Transaktionskosten

Transaktionskosten

Transaktionskosten sind diejenigen Kosten, die durch die Benutzung des Marktes (market transaction costs), also im Zusammenhang mit der Transaktion von Verfügungsrechten (z. B. Kauf, Verkauf, Miete), oder einer innerbetrieblichen Hierarchie (managerial transaction costs) entstehen. Die Transaktionskostentheorie besagt, dass bei jeder Transaktion auch Transaktionskosten entstehen. Die Transaktionskostentheorie ist ein elementarer Bestandteil der Neuen Institutionenökonomik.

Die Höhe von Transaktionskosten kann das Zustandekommen von Transaktionen verhindern, wenn etwa die anfänglichen Informationskosten für einen potenziellen Käufer so hoch geraten, dass die Transaktion prohibitiv verteuert wird. Auch verhindert die Existenz von Transaktionskosten, dass Käufer oder Verkäufer das für sie günstigste Angebot finden, da die mit der Suche steigenden Transaktionskosten eventuelle Vorteile von weiteren Angeboten wieder aufwiegen (Lehre vom abnehmendem Grenzertrag).

Transaktionskosten werden nach Ronald Coase als Marktbenutzungskosten gesehen. Diese Perspektive unterscheidet sich von der von Oliver E. Williamson, demzufolge die Kosten der begrenzten Rationalität der Akteure in Kombination mit Opportunismus, Komplexität der Umwelt und Spezifität der Investitionen entspringen. Auch in den entwicklungsökonomischen Studien von Douglass North machen Transaktionskosten einen zentralen Baustein aus. Bei der Analyse der Entwicklung und des Wohlstands von Nationen betrachtet North allerdings jene Kosten, die bei der Schaffung von Märkten auf institutioneller Ebene entstehen. Diese Kosten unterscheiden sich grundlegend von Transaktionskosten, die Coase als Marktbenutzungskosten diskutiert. Norths Transaktionskosten sind Marktschaffungskosten, d.h. im klassischen Sinne Meta-Transaktionskosten.[1]

Die Kosten einer Transaktion hängen davon ab, in welcher Koordinationsform (siehe Institutionenökonomik) die Transaktion stattfindet. Je nach Höhe der Transaktionskosten findet der Güteraustausch demnach horizontal (marktbasiert) oder vertikal (innerhalb einer Unternehmung) statt. Das Grundprinzip: Formulierung ökonomischer Fragestellungen als Vertragsproblem.

Inhaltsverzeichnis

Typologie der Transaktionskosten

Folgende Kosten fallen unter die Transaktionskosten:

Ex ante (bevor die Transaktion ausgeführt wird)

  • Informationsbeschaffungskosten (z. B. Informationssuche über potenzielle Transaktionspartner)
  • Anbahnungskosten (z. B. Kontaktaufnahme)
  • Vereinbarungskosten (z. B. Verhandlungen, Vertragsformulierung, Einigung)

Ex post (nachdem die Transaktion ausgeführt wurde)

  • Abwicklungskosten (z. B. Maklercourtage, Transportkosten)
  • Kontrollkosten (z. B. Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengen-, Preis- und Geheimhaltungsabsprachen, Abnahme der Lieferung)
  • Änderungskosten/Anpassungskosten (z. B. Termin-, Qualitäts-, Mengen- und Preisänderungen)

Konkreter versteht man unter Transaktionskosten Such-, Anbahnungs-, Informations-, Zurechnungs-, Verhandlungs-, Entscheidungs-, Vereinbarungs-, Abwicklungs-, Absicherungs-, Durchsetzungs-, Kontroll-, Anpassungs- und Beendigungskosten.

Transaktionskosten entstehen z. B., wenn zwischen den an einer Transaktion beteiligten Personen Kommunikationsbedarf, Verständigungsprobleme, Missverständnisse oder Konflikte auftreten.

Unter Transaktionskosten fällt nicht der Preis des Gutes, soweit die reinen Produktionskosten betroffen sind.

Einflussfaktoren von Transaktionskosten sind:

  • Unsicherheit der Transaktion
  • Häufigkeit der Transaktion
  • Spezifität der Transaktion (Standortspezifität, Anlagenspezifität, Humankapitalspezifität, Abnehmerspezifität)
  • Transaktionsatmosphäre
  • Strategische Bedeutung

Transaktionskosten wie etwa Zurechnungs- oder Messkosten können sogar die Existenz von Märkten für bestimmte Güter verhindern. Neue Informationsformen können diese Transaktionskosten senken (eBay, Wikipedia).

Ideengeschichte

Für seinen Transaktionskostenansatz, u.a. im Aufsatz "The Nature of the Firm" aus dem Jahre 1937, erhielt der US-amerikanische Volkswirt Ronald Coase 1991 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Oliver E. Williamson erhielt 2009 (zusammen mit Elinor Ostrom) den Wirtschaftsnobelpreis für seine transaktionskostentheoretischen Überlegungen. Sein Ansatz zeigt, wie die Funktionsweise von Märkten und hierarchischen Strukturen (etwa in Firmen) auf ihre Effizienz hin untersucht werden können.

Einzelnachweise

  1. Schröder, Guido: Approach matters - Die ambivalente Bedeutung von Rationalität und Transaktionskosten in Douglass Norths entwicklungsökonomischem Ansatz, in: Douglass Norths ökonomische Theorie der Geschichte, Ingo Pies und Martin Leschke (Hrsg.), Konzepte der Gesellschaftstheorie Nr. 15, Tübingen, 2009, S. 33-47.

Literatur

  • Coase, Ronald H.: The Nature of the Firm. In: Economica (1937)4, S. 386-405.
  • North, Douglass C.; Streissler, Monika (Übers.): Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung. Tübingen: Mohr 2009 (Nachdruck: 1992, Org.: Institutions, institutional change and economic performance). - ISBN 3-16-146024-3.
  • Picot, Arnold ; Reichwald, Ralf ; Wigand, Rolf T.: Die grenzenlose Unternehmung : Information, Organisation und Management. 3., überarb. Aufl. Wiesbaden : Gabler, 1998. - ISBN 3-409-32214-0.
  • Williamson, Oliver E.; Streissler, Monika (Übers.): Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus : Unternehmen, Märkte, Kooperationen. Tübingen: Mohr, 1990 (Org.: The economic institutions of capitalism). ISBN 3-16-145612-2.
  • Williamson, Oliver E.: Markets and hierarchies, analysis and antitrust implications : a study in the economics of internal organization. New York: Free Press, 1975. - ISBN 0-02-935360-2.

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