallelschwünge durch Be- und Entlastung ausgelöst werden. Der beim parallelen Skifahren praktizierte Schwung wird zunächst durch ein Abwärtsrutschen der Skispitzen eingeleitet, durch Umkanten und Talwärtsfallen des Körpers wird nun Druck auf die Skienden ausgeübt, was dazu führt, dass die Skienden zur Kurvenaußenseite driften und den Schwung vollenden. Durch Veränderungen der Körperlage kann man die ausgeübte Kraft beeinflussen und damit die Fahrt steuern. Auf das neue Verständnis der Schwungauslösung aufbauend entwickelte er eine alternative Skilehrmethodik, die zunächst Übungen mit einem Ski propagieren, um so kraftraubende und später wieder zu verlernende Bewegungsmuster wie Stemmschwünge (Skipflug) im Anfängerlernen zu umgehen.

Sportmedizin

Wie mit jeder Sportart sind auch mit dem Skisport Risiken und typische Verletzungen verbunden, so dass die Sportmedizin der Skiunfälle ein eigenes Fachgebiet ist, das mit der sich wandelnden Technik auch eine stetige Änderungen der typischen Schiverletzungen umfasst. Eine häufige Ursache von Skiunfällen ist nicht-angepasste Geschwindigkeit an die Pistenbedingungen und/oder das eigene Fahrkönnen, was zu Stürzen oder Kollisionen mit anderen Skifahrern führt. Auch das Fahren abseits der markierten Pisten birgt Gefahren (z. B. Lawinen). Um die Risiken zu minimieren, gelten auf allen Pisten die FIS-Regeln des internationalen Skiverbandes FIS, die mit der Straßenverkehrsordnung vergleichbar sind.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Henry Hoek: Der Ski. 5. Auflage. München 1911, S. 201 ff.
  2. Walter Kuchler: Skirevolution Carving. Die neue Lust am Skifahren. Werne 1997, S. 17, 18
  3. Hans Zehetmayer: Zur Interdependenz von Skitechniken und Ski-Ideologien – Ein Beitrag zur Skigeschichte. In: Grüneklee, Alfred/Heckers, Herbert (Hrsg.): SPORTS-Schriftenreihe zum Wintersport. Band 19: Skifahren und Snowboarden heute. Düsseldorf 2005, S. 12
  4. Ref: Hoek, 1911, S. 119 ff.
  5. Ref: Zehetmayer 2005, S. 16
  6. Georg Bilgeri: Der alpine Skilauf. München 1922, S. 26.
  7. Mathias Zdarsky: : Die Lilienfelder Skilauf-Technik. Hamburg 1897
  8. Ref: Zdarsky, 1897, S. 33
  9. DVS - Deutscher Verband für das Skilehrwesen (Hrsg.): Skilehrplan praxis. München 2006. S. 9 ff.


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