Uli Wickert

Uli Wickert
Ulrich Wickert während einer Lesung auf der Frankfurter Buchmesse 2005


Ulrich Wickert (* 2. Dezember 1942 in Tokio, Japan) ist ein deutscher Journalist und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Wickert wurde in Tokio geboren, da sein Vater Erwin Wickert dort Mitarbeiter der Deutschen Botschaft war. Seine Kindheit verbrachte Wickert von 1947 bis 1956 in Heidelberg, dann bis 1959 in Paris, wo die Familie aufgrund der beruflichen Verpflichtungen des Vaters bei der deutschen NATO-Vertretung lebte. Bereits 1956 hatte Wickert in der Rhein-Neckar-Zeitung mit einem Bericht über den Eiffelturm als 14-Jähriger seinen ersten journalistischen Auftritt. 1961 machte er sein Abitur an der Urspringschule bei Schelklingen.

In den 1960ern studierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Politikwissenschaft und Jura, ging als Stipendiat 1962 im Fulbright-Programm an die Wesleyan University in Connecticut/USA. Sein erstes juristisches Staatsexamen legte er 1968 ab und begann als freier Hörfunkautor bei der ARD, wo er kurze Zeit später Redakteur wurde.

Karriere

Als Fernsehjournalist

Von 1969 bis 1977 arbeitete Wickert als Redakteur der Sendung Monitor und wurde vom WDR von 1969 bis 1978 zu jeder Präsidentschaftswahl nach Paris geschickt. 1977 ging er als Korrespondent der ARD nach Washington, 1978 übernahm Wickert eine Stelle im Frankreich-Studio der ARD. 1981 gründete er den Diskussionskreis Journalisten für den offenen Rundfunk, im gleichen Jahr übernahm er die Leitung des ARD-Studios in New York. 1984 wurde Wickert Leiter des Pariser ARD-Studios. In diesem Jahr drehte er eine bekannte Reportage darüber, wie man am besten den Pariser Place de la Concorde überquert: Im Selbstversuch überquerte er die viel befahrene Straße, ohne nach den Autos zu sehen. Somit konnten die französischen Autofahrer nicht annehmen, dass er auf sich selbst achtete und waren daher gezwungen, ihre Fahrweise anzupassen. Mit Wirkung zum 1. Juli 1991 wurde er gemäß dem Wunsch seines Vorgängers Hanns Joachim Friedrichs „Erster Moderator“ der ARD-Nachrichtensendung tagesthemen, die er bis 31. August 2006 im wöchentlichen Wechsel mit Sabine Christiansen, später Gabi Bauer und schließlich Anne Will moderierte. Sein Markenzeichen in der Sendung war der Abschiedsgruß „… einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht“, mit dem er bis auf wenige Ausnahmen die Sendung beendete.[1] Im Normalfall ließ er mit der Wendung "Über den letzten Stand der Dinge informiert Sie ..." einen Hinweis auf die Nachtausgabe der Tagesschau folgen. Sein Nachfolger bei den tagesthemen wurde Tom Buhrow.

In seiner Tätigkeit als Moderator der Tagesthemen machte Wickert im Herbst 2001 Schlagzeilen, als er in der Zeitschrift MAX die indische Schriftstellerin Arundhati Roy nach einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitierte, die US-Präsident George W. Bush mit Terroristenführer Osama bin Laden verglichen hatte. Obwohl Wickert nur sehr vorsichtig eine Deutung dieser Aussage versuchte, kam es daraufhin vor allem in der Boulevard-Presse zu massiver Kritik. Insbesondere Bild warf dem Moderator „Beleidigung des Präsidenten“ und „Antiamerikanismus“ vor. Nachdem er sich öffentlich entschuldigt hatte, erklärte die ARD die Angelegenheit für abgeschlossen und beendete die Medien-Debatte über eine mögliche Kündigung.[2]

Vom 17. August 2006 bis zum 20. Mai 2007 moderierte er in der ARD die 30-minütige Literatur-Sendung Wickerts Bücher. Seit März 2007 moderiert er in NDR-Kultur an jedem ersten Sonntag im Monat um 13 Uhr die Sendung „Wickerts Bücher“.

Außerhalb der ARD

Ulrich Wickert

Zum Wintersemester 2004/05 wurde er Honorarprofessor an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er ist dort im Studiengang Journalistik/Medienmanagement tätig.[3]

Ulrich Wickert ist Mitglied in den Kuratorien der Jugendpresse Deutschland, der Jungen Presse[4], der Stiftung Schüler Helfen Leben[5] und bei Plan International Deutschland e. V.[6] sowie Schirmherr der Albertinen-Stiftung[7] und des JugendMedienEvent.[8]

Im November 2005 wurde er wegen seiner Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.[9]

Seit Februar 2008 ist er Mitherausgeber und Kolumnist des Nachrichtenportals zoomer.de, das jedoch am 28. Februar 2009 aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen wurde.

Als Autor hat Wickert seit 1981 22 eigene Bücher veröffentlicht. „Lesen und Schreiben gehören zu unserem Leben wie bei anderen Leuten Essen und Trinken“, zitierte Hans Leyendecker Wickert zum väterlichen Vorbild in der Süddeutschen Zeitung: „Wenn ich mittags nach Hause kam, saß der Vater im Sessel und schrieb auf einer schicken Olivetti.“ Zuletzt legte er einige in Frankreich spielende Kriminalromane vor.[10]

Privatleben

Von 1972 bis 1980 war Wickert Mitglied der SPD.

Wickert ist in dritter Ehe mit der Verlagsleiterin der Verlagsgruppe BRIGITTE, Julia Jäkel, verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Sylvie von Frankenberg und Ludwigsdorff hat er eine 1969 geborene Tochter.

Seine Freizeit verbringt Wickert oft in seinem Haus in Südfrankreich.

Wickert ist der Onkel der Schauspielerin Emily Wood.

Auszeichnungen

Publikationen

Die Bücher erschienen, sofern nicht anders angegeben, zuerst bei Hoffmann und Campe, Hamburg.

  • Freiheit, die ich fürchte. Der Staat entmachtet seine Bürger. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1981. ISBN 3-453-07022-4 (Tb.-ausg., 1995)
  • Weltblicke: New York – Tokio – Paris. In 50 Tagen um die Welt. Heyne, München 1986. ISBN 3-453-05225-0 (5. Aufl., 1994)
  • Frankreich: Die wunderbare Illusion. 1989. ISBN 3-453-15281-6 (17., überarb. Aufl., 2000)
  • Und Gott schuf Paris. 1993. ISBN 3-453-86835-8 (10. Aufl., 2002)
  • „Das Wetter“. Transit, Berlin 1994. ISBN 3-453-09288-0 (Tb.-ausg., 1996)
  • Der Ehrliche ist der Dumme: Über den Verlust der Werte. 1994. ISBN 3-455-09515-1 (19. Aufl., 2005)
  • Das Buch der Tugenden. 1995. ISBN 3-455-11045-2
  • Über den letzten Stand der Dinge. Transit, Berlin 1996. ISBN 3-453-13225-4 (Tb.-ausg., 1998)
  • Deutschland auf Bewährung: Der schwierige Weg in die Zukunft. 1997. ISBN 3-453-15540-8 (Tb.-ausg., 1999)
  • Vom Glück, Franzose zu sein: Unglaubliche Geschichten aus einem unbekannten Land. 1999. ISBN 3-453-18100-X (Tb.-ausg., 2001)
  • Donner-Wetter: Allerletzte Meldungen vom Tage. 2000. ISBN 3-453-19707-0 (Tb.-ausg., 2002)
  • Ihr seid die Macht! Politik für die nächste Generation. Rowohlt, Berlin 2000. ISBN 3-453-86909-5 (Tb.-ausg., 2003)
  • Zeit zu handeln: Den Werten einen Wert geben. 2001. ISBN 3-453-86920-6 (Tb.-ausg., 2003)
  • Der Richter aus Paris. Eine fast wahre Geschichte. 2003. ISBN 3-492-24233-2 (Tb.-ausg., 2005)
  • Die Zeichen unserer Zeit. Nachwort von Heribert Klein. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2004. ISBN 3-492-24368-1 (Tb.-ausg., 2005)
  • Alles über Paris. Europa-Verlag, Hamburg 2004. ISBN 3-453-60021-5 (Tb.-ausg., 2006)
  • Die Wüstenkönigin: Der Richter in Angola. 2005. ISBN 3-455-08151-7
  • Gauner muss man Gauner nennen: Von der Sehnsucht nach verlässlichen Werten. Piper, München 2007. ISBN 978-3-492-05021-0
  • Der nützliche Freund. Piper, München 2008. ISBN 978-3-492-05020-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Financial Times Deutschland: „Das Ende der Geruhsamkeit“, 29. August 2006
  2. Kölnische Rundschau: „‚Geruhsame Nacht‘ – Ulrich Wickert geht“, 28. August 2006
  3. Netzeitung: „Ulrich Wickert wird Honorarprofessor“, 26. Juli 2004
  4. Junge Presse: „Das JugendpresseKuratorium“
  5. Schüler Helfen Leben: „Das Kuratorium der Stiftung Schüler Helfen Leben“
  6. Plan International Deutschland e. V.: Rechenschftsbericht 2007, Seite 7; pdf-file
  7. Albertinen-Stiftung: „Ulrich Wickert, Schirmherr der Albertinen-Stiftung“
  8. JugendMedienEvent: „Schirmherr Ulrich Wickert“
  9. Französische Botschaft in Deutschland: „Tagesthemenmoderator Ulrich Wickert […] mit Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet“, 25. November 2005
  10. Süddeutsche Zeitung vom 15. August 2008: Ulrich Wickert als Krimiautor
  11. tagesschau.de: „Wickert wird Krawattenmann 2005“, 29. November 2005

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