Tam bun

Tam bun

Tam Bun (Thai: ทำบุญ) ist ein traditionelles Konzept zum Erwerb religiöser Verdienste im thailändischen Theravada-Buddhismus, das in der buddhistischen Karma-Lehre begründet ist.

Inhaltsverzeichnis

Worterklärung

Der Begriff Bun (Thai: บุญ, auch บุญญ์ oder ปุญ, im englischen Sprachgebrauch: boon, meist als merit übersetzt) ist die thailändische Übersetzung von „Puñña“, einem Begriff aus der Pali-Sprache (Sanskrit: puṇya). Im Buddhistische Wörterbuch von Nyanatiloka steht Puñña für „verdienstvoll“. Tam (ทำ) bedeutet tun, machen. Tam Bun könnte somit als „Erwerb von Verdiensten“ übersetzt werden (Pali: puññakiriyavatthu).

Verdienste

Wie erwirbt man nun diese Verdienste? Dazu gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Bhikkhu Khantipalo beschreibt in Buddhism explained zehn Lehrsätze, wie sie in Thailand auch an Schulen gelehrt werden:

  • Geben (dana)
  • Tugendhaftes Leben (sila)
  • Sammlung (Meditation)
  • Ehrerbietung (apacayana)
  • Hilfsbereitschaft (veyyavacca)
  • Eigene Verdiensten anderen widmen (patti-dana)
  • Sich erfreuen an den Verdiensten anderer (pattanumodana)
  • Anhören von Dhamma-Vorträgen (dhammassavana)
  • Verbreitung des Dhamma (dhammadesana)
  • Entzerren seiner eigenen Ansichten (ditthujukamma)
Tam bun: Essensspende an Novizen in Uttaradit

Auch in den Anguttara-Nikaya sind sowohl im Vierer-Buch (Catukka-Nipata) als auch im Achter-Buch (Atthaka-Nipata) mehrere Möglichkeiten beschrieben, „Ströme des Verdienstes“ zu erwerben: beispielsweise den Mönchen Kleidung zu spenden, sie täglich mit Essen zu versorgen, ihnen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen oder sie mit Medikamenten zu versorgen.

In Thailand ist Tam Bun untrennbar mit dem täglichen Leben verwoben, sei es die tägliche Essens-Spende noch vor Sonnenaufgang an die Mönche, Anhören von Rezitationen der Sutras durch Mönche oder Geldspenden an Tempel. Zu Familienereignissen, wie Geburten, Hochzeiten oder Todesfällen, gehen die Familien in den nahe gelegenen Tempel, um gemeinsam zu feiern oder zu trauern, auch kommen die Mönche zu Hausfeiern und beten gemeinsam mit den Gläubigen, erhalten Essen und Geschenke und segnen die Anwesenden und das Haus der Familie. Durch die Ordination zum Mönch erwirbt der thailändische Buddhist die meisten Verdienste. Deshalb geht fast jeder Thailänder wenigstens einmal im Leben für mindestens eine Woche - meist aber länger - in ein buddhistisches Kloster. Traditionell werden die hierdurch angesammelten Verdienste den weiblichen Mitgliedern der eigenen Familie, der Mutter oder Großmutter, gewidmet, da es Frauen in Thailand verwehrt ist, Nonne zu werden.

Der tiefere Sinn hinter Tam Bun ist es, durch rechtschaffene Aktionen das eigene Ego, Geiz, Überheblichkeit, Ich-Bezogenheit zu überwinden. In Thailand gibt es den Begriff Im Bun (อิ่มบุญ), wobei „Im“ satt oder gesättigt bedeutet. Der Begriff Im Bun besagt, nach einem Tam Bun voller Glück und Freude zu sein. Dadurch äußert sich die Reichhaltigkeit einer buddhistischen Kultur, die Menschen aus allen Lebensbereichen dazu anhalten kann, die eigene Selbstsucht zu überwinden.

Statistiken

Gemäß einer Untersuchung[1] im Jahre 2005 des Kasikorn Research Centers (Thai: ศูนย์วิจัยกสิกรไทย) einer Abteilung der Kasikorn Bank, geben die Thailänder pro Jahr 3,3 Billionen Baht an Geld-Spenden und den Kauf für weitere Spenden an Mönche aus. Während in der Bangkok Metropolitan Region pro Person etwa 1512 Baht im Jahr ausgegeben werden, spendet der durchschnittliche Thai aus dem Nordosten des Landes (Isaan) „nur“ etwa 460 Baht im Jahr.

Das Forschungszentrum merkt zusätzlich an, dass die Thailänder hauptsächlich an den wichtigen buddhistischen Feiertagen spenden, bei Familienfeiern (Jubiläum, Kremation, …) aber auch zu anderen Festlichkeiten. Junge Menschen gaben in der Untersuchung an, nur an den buddhistischen Feiertagen zu spenden. Neben Geldspenden werden Gebete, Meditation und das Anhören von Mönchspredigten („fang thet“, ฟังเทศน์) als religiöse Aktivitäten bevorzugt, man erhofft sich daraus, innere Ruhe zu erlangen, um den täglichen Stress besser bewältigen zu können.

Siehe auch

Literatur

  • Nyānatiloka: Buddhistisches Wörterbuch. Verlag Beyerlein & Steinschulte 1999, ISBN 3-931095-09-6
  • Bhikkhu Khantipalo: Buddhism Explained. Thai Watana Panich Press, Bangkok 2513/1970 (oh. ISBN)

Einzelnachweise

  1. 22 February 2005 - Thai Merit-Making: Bt3.3 Billion Cashflow for Merchants

Weblinks


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