Stanley Getz

Stanley Getz
Stan Getz 1976

Stan Getz, (* 2. Februar 1927 als Stanley Gayetzsky in Philadelphia; † 6. Juni 1991 in Malibu) gehörte über Jahrzehnte zu den einflussreichsten Saxophonisten der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Getz war stilbildend im Bereich des Cool Jazz, wenngleich ihm seine größten populärmusikalischen Erfolge in seiner Latin-Phase gelangen. Später war er ein herausragender Saxophonist des Mainstream und galt als eleganter Melodiker, der mit elf Grammy Awards ausgezeichnet wurde.

Geboren als Sohn ukrainischer Einwanderer spielte er zu Beginn seiner Karriere Altsaxophon bei Jack Teagarden (zu dessen Band er 1943 durchbrannte und der sich - um ihn zu halten- zu seinem Vormund bestimmen ließ), mit Nat King Cole, Lionel Hampton und eigenen Gruppen, dann in den Big Bands von Stan Kenton (1944/5), Benny Goodman (der den 16-Jährigen wegen seines unreifen Verhaltens feuerte[1]), Randy Brooks (1946), Jimmy Dorsey und Woody Herman (1947–1949). Zunächst galten Getz und sein Gitarrist Jimmy Raney als bekannte Vertreter des Westcoast- oder Cool-Jazz. Der Tenorist war zunächst ein Pionier des Bebop. Die Aufnahmen, die er bereits vorher mit Horace Silver, Jimmy Raney und anderen machte, wurden in ihrer Relevanz erst später richtig eingeschätzt.

Mit der Woody Herman Band erlangte er zuerst größere Aufmerksamkeit durch sein Spiel im Four Brothers-Sound. Bekannt wurde er 1947 durch sein Solo Early Autumn. Getz blieb bei Herman bis 1949 und arbeitete dann als Bandleader, aber auch als Begleiter in Projekten von Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie und bei den Jazz at the Philharmonic (JatP)-Tourneen.

1954 wurde er zu einem Gefängnisaufenthalt verurteilt, nachdem er mit einer Spielzeugpistole Drogen in einer Apotheke in Seattle rauben wollte[2]. Danach lebte er eine Weile nach einer JatP-Europa-Tournee 1957/1958 halb zurückgezogen mit seiner schwedischen Frau in Kopenhagen, bevor er sich 1961 mit dem von Streichern begleitetem Album Focus zurückmeldete.

Weltbekannt wurde Stan Getz Anfang der 1960er Jahren durch seine Bossa-Nova-Aufnahmen. Seine Version von Desafinado (1962, auf Jazz Samba) zusammen mit dem Gitarristen Charlie Byrd wurde ein Hit. Sein größter Erfolg war aber wohl der Titel The Girl from Ipanema (1963), den er zusammen mit Astrud Gilberto, João Gilberto und Antônio Carlos Jobim auf dem Album Getz/Gilberto einspielte, das ihm einen Grammy einbrachte.

Nach seiner Bossa-Nova-Phase spielte er mit eigenen Gruppen, denen u. a. Gary Burton, Chick Corea, Joanne Brackeen, Kenny Barron, Steve Swallow, Stanley Clarke, Miroslav Vitouš, Jack DeJohnette, Tony Williams, Roy Haynes angehörten. Er spielte u. a. mit den Pianisten Bill Evans, Chet Baker, Elvin Jones, Diane Schuur, Peter Herbolzheimer, der Kenny Clarke/Francy Boland Big Band. Seit 1972 produzierte er seine Platten selbst.

Seit 1985 war er an der Stanford University als Dozent beim Aufbau des Jazz Departement tätig. Ab den 1980er Jahren gab er auch wieder Konzerte in Deutschland, das letzte 1990 in der Münchner Philharmonie. Er trat noch wenige Monate vor seinem Tod an Leberkrebs 1991 im Alter von 64 Jahren auf.

Seit Beginn seiner Karriere war der sensible und privat zu Ausfälligkeiten neigende Künstler drogensüchtig; die Karriere war durch Gefängnisaufenthalte unterbrochen. Vom Heroin konnte Getz sich zwar befreien, die Alkoholsucht überwand er jedoch nie vollständig und konnte unter Alkoholeinfluss auch ausfallend werden. Trotz seiner Drogen- und Alkoholprobleme hat er auf der Bühne niemals versagt.

Getz gilt als einer der renommiertesten Jazzmusiker, der auch von seinen Musikerkollegen anerkannt war. Die Ursachen dafür liegen in seinem großen melodischen Gespür und seinem oft exquisiten Ton begründet. Getz ist sowohl durch seine individuelle Tonbildung als auch durch seine spezifische Phrasierung sofort identifizierbar. Beim Spiel wirkte er immer sehr kühl, fast teilnahmslos; seine Musik war trotzdem hoch emotional, konzentriert und technisch absolut perfekt. Er spielte niemals ekstatisch, aber trotz aller Verhaltenheit immer mit höchster Intensität – der Inbegriff des Cool-Jazz-Improvisators.

Getz war seit 1946 mit der Sängerin der Krupa Band Beverly Byrne verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. In zweiter Ehe heiratete er 1956 die Schwedin Monika Silverkjöld, mit der er weitere 2 Kinder hatte. Nach jahrelangem vergeblichen Kampf gegen seine Drogensucht wurde die Ehe 1987 geschieden, die Vormundschaft über seine Kinder aus erster und zweiter Ehe behielt seine Ex-Frau.

Diskografie (Auswahl)

  • 1950 The Complete Roost Recordings (Roost, 1950–1954)
  • 1954 Stan Getz at the Shrine (mit Bob Brookmeyer, Live)
  • 1956 For Musicians Only, Verve
  • 1961 Focus mit Eddie Sauter Orchestra
  • 1962 (mit Charly Byrd) Jazz Samba, Verve
  • 1962 Big Band Bossa Nova (Verve/Polygram)
  • 1963 Getz/Gilberto, Verve
  • 1963 Stan Getz with Guest Artist Laurindo Almeida, Verve
  • 1967 Sweet Rain, Verve
  • 1971 Dynasty, Verve
  • 1981 The Dolphin
  • 1982 Pure Getz (Concord)
  • 1987 Serenity (Emarcy/Polygram)
  • 1987 Anniversary (Emarcy 838 769-2)
  • 1989/90 Apasionado (A&M 395 297-2)
  • 1990 Billy Highstreet Samba (Emarcy/Polygram)
  • 1991 People Time (Emarcy 510 134-2)

Literatur

  • Donald L. Maggin, Stan Getz, A Life in Jazz, Quill, 1996, ISBN 0-688-15555-3
  • Hans-Jürgen Schaal, Stan Getz: sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten, Waakirchen, 1994, ISBN 3-923657-44-7

Weblinks

Quellen

  1. Popsie Randolph in Hentoff/Shapiro Here me talkin to ya, Penguin 1955, S.359
  2. Ein Brief von Getz dazu ist in Hentoff/Shapiro loc.cit., S.359f abgedruckt. Er hatte keine Pistole und wurde von der Ladenbesitzerin ausgelacht. Als er zurück im Hotel anrief um sich zu entschuldigen wurde das Gespräch zurückverfolgt (so Getz). Auf dem Weg ins Gefängnis versuchte er mit Barbituraten Suizid zu begehen.

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