Ulla Ahrenberg

Ulla Ahrenberg
Theodor Ahrenberg

Theodor „Teto“ Ahrenberg (* 1912; † 21. Juni 1989 in Vevey/Schweiz) war ein schwedischer Unternehmer und Kunstsammler.


Inhaltsverzeichnis

Leben

Theodor Ahrenberg, Sohn eines sehr erfolgreichen schwedischen Reeders, von Freunden „Teto“ genannt, verbrachte seine Jugendjahre in Göteborg. Im Anschluss an seine wenig erfolgreiche Schulzeit war er zuerst als einfacher Arbeiter in verschiedenen europäischen Werften und Reedereien tätig, versuchte sich dann und scheiterte als selbständiger Reeder und Unternehmer, bevor er schließlich mehrere kleine eigene Firmen gründete und erfolgreich leitete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte er auf Reisen durch Europa seine Liebe für die moderne Kunst und begann, Werke zeitgenössischer Künstler zu sammeln. Im Laufe der Zeit schuf er eine der wichtigsten und qualitätvollsten europäischen Privatsammlungen.

Ahrenberg wurde im schwedischen und europäischen Kunstbetrieb zu einer zentralen Figur, er setzte sich vehement für die Verbesserung der Situation von Kunststudenten und jungen Künstlern ein. Dabei kollidierte er in seinem Heimatland mit dem Konservatismus der staatlichen Kunstförderung und des Kunstbetriebes der öffentlichen Museen.

Sein Zerwürfnis mit der musealen Szene, vor allem mit dem seinerzeitigen Direktor des schwedischen Nationalmuseums, Carl Nordenfalk, führte zu dem Entschluss, sich in Stockholm unter der Bezeichnung „Palais Ahrenberg“ einen eigenen Ausstellungspavillon bauen zu lassen. 1959 sagte der mit Ahrenberg eng befreundete internationale Star-Architekt und Künstler Le Corbusier (1887-1965) zu, die Pläne dafür zu entwerfen. Diese wurden Anfang 1962 öffentlich präsentiert, der Pavillon allerdings nicht gebaut. Le Corbusier inspirierte sich an einem Entwurf, den er zwei Jahre zuvor für ein ähnliches Projekt in Tokio geschaffen hatte und 1964 für den Bau des Heidi-Weber-Museums in Zürich verwendete, das auch als „Centre Le Corbusier“ bekannt ist. Dort befindet sich seit dem Jahr 2005 ein nach den Originalplänen gestaltetes Modell des „Palais Ahrenberg“ [1]

Ahrenbergs Domizil "Le Rocher" bei Chexbres

In der Planungsphase dieses Ausstellungszentrums wurde Ahrenberg 1962, während eines Schweiz-Aufenthaltes, von der Schwedischen Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Da er bei einer Rückkehr nach Schweden mit Untersuchungshaft rechnen musste, blieb er mit seiner Frau Ulla und seinen vier Kindern in der Schweiz. Zur Begleichung seiner Steuerschulden konfiszierte der Staat seine Kunstsammlung und versteigerte sie. Theodor Ahrenberg blieb mit seiner Familie in der Schweiz und siedelte sich in dem kleinen Ort Chexbres am Nordufer des Genfersees an, wo er aufs Neue mit seiner Sammlertätigkeit begann. Mit zahlreichen nachwachsenden jungen Künstlern pflegte er Kontakte und lud sie zu mehrmonatigen Arbeitsaufenthalten in seiner Villa ein. Auf diese Weise entstand in den folgenden 25 Jahren die zweite Ahrenberg-Sammlung.

Theodor Ahrenberg starb am 21. Juni 1989 im Alter von 77 Jahren in Vevey.

Die erste Sammlung

Die erste, von dem Schwedischen Staat konfiszierte und durch ihre Auktionierung zerstreute Ahrenberg-Sammlung, eine der umfangreichsten Privatsammlungen Europas, bot mit etwa 3000 Werken einen umfassenden Querschnitt durch die „Klassische Moderne“.

Ahrenberg schätzte und erwarb Werke von bereits berühmten oder zumindest bekannten zeitgenössischen Künstlern wie Henri Matisse (* 1869), Pablo Picasso (* 1881), Georges Braque (* 1882), Marc Chagall (* 1887), Le Corbusier (* 1887), Mark Tobey (* 1890) und anderen, die teilweise vom Kunstestablishment und von der Finanzwelt noch nicht akzeptiert waren.

In seinem Heimatland förderte er umstrittene junge schwedische Künstler wie Carl Kylberg, Olle Bærtling, Einar Hylander, Öyvind Fahlström oder Carl Fredrik Reuterswärd.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Sammlertätigkeit lag auf den Werken von osteuropäischen Kunstschaffenden, die hinter dem Eisernen Vorhang im Untergrund arbeiten mussten. Wichtigster Vertreter dieser Gruppe war der Tachist Tadeusz Kantor. Mit seinem Faible für die seinerzeit avantgardistischen neuen Künstler eckte Ahrenberg in der konservativen schwedischen Kunstszene fast überall an.

Seiner Sammlerleidenschaft kam zugute, dass er die Werke der damals noch nicht arrivierten Künstler zu niedrigen Marktpreisen kaufen konnte. Ihn interessierte das Junge, das Neue. Zum wichtigsten Sammelprinzip wurde Ahrenberg, Werke ausschließlich von Künstlern, die er persönlich kannte, zu kaufen. Als zu Anfang der sechziger Jahre seine Künstler arriviert wurden, verkaufte er deren Werke mit hohem Gewinn und investierte wieder in die nachrückende Avantgarde.

Die zweite Sammlung

Die zweite, in der Schweiz aufgebaute Sammlung umfasste zunächst Werke, die Künstler als geladene Gäste in Ahrenbergs Villa in Chexbres schufen und die er zu Zeitpreisen aufkaufte. Zu seinen engen Freunden wurden spätere Klassiker wie Sam Francis, Christo, Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle, Arman, Yaacov Agam, Edward Kienholz, Meret Oppenheim oder Heinrich Richter.

Der Charakter seiner neuen Sammlung ist ein völlig anderer als der in seiner schwedischen Zeit. Damals war er bestrebt, eine nach kunsthistorischen Gesichtspunkten optimale Übersicht über die aktuelle Kunst zu geben; seine neue Sammlung „… zeigt einen mehr spielerischen, experimentellen und persönlichen Charakter. Ihr Ausgangspunkt ist die subjektive und situationsabhängige Auswahl, nicht der Ehrgeiz, einen objektiven oder qualitativen Überblick zu geben“ (Folke Edwards). Seine neue Sammlung wuchs auf etwa 6000 Exponate an, darunter zahlreiche Kuriosa und experimentelle Arbeiten.

Nach dem Tod von Theodor Ahrenberg (1989) nahm seine Frau Ulla Ahrenberg die Arbeit als Kustodin der Sammlung auf. Ihr Sohn Staffan Ahrenberg, ein inzwischen erfolgreicher Hollywood-Produzent, setzt die Sammlertätigkeit seines Vaters fort: er sammelt junge amerikanische Kunst, darunter mittlerweile arrivierte Künstler wie Tom Wesselmann, Man Ray, Lee Jaffe, Jim Dine oder Joe Andoe.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1967 Chexbres Ausstellung „Aspectes“ (mit Katalog)
  • 1977 Kunsthalle Düsseldorf (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen): „Der Sammler Theodor Ahrenberg“„“
  • 1987 Kunsthalle Schirn Frankfurt/Main: „Le Corbusier secret. Zeichnungen und Collagen aus der Sammlung Ahrenberg.“

Die Ausstellung wurde im Anschluss daran gezeigt in: Musée cantonal des Beaux-Arts (Lausanne), Nordjytlands Kunstmuseum (Aalborg), Lunds Konsthall (Lund), Museum of Finnish Architecture (Helsinki), Pori Art Museum (Pori), Neue Galerie (Linz)

  • 1993 Göteborgs Konstmuseum (Göteborg): „Ahrenberg Collection“„“

Die Ausstellung wurde im Anschluss daran im Östergötlands Länsmuseum (Linköping), dem Museum St. Ingbert (St. Ingbert), und dem "Musée Fondation Deutsch" (Belmont-sur-Lausanne) gezeigt.

  • 1998 Musée des Beaux-Arts de Mons (Belgien): „Hej Teto! Collection Ahrenberg“
  • 1999 Palais Bénédictine (Fécamp, Région Haute-Normandie): „Collection Ahrenberg - 50 ans d'histoire de l’art“

Literatur

  • Catalogue of forty-nine Bronzes by Matisse. [Versteigerungskatalog der Sammlung Theodor Ahrenberg, Stockholm]. London: Sotheby 1960. 100 S., 50 ganzseit. Abb.
  • Richter, Heinrich: Les neuf Muses (Die Mädchen von Chexbres). [D'après une idée de Theodor Ahrenberg]. Paris/Genève: Ed. Forces Vives, ca 1970.
  • Der Sammler Theodor Ahrenberg und das Atelier in Chexbres. 15 Jahre mit Kunst und Künstlern 1960 - 1975. Katalog zur Ausstellung. Hrsg.: Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen. Bearb.: Karl-Heinz Hering. Düsseldorf 1977.
  • Dessins et collages de la collection Ahrenberg [Zeichnungen und Collagen aus der Sammlung Ahrenberg]. Katalog zur Ausstellung, zweisprachig. Hrsg.: Kunsthalle Schirn. Bearb.: Erika Billeter. Frankfurt/Main: 1987
  • Ahrenberg, Theodor u. Ulla: Le Corbusier Secret. Dessins et collages de la collection Ahrenberg. Lausanne, Vevey: Selbstverlag, 1987. 213 S. zahlr. Ill.
  • Galérie Denise René. Mes anneés 50. [Abner. Adrian-Nilson. Agam. Ahrenberg etc]. Paris: Ed. Galérie Denise René 1988. 96 S., ca. 100 Abb (s/w)
  • Ahrenberg Collection. Katalog zur Ausstellung, dreisprachig. Hrsg.: Göteborgs Konstmuseum. Bearb.: Folke Edwards. Göteborg 1993. 146 S., zahlr. s/w u. Farb-Ill. ISBN 91-87968-193
  • Jag har ju ändå ägt en Picasso: Memoarer av Teto Ahrenberg, utmanaren, konstsamlaren, mecenaten by Theodor Ahrenberg. o.O.: 1993
  • Hej Teto! Collection Ahrenberg. [Katalog zur Ausstellung im Musée des Beaux-Arts de Mons, Belgien] Mons: Selbstverl. d. Museums, 1998. 119 S., zahlr. überwiegend farb. Abb. ISBN 2-930211-02-4

Film / Video

  • "In the name of art". A portrait of Theodor 'Teto' Ahrenberg, collector and patron devoted to artists and their art. Film von J.P. Morgan Friberg (1990)

Fußnoten

  1. Das Modell entstand an der RWTH Aachen in einem Studiengang von Prof. Dr. Bertig. Die Ausmaße betragen 1,50 m x 1,80 m was einem Maßstab von 1:20 entspricht [1].



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