Stift Verden

Stift Verden

Das historische Territorium Verden ging aus dem weltlichen Besitz des Bistums Verden im heutigen mittleren Niedersachsen hervor und bestand als solches bis 1648. Das von den Bischöfen als weltliche Landesherren verwaltete Territorium war mit dem Gebiet des Bistums nicht deckungsgleich, sondern es befand sich innerhalb seiner Grenzen und trug in dieser Zeit die Bezeichnung Stift Verden oder Hochstift Verden. Dieses Gebiet wird heute in örtlichen Quellen häufig inkorrekt als Bistum Verden bezeichnet und erhielt 1648 die Benennung Herzogtum Verden.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Territorium Verden umfasste den östlichen Teil des heutigen Landkreises Verden (die Grenze verlief zwischen Langwedel und Etelsen), den Südteil des Landkreises Rotenburg (Wümme) sowie Teile des Landkreises Soltau-Fallingbostel.

Geschichte

Gründung

Das Bistum Verden wurde um 800 in Verden als Bischofssitz begründet und gehörte zunächst der Kirchenprovinz Mainz an. Ursprünglich mit der Abtei Amorbach im Odenwald in Personalunion, wurde das Bistum bereits im 9. Jahrhundert zum Spielball des regionalen Adels. So beförderten die Amelunger bevorzugt Mönche der Abtei Corvey auf den Bischofsstuhl.

Hochmittelalter

Im ausgehenden 10. Jahrhundert erhielt der Bischof Markt-, Münz-, Zoll- und Bannrecht im Sturmigau – wie die Region des heutigen Landkreises Verden und des Altkreises Rotenburg damals genannt wurde – verliehen, was zur Grundlage einer künftigen Landesherrschaft wurde. Im Jahr 1195 wurde die Burg Rotenburg (Wümme) als Bollwerk der Verdener Bischöfe durch Rudolf von Holle gegen die Bremer Erzbischöfe gegründet, die wiederholt Residenzfunktion übernahm. Im frühen 13. Jahrhundert zunehmend durch die einheimischen Bischöfe in regionale Belange einbezogen, konnte man sich seit dem 14. Jahrhundert kaum mehr gegen päpstliche Provisionen wehren, was jedoch zu einer Erstarkung des domkapitularischen Einflusses führte, zumal die Bischöfe nun zumeist nadfremde waren.

Das Domkapitel konnte bereits um 890 eine vermögensrechtliche Trennung gegenüber dem Bischof durchsetzen. Ab dem Jahre 1275 auf 16 Mitglieder festgelegt, mussten von ihnen die fünf ältesten die Priesterweihe, die fünf mittleren die Diakonenweihe und die fünf jüngsten die Subdiakonenweihe besitzen. Der Propst von St. Johannis in Lüneburg war das 16. Mitglied und nahm als solches einen Sonderstatus ein. Seine Mitglieder ergänzte das Kapitel, welches Propst, Dekan, Scholaster, Kellner, Kantor und Thesaurar als Dignitäten umfasste, selbständig. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen dazu nicht weniger als 48 Domvikare, an deren Spitze die beiden Bischofsvikare standen.

Von den acht Archidiakonaten waren mehrere dem Domkapitel inkorporiert.

Das Hochstift Verden gehörte, wie die benachbarte Grafschaft Hoya zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Die ebenfalls benachbarten Territorien Braunschweig-Lüneburg und Bremen wurden hingegen zum Niedersächsischen Reichskreis gerechnet. Das Verdener Territorium umfasste etwa den Ostteil des heutigen Landkreises Verden (Altkreis Verden), den Südteil des Landkreises Rotenburg sowie Teile des Landkreises Soltau-Fallingbostel.

Reformationszeit

Seit 1558 bahnte sich im Bistum und Hochstift der Konfessionswechsel an, der mit dem Erlass einer Kirchenordnung durch den Administrator Eberhard von Holle 1568 als abgeschlossen gelten kann. Im Dreißigjährigen Krieg zog 1630 als Folge des Restitutionsedikts mit Franz Wilhelm von Wartenberg erneut ein katholischer Bischof in Verden ein, der sich jedoch lediglich bis 1634 halten konnte. Die katholische Kirche wurde seitdem nur noch durch das Apostolisches Vikariat des Nordens repräsentiert.

Herzogtum Verden

1648 wurde das Hochstift im Westfälischen Frieden endgültig säkularisiert und an die schwedische Krone übertragen, womit die Existenz des Stiftes und des Bistums ein Ende fand. Von 1648 bis 1712 verblieb es mit Unterbrechung von 1675 bis 1679 zusammen mit dem Gebiet des ehemaligen Erzstifts Bremen als „Herzogtum Bremen und Verden“ mit Sitz in Stade bei Schweden.

Im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg von 1675 bis 1676 wurde Verden in einem Feldzug durch mehrere Staaten des Heiligen Römischen Reiches und Dänemark erobert und blieb bis zum Kriegsende 1679 in alliiertem Besitz.

1712 eroberte es Dänemark, das es 1715 an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg verkaufte. Schweden erkannte die Gebietsabtretung durch Dänemark im Hamburger Vergleich (1729) an.

Das Herzogtum Verden teilte fortan die Geschichte Hannovers und wurde 1866 nach der Annexion Hannovers durch Preußen Teil der preußischen Provinz Hannover. Im Jahre 1946 wurde die Provinz Hannover Teil Niedersachsens, in dem die ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden den mittlerweile nicht mehr existierenden Regierungsbezirk Stade bildeten. Heute existiert auf dem Gebiet der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden der Landschaftsverband Stade.

Siehe auch

Literatur

  • Gesellschaft für die Geschichte des Bistums Verden e.V.: Bistum Verden, 770 bis 1648, Editions du Signe 2001, ISBN 2-7468-0384-4
  • Bernd Kappelhoff, Thomas Vogtherr: Immunität und Landesherrschaft, Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden, Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2002, ISBN 3-931879-09-7
  • Thomas Vogtherr: Chronicon episcoporum Verdensium, Die Chronik der Verdener Bischöfe, Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 1997, ISBN 3-931879-03-8
  • Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Band 1, Von den Anfängen bis 1300, Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2001, ISBN 3-931879-07-0
  • Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Band 2, 1300–1380, Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2004, ISBN 3-931879-15-1

Weblinks


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