Schreckenberger

Schreckenberger
Schreckenberger, Herzog Johann Friedrich II., 1560

Der Schreckenberger war eine Silbermünze, die im sächsischen Erzgebirge im 16. Jahrhundert geprägt wurde.

Geschichte

1491 wurde am Schreckenberg nahe Annaberg-Buchholz ein reiches Silbererzvorkommen entdeckt. Fünf Jahre später wurde die "Neustadt am Schreckenberg", das spätere St. Annaberg, als geplante Stadtanlage gegründet. 1498 wurde der jungen Bergstadt das Münzrecht verliehen. Daraufhin wurde in der Frohnauer Obermühle eine Münzstätte eingerichtet, die allerdings bereits 1502 nach Annaberg verlegt wurde.

Bei den hier geprägten Münzen handelte es sich um Silbermünzen mit einem Gewicht von ca. 4,5 g bei einem Reinheitsgrad von 93,3 % (933/1000 fein). Ab 1558 wurden etwa 5 g schwere Münzen mit einem Reinheitsgrad von 90,8 % (908/1000 fein) geprägt. Der Name der Stücken ist vom Schreckenberg abgeleitet, aus dessen Silber die Münzen zu Beginn der Prägezeit gemünzt wurden. Auf der Vorderseite war ein Engel abgebildet, der den sächsischen Kurschild mit den gekreuzten Schwertern hielt. Deshalb wurden die Münzen auch als Engelsgroschen bezeichnet. Im Volksmund hielt sich auch die Bezeichnung Mühlstein, da sich die Münzstätte anfangs in der Frohnauer Obermühle befand. Das Wappen der sächsischen Herzöge befand sich auf der Rückseite.

Abbildung des Sächsischen Münzsystemes nach der Münzordnung von 1500 im Adam-Ries-Museum Annaberg-Buchholz

Die Schreckenberger hatten aufgrund ihres Reinheitsgrades einen hohen Wert. Daher stammt auch der Ausspruch: Bist ein reicher Annaberger, hast den Sack voll Schreckenberger. Die Münze hatte zu Beginn der Prägung einen Wert von drei Zinsgroschen (= 36 Pfennige). Sieben Schreckenberger hatten einen Nominalwert von einem Goldgulden bzw. ab 1500 von einem Taler (damals noch Guldengroschen genannt). Im Volk wurde damals gesagt: Sieben Mühlsteine geben einen Taler. Die Prägung der Münze wurde 1571 eingestellt.

Während der Kipper- und Wipperzeit wurde in Sachsen und anderen deutschen Landen eine ähnliche Münze gleichen Namens geprägt. Sie hatte einen Nominalwert von vier Groschen (= 12 Kreuzer). Der Reinheitsgrad lag aber bei nur 37 % (370/1000 fein) bzw. noch niedriger. Die mit einem unter dem Nennwert liegenden Silbergehalt massenhaft hergestellten Münzen begünstigten die Inflation während des Dreißigjährigen Krieges. Die auch als Kipper-Schreckenberger bezeichnete Münze wurde so zum Sinnbild und Inbegriff für eine schlechte und wertlose Münze.

Literatur

  • Helmut Kahnt / Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1986, ISBN 3-323-00013-7.

Weblinks


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