Swjatoslaw (Russland)

Swjatoslaw (Russland)

Swjatoslaw I. Igorewitsch (ukrainisch Святослав Ігорович, russisch Святослав Игоревич; * ≈ 942(?), † Frühjahr 972) war der Sohn des Fürsten Igor von Kiew und der Fürstin Olga.
Nach der Regentschaft seiner Mutter war er seit 959 regierender Fürst von Kiew und er begann einen Eroberungsfeldzug gegen die Wjatitschen. Durch die Eroberung des Khanats der Chasaren (965-969) dehnte Swjatoslaw den Einfluss der Kiewer Rus bis an den Don und an die Ostküste des Asowschen Meeres aus.

Treffen von Swjatoslaw I. und Johannes Tzimiskes. Darstellung von Klavdiy Lebedev.

Nach der Unterwerfung der Chasaren wandte Swjatoslaw sich nach Westen gegen die Donaubulgaren und eroberte 967 ihre Hauptstadt Preslaw, die er, nachdem er sich den Titel des bulgarischen Zaren zugelegt hatte, zu seiner Residenz und zur Hauptstadt der Kiewer Rus machen wollte. Ausschlaggebend für diesen Schritt dürften handelspolitische Erwägungen gewesen sein. Allerdings gibt es auch Hinweise auf kriegstreiberische Aktivitäten byzantinischer Diplomaten. Der Krieg gegen die Bulgaren störte das bis dahin vorhandene Kräftegleichgewicht. Im folgenden Jahr fielen die Petschenegen in die Rus ein. Kurz darauf schickte auch Kaiser Johannes I. Tzimiskes, der die russische Herrschaftausdehnung an die Donau als Gefahr ansah, seine Truppen nach Bulgarien. Die Byzantiner brachten den Russen eine Reihe von Niederlagen bei, so dass Swjatoslaw sich im Juli 971 zu einem Friedensvertrag gezwungen sah. Er musste seine bulgarischen Eroberungen an Byzanz zurückgeben und auf jeden Eroberungsversuch auf dem Balkan und im nördlichen Schwarzmeerraum verzichten.

Swjatoslaw versäumte auf dem Rückzug aus Preslaw, eine Durchzugserlaubnis beim Khan der Petschenegen Kurja einzuholen. Der Khan ließ den Fürsten gefangennehmen, töten und aus Swjatoslaws Schädel einen Trinkbecher fertigen.

Nach Swjatoslaws Tod kam es zu Auseinandersetzungen zwischen seinen drei Söhnen Jaropolk, Oleg und Wladimir, in denen sich zunächst Jaropolk, dann aber Wladimir durchsetzte.

Kurz nach Swjatoslaws Regierungsantritt konnte sich das Heidentum in der Kiewer Rus vorübergehend wieder durchsetzen, nachdem seine Mutter Olga die erste getaufte Fürstin gewesen war.

Wegen seiner vielen Eroberungszüge wird Swjatoslaw in der Literatur oft als räuberischer Wikinger-Fürst stilisiert. Dabei sollte aber bedacht werden, dass er sich offensichtlich von strategischen Überlegungen leiten ließ. Die Kriegszüge gegen die Bulgaren hatten höchstwahrscheinlich das Ziel, die wichtige Nord-Süd-Handelsverbindung zwischen Ostsee und Schwarzem Meer zu kontrollieren und dadurch eine beständige Einnahmequelle für eine auf Dauer ausgelegte Herrschaft zu sichern. Darüber hinaus hatte Swjatoslaw I. zumindest lose Kontakte zum deutschen Kaiser Otto I., die zur Absprache von Militäraktionen gegen das byzantinische Reich führten, mit dem Otto in Süditalien im Krieg lag.

Literatur

  • "Der Sohn der Grossfürstin" (Historischer Roman) von Semen Skljarenko, ISBN 3-373-00223-0
  • A. V. Nazarenko, Rus' i Germanija pri Svjatoslave Igoreviče, Istorija SSSR, 1990, 2, S. 60-74.


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