Smenchkare

Smenchkare
Namen von Semenchkare
Eigenname
Image:Hiero_Ca1.svg
N5
O34
U22 D28 D45 L1
Z2
Bild:Hiero_Ca2.svg

(eventuell spätere Umbenennung)
Semenchkare djeser cheperu
Smnḫ k3 Rˁ ḏsr ḫpr.w
Gefestigt mit Ka-Kräften des Re (und) heiligen Erscheinungen
Thronname
M23
X1
L2
X1
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N5 S34 L1 Z2
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Anch-cheperu-Re
ˁnḫ-ḫpr.w-Rˁ
Lebend sind die Erscheinungen des Re

Semenchkare war vermutlich ein altägyptischer König (Pharao) der 18. Dynastie (Neues Reich), welcher etwa von 1337 bis 1333 v. Chr. (Helck: 1324–1319, Krauss: 1335–1332 v. Chr.) regierte.

Inhaltsverzeichnis

Echnatons mögliche Nachfolger

Nach Ansicht einiger Forscher war Semenchkare der Nachfolger Echnatons. Kein König der 18. Dynastie ist jedoch so wenig belegt und so schwer einzuordnen wie Semenchkare.

In der 19. Dynastie haben vor allem Sethos I. und Ramses II. versucht, die Epoche Echnatons und seiner direkten Nachfolger aus der Geschichte zu tilgen. So erscheint in der Königsliste von Abydos im dortigen Sethos-Tempel gleich Haremhab als Nachfolger des Amenophis III.. Die fehlenden Jahre wurden einfach der Regierungszeit Haremhabs zugerechnet, dem man somit eine Regentschaft von 59 Jahren zugestand. Doch Haremhab ist nur bis zu seinem 27. Regierungsjahr belegt, deshalb sind also 32 Jahre für eventuell fehlende Könige anzusetzen.

Der später verfemte Echnaton starb vermutlich im 17. Jahr seiner Regentschaft, Tutanchamun wiederum nach zehnjähriger Regierungszeit und dessen Nachfolger Eje herrschte insgesamt vier Jahre. Dadurch ergibt sich letztlich nur eine Lücke von ein bis zwei Jahren für weitere mögliche Könige. Zahlreiche Funde aus der Amarnazeit haben nunmehr die „vergessenen Pharaonen“ wieder ins Bewusstsein gebracht.

Theorien

Über den Ablauf der Zeit nach Echnaton werden heute folgende Theorien von namhaften Ägyptologen diskutiert:

  1. Semenchkare war ca. 3 Jahre Mitregent von Echnaton und starb kurz vor oder nach Echnaton. Diese Theorie wird heute von den meisten Ägyptologen vertreten. Hauptsächlich stützt sich diese Theorie auf
    1. Das Verschwinden der Hinweise auf Nofretete im 14. Jahr des Echnaton,
    2. Ein Relief eines Königs Semenchkare mit seiner Großen Königsgemahlin Meritaton im Grab des Merire II. in Amarna,
    3. Ein Graffito aus dem 3. Jahr eines Königs Anch-Chepru-Re im Grab des Pa-iri/Pa-wah (TT139) in Theben-West (Grimal, Dodson).
  2. Semenchkare wurde durch seine Heirat mit Merit-Aton (älteste Tochter Echnatons) legitimer Nachfolger Echnatons und überlebte seinen Vorgänger um 1–5 Jahre (Breasted, Helck, von Beckerath). Die Beweise: wie oben.
  3. Meritaton wird Echnatons Nachfolgerin, heiratet Semenchkare, der durch diese Heirat den Thron erbt (Krauss). Diese Theorie wird heute mehrheitlich abgelehnt, da es nicht denkbar ist, dass eine gottgleiche Regentin nach ihrer Heirat nur mit dem Titel "Große königliche Gemahlin" zufrieden ist und sich ins zweite Glied zurückversetzen lässt.
  4. Semenchkare ist mit Nofretete identisch (Harris, Wilkinson, Reeves). Nach dieser unter Forschern umstrittenen Theorie wurde Nofretete schon zu Lebzeiten zum Mitregenten erhoben, hat ihren Gatten Echnaton überlebt und nach dessen Tod einige Jahre das Land alleine regiert. Ihre Tochter Meritaton wurde ihr als Große Königsgemahlin beigestellt und sollte wohl ihre Nachfolgerin werden.

Beweise

Fraglich ist, welche Funde Semenchkare und seine Stellung belegen. Man kennt bis heute kein Grab, keine eindeutig identifizierte Mumie, keine Statue, keine Stele mit dem Namen dieses Königs. Seine Herkunft liegt noch immer im Dunkeln, sein Ende ebenso.

Im Grab des Merire II. in Amarna wurde ein Relief mit seinem Namen gefunden, außerdem das Graffito im thebanischen Grab des Pa-iri und einige Siegelrollungen mit seinem Namen sowie zwei Truhen aus dem Grab des Tutanchamun. Diese Funde werden häufig als Beleg für diesen König genannt. Allerdings hat die dünne Beweislage dazu geführt, dass alle wegen fehlender Inschriften nicht identifizierbaren königlichen Objekte aus der Amarnazeit Semenchkare zugeschrieben werden. Beispiele: „Spaziergang im Garten“, „Statuenkopf eines Königs“ im Museum Berlin.

KV55

Im Januar 1907 entdeckte Edward R. Ayrton im Tal der Könige ein bisher unbekanntes Grab (KV55), welches aufgrund eines Grabschreines mit ihrer Inschrift und der fälschlich zunächst als weiblich eingestuften Mumie als "Grab der Teje" angesehen wurde.

Eindeutig belegt ist heute, dass es sich hier um ein Grab aus der Amarnazeit handelt. Die aufgefundenen Grabbeigaben stammen ausschließlich aus der Periode Amenophis III. bis Echnaton: von diesen beiden Königen selbst sowie von Teje, Kija, Sitamun und Tutanchamun. Die unbeschrifteten Kanopenkrüge waren ursprünglich für eine Frau gefertigt (Kija?), sind jedoch für einen König umgearbeitet worden. Gleiches scheint für den Sarg zu gelten, der heute nach Restaurierung des Sargdeckels für Echnatons Sarg gehalten wird.

Bei der Mumie aus KV55 handelt es sich um ein männliches Skelett. Die Mumienbänder, mit denen sie umwickelt war, trugen den Namen Echnatons (Arthur Weigall). Das Gesicht der Mumienmaske war stark zerstört, und die Kartusche auf dem Brustschmuck war leider herausgeschnitten.

Die physische Ähnlichkeit von Körper und Schädel mit Tutanchamun und die identische Blutgruppe ließen schnell vermuten, dass es sich hier um die sterblichen Überreste des Echnaton handelt.

Eine Tatsache spricht jedoch dagegen: Untersuchungen von Pathologen haben ergeben, dass hier das Skelett eines 20- bis 25-jährigen Mannes gefunden wurde. Da Echnaton bei seinem Tode sicherlich älter war, bliebe nur einer übrig: Semenchkare. Aber auch diese Aussage ist wieder umstritten, denn nach den jüngsten Meldungen des äg. Antikendienstes soll es sich jetzt um einen etwa 60-jährigen Mann handeln, wie jüngste CT-Untersuchungen ergeben hätten [1]Danach sind für das kommende Jahr (2009) DNA-Untersuchungen geplant, um weitere Daten zu gewinnen.

Bei nicht wissenschaftlich belegten Epochen der ägyptischen Chronologie wird immer wieder auf Manetho verwiesen. Hier hat man das jedoch nicht getan. Für die Vor-Amarnazeit schreibt Jürgen von Beckerath (Lit.: MÄS 46, S.125):

„Manethos Zeitangaben weichen also durchaus nicht von der chronologischen Wirklichkeit ab, sie verdienen Vertrauen, ...die aus Manetho gewonnenen Zahlen würden die angegebene Chronologie noch verbessern.“

Die Amarnazeit sieht dieser Autor „verfälscht, weitgehend durch das Eindringen volkstümlicher Erzählungen, ...die Herrschaft von Ausländern und Gottesfeinden sowie die Errettung durch einen jungen Pharao“ und „dass der Übergang zwischen den beiden Dynastien (18./19.) kaum mehr feststellbar ist“. Die sonst obligatorische Gegenüberstellung der historischen Namen mit denen des Manetho entfällt jedoch.

Namenserwägungen

Folgende Namen werden nach Beckerath (Lit.: MÄS 46) Semench-ka-Re zugeordnet:

Thronnamen

  1. Anch-chepru-Re meri wah-en-Re [2]
  2. Anch-chepru-Re meri nefer-chepru-Re [3]
  3. Anch-chepru-Re [4]

Den Thronname des Königs trägt bereits eine Königin: Anch.t-chepru-Re meri.t wah-en-Re (das „.t“ zeigt die feminine Form)[5]

Eigennamen

  1. Nefer-neferu-Aton meri wah-en-Re[6]
  2. Nefer-neferu-Aton meri Ach-en-Aton [2]
  3. Semench-ka-Re djeser-chepru [4]
  4. Semench-ka-Re djeser-chepru, ohne Kartusche [3]

Auch einer dieser Eigennamen existiert bereits: Nofret-ete heißt in offiziellen Inschriften „Nofret-ete nefer-neferu-Aton“ und wird in einem Königsring geschrieben. In Beckerath (Lit.: Chronologie, S. 113) steht dazu folgendes: „Demnach kommt Anchet-chepru-Re nur noch als Thronname der Nofretete in Betracht; sie scheint von Ach-en-Aten (Echnaton) in den späteren Jahren seiner Regierung zur Mitregentin erhoben worden zu sein“.

Namensübersetzungen

Die Beinamen (Epitheten) der oben angeführten Thron- und Eigennamen werden wie folgt übersetzt:

  • T1: Anch-chepru-Re geliebt vom „Einzigen des Re“
  • T2: Anch-chepru-Re geliebt von „schön (sind die) Gestalten des Re“
  • E1: Nefer-neferu-Aton geliebt vom „Einzigen des Re“
  • E2: Nefer-neferu-Aton geliebt von Echnaton

Anch-chepru-Re, Nefer-neferu-Aton wird also geliebt von Echnaton, denn alle Beinamen gehören zum Titular des Echnaton.

Nach Munro[7] ist dieser Name der frühere Name des Semenchkare (frei übersetzt also „Semenchkare, geliebt von Echnaton“). Hauptbeleg für diese Theorie sind die oben erwähnten Truhen aus dem Grab des Tutanchamun mit den Aufschriften T1 bis E2 (als Semenchkare gedeutet), dem Titular Echnatons und einer großen königlichen Gemahlin (GKG) Merit-Aton, die seine älteste Tochter ist. Ferner deutet das fehlende feminin-T im Namen auf einen Mann. Für sich betrachtet erscheint diese Theorie schlüssig zu sein, woraus schnell eine homosexuelle Verbindung von Echnaton - Semenchkare konstruiert wurde. Sie widerspricht sich allerdings mit anderen Fakten. So ist Merit-Aton bereits unter Echnaton als GKG benannt[8]. Auch das feminin-T entfällt oft, so bei Hatschepsut Maat-ka-Re und auch an anderer Stelle bei der Schreibung des Njsw.t-Bj.t-Namens zu Njsw-Bj und ist somit bei Titeln nicht eindeutig als männlich einzuordnen. Letztendlich: der Name „Semenchkare“ erscheint auf den Truhen nicht.

Das Graffito im Grab des Pa-iri/Pa-wah stammt aus dem 10. Tag des III. Monats des 3. Jahres des Anch-chepru-Re und zeigt den König bei der Anbetung von Amun, also bereits die Abkehr von Aton. Die Inschrift verweist auf einen bisher nicht lokalisierten Totentempel des Königs und enthält das teilweise zerstörte Titular T1-E2, aber nicht den Namen Semenchkare (auch wenn in der Literatur das Titular oft als "Semenchkare" übertragen wird - hier schreibt wohl einer vom anderen ab). "Semenchkare" müsste er aber hier geschrieben sein, denn nach gängiger Meinung hat er sich zu diesem Zeitpunkt schon lange umbenannt!

Semenchkare heißt er schon im letzten Relief im Grab des Merire II. in Amarna, wo er mit der Großen Königsgemahlin Merit-Aton dargestellt sein soll, allerdings sind die Kartuschen völlig zerstört. So schreibt dazu Christine el Mahdy:

"Im Grab des Merire II. kopierten beispielsweise sowohl Nestor L`Hote als auch Achille Prisse-d`Avennes dasselbe Relief in der Hauptkammer. Es ist zwar stark beschädigt, zeigt aber einen König und eine Königin, deren Kartuschen allerdings zerstört wurden. Untersuchungen von Wissenschaftlern in jüngerer Zeit haben ergeben, dass sie ursprünglich lauteten „Semench-ka-Rê Djeser-chepru-re“ und „die Große Königsgemahlin Meritaton“. Als später die britischen Inschriftenkundler Nina und Norman de Garis Davies die Darstellungen getreulich von den Grabwänden kopierten, setzten sie diese Kartuschen in einer Ecke der Abbildung wieder ein." (Lit.: El-Mahdy, S.346)

Nachfolge

Als Nachfolger eines möglichen Pharaos Semenchkare wurde von einer Gemeinschaft aus hohen Beamten, Priestern und des Generals und ehemaligen Wesirs des Echnaton, Eje, der damals neunjährige Sohn Echnatons Prinz Tutanchaton (später Tutanchamun) als neuer Pharao eingesetzt.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Das Geheimnis der Mumie aus KV55 (Mystery of the Mummy from KV55) engl.
  2. a b J.D.S. Pendelbury: The City of Akhenaten. Vol III,2, t. 108 (EES44), 1951
  3. a b W.M.F. Petrie: Tell el-Amarna. T15, 92.3, London 1894
  4. a b C.R. Lepsius: Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien. III, 99, Berlin 1849-59
  5. W.M.F. Petrie: Tell el-Amarna. T15, 92.3, London 1894
  6. Kurt Sethe, Helck: Urkunden der 18. Dynastie. 2024, Leipzig 1907, Berlin 1955-61
  7. ZÄS 95, Leipzig 1969, 109-16
  8. Brief des Fürsten von Byblos, J.A. Knudson/Die Amarna-Tafeln; Albright/JEA 23, 1937, 190-3

Literatur

  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der altägyptischen Königsnamen. = Münchner Ägyptologische Studien (MÄS), Bd. 49. Philipp von Zabern, Mainz 1999. ISBN 3-8053-2591-6
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. = Münchner Ägyptologische Studien, Bd. 46. Philipp von Zabern, Mainz 1997. ISBN 3-8053-2310-7
  • Peter A. Clayton: Die Pharaonen. ECON, Düsseldorf 1995. ISBN 3-430-11867-0
  • Nicholas Reeves: Echnaton. Philipp von Zabern, Mainz 2001. ISBN 3-8053-2828-1
  • Nicholas Reeves, Richard H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Weltbild-Verlag, Augsburg 2000. ISBN 3-8289-0739-3
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Artemis & Winkler, Düsseldorf 1997. ISBN 3-7608-1102-7
  • David Rohl: Pharaonen und Propheten. Droemer Knaur, München 1996. ISBN 3-426-26871-X
  • Christine El-Mahdy: Tutenchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Blessing, München 2000. ISBN 3-89667-072-7
  • Julia E. Samson: Nefernefruaten-Nefertiti "Beloved of Akhenaten". Ankhkheprure Nefernefruaten "Beloved of Akhenaten". Ankhkheprure Smenkhkare "Beloved of the Aten" (Göttinger Miszellen 57), Göttingen 1982, S. 61-68
  • Julia E. Samson: Akhenaten's Co-regent and Successor (Göttinger Miszellen 57), Göttingen 1982, S. 57-60
  • James P. Allen: Nefertiti and Smenkh-ka-re (Göttinger Miszellen 141), Göttingen 1994, S. 7-18

Weblinks



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