Ulnarisrinnensyndrom

Ulnarisrinnensyndrom
Betroffene Regionen des Ulnarisrinnen-Syndroms
Klassifikation nach ICD-10
G56.2 Läsion des N. ulnaris
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Ulnarisrinnensyndrom (Synonym: Sulcus-ulnaris-Syndrom oder Kubitaltunnel-Syndrom) ist eine Druckschädigung des Nervus ulnaris am Ellbogen.

Inhaltsverzeichnis

Nervus Ulnaris

Der Nervus ulnaris verläuft im Bereich des Ellbogens in einer gut tastbaren Knochenrinne nur durch wenig Bindegewebe geschützt in unmittelbarem Kontakt zum Knochen und direkt unter der Haut. Man kann ihn daher durch Ertasten leicht selbst lokalisieren und meist schon bei leichter Berührung ein Kribbeln oder Brenngefühl in der Hand auslösen. Dadurch ist diese Region auch bei leichtem Anstoßen sehr schmerzempfindlich, was ihr den Namen Musikantenknochen gegeben hat.

Ursachen

Da der Nerv an dieser Stelle so ungeschützt ist, ist er anfällig für Verletzungen durch Druck und Zug (bei Beugung im Ellbogen). Durch wiederholte Bewegungen oder ständige Belastung kann es zu Reizung und schließlich Schädigung des Nerven kommen.

Symptome

Die Nervenschädigung macht sich durch ein Taubheitsgefühl im kleinen Finger, der äußeren Seite des Ringfingers und dem angrenzenden Handtellerbereich des entsprechenden Armes bemerkbar. Motorisch kann eine Schwäche der versorgten Muskeln in der betroffenen Hand und schließlich Muskelschwund auftreten. Dies führt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Hand. Klein- und benachbarte Finger geraten in eine Beugestellung der Endgelenke bei Überstreckung im Grundgelenk und das Spreizen der Finger ist erschwert (Klauen- bzw. Krallenhand).

Diagnose

Die Diagnose kann ein Neurologe zwar meist schon auf Grund der Symptomschilderung machen, aber klinische (Prüfung der Muskelkraft und Berührungsempfindung) und elektrophysiologische Untersuchungen, beispielsweise die Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten, sind unerlässlich.

Differentialdiagnose

Schädigung des N. ulnaris am Handgelenk: Loge-de-Guyon-Syndrom Mehrfachen und unterschiedlich lokalisierten Einwirkungen auf den Nerven, sog. Double-Crush-Syndromen, wird ein kumulativer Effekt zugeschrieben (Upton 1973, Mackinnon 1992). Ein geringfügiger proximal lokalisierter Druck, der allein nicht ausreicht, um einen Schaden zu verursachen, kann die Empfindlichkeit der distal gelegenen Nervenanteile gegenüber Druck deutlich erhöhen (Simpson 1996). Eine am Oberarm lokalisierte Kompressionen des Nerven ist selten und kann durch einen Processus supracondylaris oder die sogenannte Struther's Arkade ausgelöst werden. [1]

Behandlungsmöglichkeiten

Wichtig ist für den Patienten das Verständnis des auslösenden Mechanismus und eine Änderung der täglichen Gewohnheiten (Auflegen des Ellbogens am Fensterrahmen des Autos, Aufstützen des gebeugten Ellbogens etc). Parallel muss versucht werden, mit Polstern oder durch Schienung eine Druckentlastung des Nerven herbeizuführen.

Nur bei chronischen und weiter fortschreitenden Symptomen ist eine Operation notwendig. Eine Methode verlegt den Nerv aus der Knochenrinne Richtung Ellenbeuge in eine geschütztere Lage. Einfacher und vor allem schonender ist das Durchtrennen des Gewebes, das den Nerv im Bereich des Ellenbogen umgibt. Bei der mit der Heilung verbundenen Vernarbung des Gewebes verlängert sich dieses und der Druck auf den Nerv lässt nach.

Die Operationsmethoden sind in erster Linie darauf ausgelegt, den weiteren Verlauf des Syndroms zu stoppen. Aber auch die Chancen einer Heilung des Nervs sind gut. Die akuten Symptome, wie z. B. ein unangenehmes Kribbeln in der Hand lassen rasch nach, schwere sensible Einschränkungen können jedoch je nach Schwere der Einklemmung erst nach einem Jahr verschwinden, wobei man als Faustregel davon ausgehen kann, dass sich der Nerv in einem Monat um 3-4 cm regeneriert.

Quelle

  1. AWMF- Leitlinie: "Chronische Ulnarisneuropathie am Ellenbogen" hier online
Gesundheitshinweis
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