Variomatik

Variomatik
Hinterachsantrieb Variomatic
Prinzip

Variomatic ist die Bezeichnung des niederländischen Fahrzeugherstellers DAF für ein stufenlos stellbares vollautomatisches Getriebe, einer Bauform des CVT-Getriebes (engl.: Continuously variable transmission) als Riemengetriebe.

Heutzutage ist diese Art des Getriebes bei Mopeds und Motorrollern beliebt und wird auch bei ihnen als Variomatic bezeichnet, gelegentlich aber auch als Drehmomentwandler, der jedoch genau genommen ein hydraulisches Getriebe ist.

Zwischen konischen Riemenscheiben-Paaren läuft ein Keilriemen. Durch gleichzeitige Änderung des Abstandes der Riemenscheiben je nach Geschwindigkeit (durch Fliehkraftgewichte, die je nach Drehzahl nach außen wandern und den Riemen dadurch nach außen zwingen) ergab sich eine stufenlose Änderung des Übersetzungsverhältnisses. Zusätzliches Steuermoment war der Unterdruck aus dem Ansaugtrakt, abhängig von der Gaspedalstellung. Der Unterdruck wurde über zwei sehr große, federbelastete Dosen in eine Kraft umgesetzt, die die Riemenscheiben entsprechend verstellten.

Die stärkeren Modelle von DAF hatten einen – auch für damalige Verhältnisse – hohen Treibstoffverbrauch von bis zu 12 oder 14 l/100 km beim Modell DAF 66GL (54 PS). Das lag am mäßigen Wirkungsgrad des immer etwas durchrutschenden Riementriebs und auch daran, dass das System Gas geben als Wunsch nach höherer Leistung interpretierte und die Übersetzung verkürzte. Man konnte also nicht sparsam mit mehr Gas im "höheren Gang" fahren.

Ein Vorteil ergab sich aus der Verdrehbarkeit: Wie im Bild zu sehen, erlaubten die Keilriemen eine gewisse Verdrehung beim Einfedern; auf Kardangelenke im Antrieb konnte somit verzichtet werden.

Bei den DAF-Modellen 600 bis 55 wurde auf ein Differentialgetriebe verzichtet. Jedes Hinterrad wurde einzeln von einem Keilriemen angetrieben; die unterschiedlichen Raddrehzahlen in Kurven glich der Schlupf der Riemen aus. Auf glatter Fahrbahn konnte ein einzelnes Rad nicht durchdrehen (wie bei einem Teilsperrdifferenzial), was besonders Rallyefahrer zu schätzen wussten. Der DAF konnte dank seiner Technik vorwärts und rückwärts gleich schnell fahren. Das wurde bei einigen „Spektakelrennen“ namens AVRO-Achteruitrijden (dt. AVRO-Rückwärtsfahren) für den niederländischen Fernsehsender AVRO mit schrottreifen DAF-Modellen hinlänglich bewiesen. Allerdings endeten diese Versuche mit den meist unvermeidlichen Überschlägen nach Lenkmanövern. (Der Nachlauf der Lenkachse, der bei Vorwärtsfahrt die Räder automatisch in die 'Geradeaus'-Richtung bringt, verkehrt sich beim Rückwärtsfahren in das Gegenteil und führt zum Volleinschlag der Räder mit entsprechenden Folgen für die Fahrstabilität, besonders bei höheren Geschwindigkeiten.)

Im damals noch jungen Autosport Rallycross wurden von der DAF-Sportabteilung in Eindhoven (unter der Leitung von Rob Koch, später von Fred Hagendoorn) zu Anfang der 1970er Jahre sogar zwei DAF 555 Coupé 4WD (die dritte 5 stand für die Gruppe 5 laut FIA-Reglement) mit einem Sportvariomatic-Allradantrieb (jeweils ein Riemen für die Kardanwellen zur Vorder- und Hinterachse, die über selbstsperrende Differenziale von BMW verfügten; die verwendete Sportvariomatic hatte man ursprünglich für die Formel 3 entwickelt) als offizielles CAMEL-DAF racing team eingesetzt, die, mit gut 200 PS starken Ford-BDA-Motoren ausgerüstet, unter den beiden Brüdern und Spediteuren Jan de Rooy (später auch berühmt geworden als DAF-Trucker bei der Rallye Dakar) und Harry de Rooy für einige Zeit europaweit fast unschlagbar waren.

Aktuell werden Riemenvariomatik-Getriebe z. B. in Motorrollern, Quads, ATVs, Schneemobilen und Ständerbohrmaschinen eingesetzt.

Ähnlich arbeiten CVT-Getriebe mit Lamellenkette statt Keilriemen. Die Kraft wird nicht über Keilriemen, sondern über Stahlglieder-Bänder (siehe Bild) oder Ketten übertragen. Diese Getriebe wurden von verschiedenen Herstellern entwickelt und angeboten, konnten sich jedoch noch nicht in größerem Rahmen durchsetzen. Bei Audi wird diese Getriebeform z. B. unter der Bezeichnung Multitronic angeboten.

Die A- und B-Klasse von Mercedes-Benz des Daimler-Konzerns werden mit einem CVT-Automatikgetriebe mit virtuellen Gängen ausgestattet (Autotronic), die auch wahlweise per Hand geschaltet werden können.

Siehe auch: Getriebe

Weblinks


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