Terra (Währung)

Terra (Währung)

Der Terra (nach dem lat. terra: „Erde“, „Land“) ist die Bezeichnung für eine erstmals im Jahre 1933 veröffentlichte mögliche Weltwährung.

Die Währung Terra soll auf einem Warenkorb aus den zwölf wichtigsten Waren und Dienstleistungen (gemessen an ihrer Bedeutung im Welthandel) basieren. Das Grundkonzept wurde erstmals am 1. Januar 1933 in der französischen Zeitung Le Fédériste veröffentlicht. Damals wurde die Idee geboren, ein „L'Europa – monnaie de la paix“ – zu deutsch „Europa–Geld des Friedens“ – zu schaffen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Der historische Warenkorb

Der standardisierte Warenkorb, aus dem Jahre 1933, sollte sich wie folgt zusammensetzen[1]:

Wiederentdeckung

Im Rahmen einer Studienreise am 27. März 1999 wurde die historische Idee von dem belgischen Ökonomen Bernard A. Lietaer mit Begeisterung aufgenommen[2] und seither von ihm vertreten und in Fachkreisen bisweilen wieder stark diskutiert. Nach der Meinung von Bernard A. Lietaer würde mit dem Terra eine inflationssichere Währung zur Verfügung stehen. Zudem würde diese Komplementärwährung den weltweiten Warenaustausch wesentlich vereinfachen.

Weiterentwicklung

Die grundlegende Idee der Währung Terra ist es, die wichtigsten weltweit verwendeten und gehandelten Güter in einem standardisierten Warenkorb gewichtet abzubilden. Die Gewichtung erfolgt nach der Bedeutung des jeweiligen Gutes. Die weitere Untergliederung des standardisierten Warenkorbes ist fraktal. Fraktalität bedeutet dabei das Prinzip für den ganzen Korb, auch für jede Untereinheit einzusetzen. Aktuelle Definitionen des Terra bilden in den einzelnen Bestandteilen des Korbes wiederum gewichtete Korb-Definitionen ab. Die „halbe Arbeitsstunde“ besteht dann (sinngemäß) aus 12 Sekunden schweizer Arbeitszeit oder 3 Minuten chinesischer Arbeitszeit, wobei hier die jeweils aktuelle lokale Produktivität einberechnet wird. Die Transportkosten wären daher auf sämtliche Länder aufzuteilen, gewichtet nach deren weltweiter Bedeutung. Länderweise wiederum gewichtet nach Verkehrsmitteln.

Ein weiteres Konzept zu einer globalen Währung trägt den Namen Globo.

Kritik

Oft wird an der Währung Terra kritisiert, dass der historische Warenkorb „zu ungenau“ definiert ist. Etwa da im historischen Warenkorb die Transportform nicht unterschieden ist, ob es sich bei einer Kilometertonne um die Transport-Kosten mit einem Lastkraftwagen, Frachtschiff oder Frachtflugzeug handelt. Dabei wird jedoch verkannt, dass es sich um eine Diskussionsgrundlage handelt, da eine Anwendung des Warenkorbs aus dem Vorschlag von 1933 anachronistisch ist.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die aufwändige Realisierung. Eine weltweite Standardisierung würde auf erheblichen Widerstand treffen. Die Befürchtungen sind, dass die traditionelle Anwendung lokaler Währungen und damit eine Identität der Nationen verloren geht. Wie bei der Entwicklung des Euros könnte diesem Problem mit lokalisierten Münzen begegnet werden.

Siehe auch

Literatur

  • Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld, Emotionale Bedeutung und Wirkungsweise eines Tabus. Übersetzt von Heike Schlatterer. Deutsche Erstausgabe, Riemann Verlag, München 2000.
  • Bernard A. Lietaer: Das Geld der Zukunft - Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu. (Originaltitel: The Future of Money, Aus dem Englischen von Heike Schlatterer, Ursel Schäfer) Riemann Verlag, München 2002, ISBN 3-570-50035-7
  • Margrit Kennedy, Bernard A. Lietaer: Regionalwährungen - Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand. Übersetzt von Elisabeth Liebl. Originalausgabe, Riemann Verlag, München 2004. ISBN: 978-3-570-50052-1

Weblinks

  • TerraTRC (englisch) – Offizielle Webseite zur Idee der Währung Terra
  • Access Foundation (englisch) – „Alliance of Complementary Currencies Enabling Sustainable Societies“

Einzelnachweise

  1. a b L’Europa/die Europa – das Geld des Friedens – Artikel beim Unterguggenberger Institut, vom 8. Oktober 2006
  2. Die Europa - Geld des Friedens – Kurz-Artikel von Vero zur Studienreise von Bernard A. Lietaer, beim Unterguggenberger Institut, vom 4. Oktober 2006

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