Stift Passau

Stift Passau

Das Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Passau bis zur Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss am 22. Februar 1803.

Geschichte

Das Bistum Passau wurde im Jahr 739 von Bonifatius gegründet. Es soll jedoch der Sage nach aus dem antiken Bistum Lauriacum hervorgegangen sein. Bischof Vivilo soll seinen Sitz nach Passau verlegt haben, als die Awaren Lorch zerstörten. Besonders Bischof Pilgrim (971–991) begründete mit dieser historisch nicht nachweisbaren Erzählung das Vorrecht gegenüber Salzburg und beanspruchte erfolglos die Würde eines Erzbischofs für sich. 999 wurde vom damaligen Kaiser Otto III. die weltliche Herrschaft über die Stadt Passau dem Bischof Christian von Passau übertragen. Vorübergehend musste das Hochstift diese im Investiturstreit 1078 an den vom Kaiser Heinrich IV. eingesetzten Burggrafen Ulrich von Passau wieder abgeben, jedoch nur für kurze Zeit. Bereits 1099 gab der Kaiser die Rechte an das Hochstift zurück.

Das Bistum war mit 42.000 km² das größte Bistum des Heiligen Römischen Reichs und dehnte sich über Wien bis Ungarn aus. Ein zusammenhängendes weltliches Herrschaftsgebiet des Bistums entstand jedoch erst 1207 durch die Erwerbung der Grafschaft im Ilzgau nebst Windberg vom Herzog von Meran und durch den Kauf der Herrschaft Viechtenstein 1227. Bischof Otto von Lonsdorf löste 1262 das Bistum aus der Schirmvogtei der bayrischen Herzöge und erwarb damit die Reichsunmittelbarkeit. Der beträchtliche Wohlstand des Hochstifts weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Begehrlichkeiten bei seinen Nachbarn Bayern und Österreich.

1387 kam es zu offenen Auseinandersetzungen zwischen gleich drei Bewerbern um das Bischofsamt, nämlich dem Domdechanten Hermann, Ruprecht von Berg und Georg von Hohenlohe, bis nach drei Jahren Georg die Oberhand behielt. Der gelehrte Leonhard von Laiming (1424–51) verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von 1435 und 1437. Unter seinem Nachfolger Ulrich von Nußdorf fanden 1478 in Passau Judenverfolgungen statt. 1552 wurde der Passauer Vertrag geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der Konfessionen im Augsburger Religionsfrieden war. Urban von Trennbach (1561–98) vertrieb alle Protestanten aus Passau und wirkte bei der Gegenreformation Rudolfs II. in Österreich mit. Zu den bedeutenderen Passauer Fürstbischöfen dieser Zeit gehörten noch zwei mit dem Namen Leopold Erzherzog von Österreich.

Im Jahre 1662 legte ein Brand die Stadt Passau in Schutt und Asche, die Stadt entwickelte beim Wiederaufbau ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. Unter Kardinalbischof Joseph Dominikus von Lamberg (1723–1761) wurde der jahrhundertelange Streit mit Salzburg dadurch beendet, dass Papst Benedikt XIII. 1728 das Bistum Passau direkt dem päpstlichen Stuhl und nicht mehr dem Erzbistum Salzburg unterordnete. Die Erhebung des Bistums Wien zum Erzbistum hatte eine abermalige Verkleinerung der Diözese Passau zur Folge. Als am 13. März 1783 der Kardinalbischof Leopold Ernst von Firmian starb, trennte Kaiser Joseph II. Österreich vom Passauer Sprengel und unterstellte es 1785 den neuerrichteten Bistümern Linz und St. Pölten.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde das Hochstift Passau unter Fürstbischof Leopold Leonhard von Thun am 22. Februar 1803 säkularisiert. Die Stadt und die Festung mit dem westlichen Teil des Hochstifts kamen an Bayern, der größere östliche Teil kam zunächst in den Besitz des bisherigen Großherzoges der Toskana Ferdinand, der nun Kurfürst von Salzburg wurde, und nach dem Frieden von Pressburg 1806 ebenfalls an Bayern. Bei der Säkularisation umfasste das Gebiet des Hochstifts 991 km² mit über 52.000 Einwohnern.

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