Unzeitig

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Engelmar Unzeitig, geboren als Hubert Unzeitig (* 1. März 1911 in Greifendorf bei Zwittau, Schönhengstgau; † 2. März 1945 im Konzentrationslager Dachau) war deutscher Priester und Bekenner in der Zeit des Nationalsozialismus.

Hubert Unzeitig schloss sich im Alter von 17 Jahren der Gemeinschaft der Mariannhiller Missionare in Reimlingen bei Augsburg an und erhielt den Ordensnamen Engelmar. Ursprünglich sollte er Missionar werden. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Würzburg wurde er 1939 zum Priester geweiht. Am 15. August 1939 feierte er Primiz in seinem Heimatort Greifendorf, anschließend wurde er Pfarrer in Glöckelberg bei Krummau im Böhmerwald.

Gegen die Verfolgung der Juden protestierte er sowohl im Religionsunterricht als auch von der Kanzel. Anfang 1941 wurde er wegen „tückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden“ angezeigt und am 21. April von der Gestapo verhaftet. Ohne Gerichtsverhandlung wurde er nach sechs Wochen Untersuchungshaft in Linz an der Donau am 8. Juni 1941 in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Als 1944 eine Flecktyphus-Epidemie ausbrach, meldete er sich freiwillig zur Pflege der Kranken. Hunderten Sterbenden, darunter vielen Russen, spendete er die Sterbesakramente. Andere Häftlinge rettete er vor dem Hungertod, indem er ihnen sein Essen gab. Schließlich starb er selbst am Flecktyphus.

Von Mithäftlingen und Überlebenden wurde er als „Engel von Dachau“ und „Maximilian Kolbe der Deutschen“ bezeichnet.

Engelmar Unzeitigs Asche wurde auf abenteuerliche Weise aus dem KZ geschmuggelt und auf dem städtischen Friedhof in Würzburg beigesetzt. 1968 übertrug man die Urne in die Kapelle der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg und richtete dort eine Gedenkstätte ein. Der Ort Glöckelberg im Böhmerwald ging infolge der Vertreibung der Sudetendeutschen unter, nur die Kirche hat überdauert und wurde nach der Wende von 1989/90 renoviert. Sie dient heute auch zu Gottesdiensten von Deutschen und Tschechen im Gedenken an Engelmar Unzeitig.

Das Seligsprechungsverfahren wurde 1991 eingeleitet. Im Jahre 2000 wurde er offiziell als Märtyrer der katholischen Kirche anerkannt, dies gilt oft als Vorentscheidung für eine spätere Selig- und Heiligsprechung.


Werke von und über Engelmar Unzeitig

  • Briefe aus dem KZ Dachau (1941–1945); zusammengestellt von W. Zürrlein; Würzburg 1993
  • Adalbert Ludwig Balling, Reinhard Abeln: Speichen im Rad der Zeit – Pater Engelmar Unzeitig und der Priesterblock im KZ Dachau; Freiburg u.a.: Herder, 19852; ISBN 3-451-08241-1
  • Adalbert Ludwig Balling: Eine Spur der Liebe hinterlassen. Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, Mariannhiller Missionar „Märtyrer der Nächstenliebe“ im KZ Dachau; Würzburg, Reimlingen: Missionsverlag Mariannhill, 1984; ISBN 3-922267-27-0
  • Adalbert Ludwig Balling: Gute Menschen sterben nicht, sie leben fort in der Erinnerung ihrer Freunde – Mariannhiller Porträts; Würzburg 1989; S. 196–200
  • Artikel Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, Mariannhiller Missionar; in: Helmut Moll (Hrsg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 2; Paderborn: Schöningh, 2001; ISBN 3-506-75778-4; S. 813–816;
  • Rudolf Grulich: Der „Engel von Dachau“ war ein Landsmann Oskar Schindlers. Zum 50. Todestag von Pater Engelmar Hubert Unzeitig; in: Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerks 1995, S. 7–10

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