St. Michael (Rheinfelden-Karsau)

St. Michael (Rheinfelden-Karsau)
St. Michael

Die Kirche St. Michael in Rheinfelden-Karsau ist eine 1991/92 errichtete katholische Pfarrkirche der Gemeinde Beuggen-Karsau. Die dem Erzengel Michael geweihte Kirche dient der Gemeinde als Nachfolgerin der Schlosskirche in Beuggen. Die Kirche hat einen quadratischen Grundriss und weist auf jeder Ecke des Quadrates unterschiedliche hohe Türme auf. Der mit 30 Metern höchste der vier Ecktürme (St. Michaelsturm) befindet sich über dem Haupteingang der Kirche und beherbergt die Glockenstube. Architekten der Kirche waren Josef Laule und Eberhard Wittekind. Von der Künstlerin Hortense von Gelmini stammen die Ideen zur Gestaltung der Turm-Zinnen und Eingangsöffnungen, die Fensteranordnung und -führung, sowie die Bildtafeln im Altarraum und der Fußboden-Kreuzweg. Das Hauptportal der Pfarrkirche sowie ein Großteil der Innenausstattung (z. B. Altar und Chorkreuz) stammen von Leonhard Eder.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Kirche am Fuße des Dinkelbergs ist 1218 erstmals urkundlich erwähnt. Von Schloss Beuggen aus wurde seit 1246 die Gemeinde der sogenannten „Oberen Kirche“ betreut. Da diese 1678 schwere Kriegsschäden erlitt und nur noch behelfsmäßig genutzt werden konnte, erfolgte 1836 ihr Abbruch. Aus diesem Grund stellte die Deutschordenskomture der Gemeinde die Marienkirche im Schloss für den Gottesdienst zur Verfügung. Nach dem Übergang der Kommende an das Land Baden verpflichtete sich die großherzogliche Regierung zum Erhalt der Schlosskirche als katholische Pfarrkirche. In dieser Funktion diente sie bis zum 16. Mai 1993 den Gemeinden Karsau, Riedmatt und Beuggen. Aus dieser Notlösung erwuchs in der Gemeinde bereits im 18. Jahrhundert der Wunsch nach einer eigenen Kirche. Sowohl die Lage der Schlosskirche am äußersten Rand des Gemeindegebietes wie auch die bis zu fünf verschiedenen Stellen zur Feier der Heiligen Messe waren ein unbefriedigender Zustand. Zudem wohnten bis zu 80 % der Katholiken in Karsau, so dass sich der Mittelpunkt des Ortes als Standort für die neue Kirche anbot. Auch Anfang des 20. Jahrhundert und zur Zeit des Nationalsozialismus gab es verstärkte Bemühungen, die jedoch aufgrund des Widerstands der NS-Behörden scheiterten.

Erst in den 1970er Jahren nahm der Plan für den Neubau einen neuen Beginn. Durch den Bebauungsplan der Stadt Rheinfelden wurde 1979 der Standort genehmigt und gleichzeitig für die Fläche für die Bebauung von 3700 auf 6500 Quadratmeter beantragt. In den Jahren 1980 bis 1986 wurden die dafür notwendigen Grundstücke von der Erzdiözese Freiburg erworben. 1989 begannen die Planungsarbeiten; zeitgleich wurde das katholische Pfarrhaus im Areal des Schlosses Beuggen an die Evangelische Landeskirche in Baden verkauft. Am 16. März 1990 genehmigte das Ordinariat in Freiburg den Neubau der Kirche, des Gemeindezentrums und des Pfarrhauses.

Der erste Spatenstich war am 6. Mai 1991 und am 16. November desselben Jahres wurde der geschaffene Grundstein in einer feierlichen Segnung und unter Beigabe einer Urkunde eingemauert. Am 7. August 1992 wurde Richtfest gefeiert.

Beschreibung und Architektur

Die St. Michaelskirche in der nordöstlich des Stadtkerns von Rheinfelden gelegenen Gemeinde Karsau befindet sich auf 348 Meter über N.N. und damit deutlich höher als das Zentrum. Der weiße Sakralbau erscheint durch seine Gestalt wie eine Burg. Der im Mittelalter stark verbreitete Kult St. Michaels war mit architektonischen Motiven stark verbunden. Beispielsweise führte die Erscheinung 492 des Erzengels auf dem Monte Gargano in Apulien zur Errichtung des Wallfahrtsortes Monte Sant’Angelo in Italien oder dem Mont-Saint-Michel in der Normandie. Im Jahr 590 soll der Erzengel Michael Papst Gregor I. in der Festung des ehemaligen Hadrians-Mausoleum zur Beendigung der Pest erschienen sein. Seither wird dieser Bau „Engelsburg“ genannt. Auf diese Motive nehmen auch die Bauformen der St. Michaelskirche Bezug. Sowohl an die Zinnen der vier Türme im quadratischem Grundriss wie auch deren Anordnung in den Ecken des quadratischen Grundrisses korrespondieren mit der Formgebung von Burgen. Auch die unterirdische Krypta nimmt die über Eck gestellte Quadratform an. Westlich der Kirche befindet sich das Gemeindehaus, nordöstlich davon das Pfarrhaus.

Türme

St. Michael von Südosten

Zu den markantesten Merkmalen der St.-Michaels-Kirche gehören die vier Ecktürme, die sich jeweils an den Ecken des quadratischen Grundrisses erheben. Der höchste Turm trägt den Namen des Kirchenpatrons Michael und dient gleichzeitig als Glockenturm und Haupteingang zur Kirche. Durch zwei Türen am Hauptportal gelangt man in einen Vorraum der Kirche. Die nach innen gestaffelte Vertiefung der offenen Pforten erinnert an die Archivolten mittelalterliche Dome. Auf der Spitze des 30 Meter hohen Turmes befindet sich ein 2,75 Meter hoches Turmkreuz aus Edelstahl. Das von Leonhard Eder gefertigte Kreuz lehnt sich gestalterisch an das Ritterkreuz des Deutschen Ordens an, um die Tradition mit der ehemaligen Deutschordenskommende Beuggen zu dokumentieren. Das Geläut besteht aus fünf Glocken und ist auf die Töne fis’ – ais’ – cis’’ – dis’’ – fis’’ gestimmt. Die Glocken sind in dieser Reihenfolge der Heiligen Dreifaltigkeit und dem Erzengel Michael (beide 1992 in Karlsruhe gegeossen)[1], dem Heiligen Kreuz (1722 in Basel gegossen) sowie der Heiligen Maria und Elisabeth von Thüringen (beide 1956 in Heidelberg gegossen) geweiht.[2]

Über dem Altarraum und Tabernakelbereich befindet sich der zweithöchste Turm, der Maria geweihnt ist. Er erhebt sich 21,50 Meter hoch und misst einschließlich der Untergeschosse 26 Meter. Unterhalb des nach Südwesten ausgerichteten St.-Gabrielturm ist die Taufkapelle untergebracht. Er misst 9 Meter Höhe bzw. mit Untergeschoss 12,50 Meter. Unterhalb des nach Nordosten ausgerichteten 9 Meter hohen St.-Raphaelturm verbirgt sich die Beichtkapelle.

Hauptportal

Hauptportal unter dem Michaelsturm

Das Hauptportal der Michaelskirche stammt von Leonhard Eder. Es besteht aus zwei Türen aus Eichenholz, die mit Aluminiumplatten verkleidet sind. Zwischen den Türen wacht die Gestalt des Kirchenpartrons Michael als Mittelpfosten. Die markante Figur ist aus einem Muschelkalkblock gehauen. Die Türen leuchten in den Farben Blau und Gold und stellen in der oberen Hälfte eine überirdische Welt aus verschiedenen Flächen, Rundungen und Linien dar. Das Relief geht in die silhouettenhafte Landschaft des Dinkelbergs über. Auf der linken Türe erkennt man die Michaelskirche, auf der Rechten Schloss Beuggen.

Innenraum und Ausstattung

Betritt man das Kircheninnere durch das Hauptportal gelangt man in einen kleinen Vorraum, der sich unterhalb des Michaelsturms befindet. Im Rücken der Michaelsfigur ist ein Weihwasserbecken eingearbeitet. Den quadratisch Grundriss des Zentralraums der Kirche betritt man vom Vorraum aus dessen Spitze. Diese Konzeption des Kirchenraums gehört zum festen Bestandteil neuer nachkonziliarer Kirchenbauten. Am Eingang zusammengefasst, fächert sich der Gottesdienstbesucher zur Mitte hin auf und wird in der Intensität im Altarraum wieder zusammengeführt.[3] Besonders ungewöhnlich an der Michaelskirche ist die zeltartige Deckenform. Auch diese Bauform ist der christlichen Symbolik entlehnt. In der Offenbarung des Johannes (Joh 1,14) wird davon gesprochen, dass die Gerechten bei Gott in einem Zelt wohnen.

Das Licht ins Kircheninnere gelangt durch Fensterschlitze und beleuchten besonders die Kirchenecken, an denen sich u.a. die Taufstelle und der Altarraum befinden. Die Raumdiagonalen bilden im Mittelpunkt ein Kreuz. Im Fußboden der Kirchengänge sind 14 Kreuzsymbole eingelassen, welche die Kreuzwegstationen Jesu Christi nachstellen. Die Stationen bestehen aus Messing, Edelstahl und weißem Marmor. Die Intarsien der Platten sind kunstvoll miteinander verarbeitet und stammen von der Künstlerin Hortense von Gelmini. Jede Platte ist ein aufs Eck gelegte Quadrat, der von einem Kreis umschlossen wird. Dabei symbolisiert das Quadrat das Kreuz und der Kreis das Unendliche.

Einzelnachweise

  1. Brommer: Kath. Pfarrkirche St. Michael-Beuggen, Seite 7
  2. Brommer: Kath. Pfarrkirche St. Michael-Beuggen, Seite 12
  3. Brommer: Kath. Pfarrkirche St. Michael-Beuggen, Seite 18

Literatur

  • Hermann Brommer: Katholische Pfarrkirche St. Michael Rheinfelden – Beuggen-Karsau. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Kleine Kunstführer 2179).
  • Beuggen-Karsau Kath. Gemeindezentrum St. Michael. Neubau. In: Das Münster: Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft 47, 1993, S. 105–107.
  • Bernhard Bischoff: Baugeschichte Beuggens als Beitrag zur Baukunst des Deutschen Ordens im Altreich. In: Hermann Brommer (Hrsg.): Der Deutsche Orden und die Ballei Elsaß-Burgund. Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i.Br. Nr. 63. Bühl/Baden, Konkordia Verlag 1996, S. 313–330.

Weblinks


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