Staatslexikon

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Das Staatslexikon - Encyklopaedie der Staatswissenschaften (in späteren Ausgaben unter dem Titel: Das Staats-Lexikon. Encyklopädie der sämmtlichen Staatswissenschaften für alle Stände) wird heute nach den Herausgebern und maßgeblichen Autoren der Erstausgabe von 1834, Karl von Rotteck und Carl Theodor Welcker als Rotteck-Welckersches Staatslexikon bezeichnet.

Staats-Lexikon Ausgabe 1845-48

An dem Werk, das ursprünglich von Friedrich List angestoßen worden war, waren neben den beiden Herausgebern viele der „angesehensten Publicisten Deutschlands“ beteiligt. Unter ihnen waren Friedrich Daniel Bassermann, Carl Joseph Anton Mittermaier, Georg Waitz, Georg Friedrich Kolb, Jacob Venedey, Karl Mathy, Karl Jaup, Friedrich Wilhelm Schulz und Wilhelm Heyd. Es erschien in seiner ersten Ausgabe von 1834 bis 1843 in 15 Bänden. Die Bände versuchten das politisch relevante Wissen der damaligen Zeit zu sammeln und der bürgerlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei spiegelten die Beiträge deutlich den Standpunkt des Frühliberalismus insbesondere in seiner badischen Spielart wider. So plädierte das Lexikon für einen liberalen Staat auf einer konstitutionellen Grundlage.[1] Es fand in der bürgerlichen Öffentlichkeit eine weite Verbreitung, erlebte mehrere Auflagen und hat zum politischen Diskurs im Vormärz stark beigetragen. Franz Schnabel bezeichnete es gar als das „Grundbuch des vormärzlichen Liberalismus“[2].

Trotz (oder eher wegen) ihres parteilichen Standpunkts hatten die meisten der oft seitenlangen Beiträge ein hohes wissenschaftliches Niveau. So umfasst der zentrale Artikel „Liberalismus“ von Paul Achatius Pfizer deutlich mehr als 10 doppelspaltig bedruckte Seiten. Seine Entstehungsmöglichkeit verdankt das Werk den trotz der Karlsbader Beschlüsse relativ freizügigen Zensurbestimmungen im Land Baden. Dagegen waren die Bände in Preußen und in Österreich von der Zensur verboten und ihre Einfuhr war untersagt. Nach dem Tod Rottecks wurde das Werk von Welcker allein herausgegeben. Eine dritte Auflage erschien von 1856-1866 in Leipzig. Die späteren Ausgaben erzielten nicht mehr die politische Wirkung ihrer Vorgänger. In gewissem Sinn Nachfolger des Staatslexikons war das „Deutsche Staatswörterbuch“ von Johann Caspar Bluntschli und Karl Brater von 1857.

Literatur

  • Gertrud Savelsberg: Enzyklopädie, sozialwissenschaftliche. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften. Stuttgart u.a., 1961 Bd. 3, S. 258-262.
  • Rudolf Walter: Liberalismus. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Histor. Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Bd. 3, S. 741-815.

Weblinks

Quellen

  1. Auszug aus dem Staatslexikon Ausgabe 1845-48 zum Stichwort Constitution
  2. Dieter Langewiesche. Liberalismus in Deutschland. Frankfurt am Main, 1988. ISBN 3-518-11286-4 S.13

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