Sonja Elen Kisa

Sonja Elen Kisa
Toki Pona
Projektautor Sonja Elen Kisa
Jahr der Veröffentlichung 2001
Sprecher über 20
Linguistische
Klassifikation
Besonderheiten Plansprache mit lediglich 118 Basis-Wörtern
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

art (sonstige konstruierte Sprachen)

SIL:

mis (nicht kodiert)

Toki Pona (zu Deutsch: „gute Sprache“) ist eine Plansprache. Der Name der Sprache ist abgeleitet von dem Pidgin-Wort tok (vom englischen talk „sprechen“) und dem Esperanto-Adjektiv bona („gut“).

Die Plansprache wurde von der Kanadierin Sonja Elen Kisa geschaffen. Toki Pona wurde von ihr im Sommer 2001 erstmals online veröffentlicht. Verschiedenen Angaben zufolge gibt es zur Zeit weltweit rund 20 bis 30 Sprecher.

Die Zahlen in Toki Pona sind ein extremer Beweis für das minimalistische Konzept dieser Plansprache. Anders als man vielleicht erwarten könnte, gibt es keine Zahlwörter von eins bis zehn, auf denen dann das ganze Zahlsystem aufbaut. Es wurde bewusst darauf verzichtet, um die Benutzung höherer Zahlen zu erschweren und im Sinne des Daoismus zu einer einfachen Denkweise zurück zu kommen. Im Ganzen gibt es – unter Berücksichtigung der Null – nur vier Zahlwörter: 0, 1, 2 und 5.

Ziffer Zahlwort in Toki Pona Deutsch
0 ala nichts
1 wan eins
2 tu zwei
3 tu wan zwei eins
4 tu tu zwei zwei
5 luka fünf
6 luka wan fünf eins
7 luka tu fünf zwei
8 luka tu wan fünf zwei eins
9 luka tu tu fünf zwei zwei
10 luka luka fünf fünf

Höhere Zahlen sind noch komplizierter zu bilden, so dass man im Gespräch gerne darauf verzichtet. So heißt die Zahl 17 zum Beispiel „luka luka luka tu“ (= fünf fünf fünf zwei). „luka“ ist übrigens auch das Wort für Arm und Hand.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau der Sprache

Alphabet

Das Alphabet von Toki Pona ist auf 14 Buchstaben beschränkt. Es gibt fünf Vokale a, e, i, o und u und neun Konsonanten j, k, l, m, n, p, s, t und w.

Phonetik

Bei der Aussprache von Buchstaben bzw. Wörtern gibt es eine einfache Regel:

  1. Alle Vokale werden stets lang ausgesprochen (wie bei Hase, Mond oder Hut)
  2. Alle Konsonanten werden lautgetreu ausgesprochen und bleiben damit lautlich unverändert (im Gegensatz zum Deutschen oder Englischen)

Die Silbenformung von Tokipona ähnelt der japanischen Sprache. Silben bestehen immer aus einem Konsonanten und einem Vokal, mit Ausnahme der ersten Silbe eines Wortes, welche auch nur aus einem Vokal bestehen kann, und der letzten, an die zusätzlich ein n angehängt werden kann. Beispiel: „o“ (ho), „ala“ (nicht, un-), „ken“ (können), „kule“ (Farbe). Hier alle möglichen Silben:

Silben Anmerkung
  a   e   i   o   u Die Silbe 'u' kann rund oder nichtrund sein.
ka ke ki ko ku
sa se si so su
ta te to tu Die Silbe 'ti' könnte mit 'si' verwechselt werden.
na ne ni no nu
pa pe pi po pu
ma me mi mo mu
ja je jo ju Die Silbe 'ji' vermeidet man wegen der Ähnlichkeit zu 'i'.
la le li lo lu
wa we wi Die Silben 'wu' und 'wo' fehlen aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu 'u' und 'o'.
n Am Ende der Silbe.

Zum Vergleich: Die 50-Laute-Tafel der japanischen Schrift:

Transkription Hiragana Katakana
a i u e o
ka ki ku ke ko
sa shi su se so
ta chi tsu te to
na ni nu ne no
ha hi fu he ho
ma mi mu me mo
ya yu yo
ra ri ru re ro
wa (w)i (w)e (w)o (ゐ) (ゑ) (ヰ) (ヱ)
n

Wortschatz

Farbbezeichungen in Toki Pona

Toki Pona kommt mit einem Grundwortschatz von nur 118 Wörtern aus. Diese Wörter sind zudem noch meist sehr kurz gehalten, und stammen hauptsächlich aus folgenden Sprachen:

Rechtschreibung

Alle Wörter werden konsequent klein geschrieben, selbst wenn sie am Satzanfang stehen. Nur bei „inoffiziellen Wörtern“, die nicht dem Wortschatz des Toki Pona entspringen, also Eigennamen von Personen, sowie geografische und fremdsprachliche Bezeichnungen, ist eine Großschreibung zulässig.

Satzbau

In Toki Pona gibt es wie im Deutschen die Wortarten Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb, Konjunktion und Präposition. Um den Wortschatz aber dennoch gering zu halten, werden in Toki Pona folgende Regelungen angewendet:

Toki Pona Deutsch
mi suli. Ich bin groß.
Ich war groß.
Ich werde groß sein.
Ich bin wichtig.
Ich war wichtig.
Ich werde wichtig sein.
  1. Jedes Wort besitzt zahlreiche Denotationen. So bedeutet das Wort „suli“ nicht nur „groß“ oder „lang“, sondern auch „wichtig“. Die Wort- oder Satzgliedstellung ist dadurch oft entscheidend für die korrekte Bedeutung eines bestimmten Wortes.
  2. Durch Kombination von mehreren Wörtern werden extra Bezeichnungen überflüssig. So drückt man den Begriff „Opfer“ aus, indem man die Wörter „jan“ („Mensch“) und „pakala“ („verletzt“) zu „jan pakala“ verbindet. Die Anzahl der Wortkombinationen ist so natürlich unbegrenzt.
  3. Es gibt keinen Genus, Kasus oder Numerus (wie üblicherweise in isolierenden Sprachen)
  4. Es gibt auch keine Konjugation oder Deklination
  5. Eine Entsprechung für das Wort „sein“ fehlt vollkommen, und damit auch sämtliche Zeitformen. Ein Satz kann somit die Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft beschreiben (siehe Tabelle)

Ein einfacher Satz besteht aus einem Subjekt und einem Verb oder Adjektiv, also zum Beispiel „mi awen.“ = „Ich warte.“, aber auch „Wir warten.“ Damit jedoch auch kompliziertere und komplexere Sätze für den Hörer oder Leser verständlich sind, werden drei „Hilfswörter“ in die Sätze eingebunden. Dadurch ist es möglich, Subjekte, Objekte, verschiedene Verben oder auch Adjektive und Adverbien voneinander zu unterscheiden:

  1. Mehrere direkte Objekte: „mi moku e kili e telo.“ = „Ich nehme Wasser und Früchte zu mir.“ Das „e“ zeigt hier an, dass „kili“ und „telo“ beides direkte Objekte sind und zu dem Verb „moku“ gehören
  2. Mehrere Verben: „waso li lukin li moku.“ = „Der Vogel schaut und isst.“ Das „li“ macht dabei deutlich, dass sich die beiden Verben „lukin“ und „moku“ auf dasselbe Subjekt „waso“ beziehen
  3. Kombination von Substantiven und Adjektiven: „jan pi pona lukin.“ = „Ein gut aussehender Mensch.“ Ohne das „pi“, würde der Satz „Der Mensch sieht gut.“ bedeuten.

Die Wörtchen „e“, „li“ und „pi“ haben keine eigene Bedeutung. Sie sollen lediglich verhindern, dass es bei komplexen Sätze zu Missverständnissen kommt. Da dies ein außergewöhnliches Merkmal der Plansprache Toki Pona ist, ist der Gebrauch dieser drei „Hilfswörter“ anfangs natürlich etwas gewöhnungsbedürftig.

Textbeispiele

Vaterunser

Als Textbeispiel sei hier das Vaterunser in Toki Pona aufgeführt:

mama pi mi mute o,
sina lon sewi kon.
nimi sina o sewi en pona.
ma sina o kama.
jan o pali e wile sina en lon sewi kon en lon ma.
sina o pana lon tenpo suno ni e moku tawa mi.
o weka e pali ike mi, sama la mi weka e pali ike pi jan ante.
o pana ala e wile ike tawa mi.
o awen e mi weka tan ike.
ni li nasin.

Vor- und Nachteile

Der wohl größte Vorteil von Toki Pona ist die kurze Lernzeit. Durch regelmäßiges Üben ist es möglich, Toki Pona bereits nach einem Monat mit seinen 118 Grund-Vokabeln und seinen grammatikalischen Regeln zu beherrschen.

Wort Umschreibung
Alkohol verrücktes Wasser
Bett Schlaffläche
Freund gute Person
Geologie Erdwissen
Mädchen kleine Frau
fröhlich gut fühlen(d)
Restaurant Essenshaus
lehren Wissen geben
wann? welche Zeit?

Ein Nachteil ist, dass der Wortschatz von Toki Pona zwar für Alltagsgespräche meist ausreichend ist, sich für Fachgespräche jedoch eher weniger eignet, da sich die 118 Grundwörter dabei sehr schnell zu langen und teilweise willkürlichen Wortkombinationen anhäufen, welche aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit kaum dazu genutzt werden können, einen Fachbegriff treffend und stichfest zu umschreiben (man denke da an Begriffe wie „Zylinderkopfdichtung“ oder „Nationalsozialismus“). Auch ein häufiger, exakter Gebrauch von Zahlwörtern über 20 lässt sich mit Toki Pona nur relativ schwer umsetzen, aufgrund der umständlichen Bildung. Bei der Benutzung dieser Plansprache beschränkt man sich bei großen Zahlen aber bewusst und gewollt auf die Umschreibung „viele“.

Siehe auch

Weblinks


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