Veit Stoß

Veit Stoß
Veit Stoß; Kupferstich um 1600; 7:5 cm

Veit Stoß (auch: Stoss, polnisch Wit Stwosz; * um 1447 in Horb am Neckar; † 1533 in Nürnberg), war einer der bedeutendsten Bildhauer und -schnitzer der Spätgotik. Eine Büste von ihm fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Veit Stoß kam 1473 nach Nürnberg. Im Jahr 1477 begab er sich nach Krakau und war dort bis 1496 tätig. Danach kehrte Stoß nach Nürnberg zurück, wo er ebenfalls in Holz geschnitzten Altären, Gruppen und Einzelfiguren fertigte. Stoß ahmte 1503 Siegel und Unterschrift eines Kaufmanns nach, der ihn betrogen hatte. Wegen Urkundenfälschung wurde er auf beiden Wangen mit glühendem Eisen gebrandmarkt und durfte die Stadt nicht ohne Genehmigung des Rates verlassen. Er floh 1503/1504 nach Münnerstadt und wurde daraufhin 1506 erneut verhaftet. Ein von Kaiser Maximilian I. ausgestellter Gnadenbrief wurde vom Rat der freien Reichsstadt als Einmischung in die innerstädtischen Angelegenheiten zurückgewiesen. Maximilian zog ihn 1512 bei der Planung für das Kaisergrab in der Hofkirche in Innsbruck heran. Veit Stoß verstarb 1533 wohlhabend, aber vereinsamt; er liegt auf dem Nürnberger Johannisfriedhof bestattet (Nr. 268).

Biographie

Nach der Fertigstellung des Krakauer Marienaltars war er in Polen bereits zu Ruhm und Reichtum gekommen. Dennoch begab er sich aus Heimweh nach Nürnberg in wochenlanger Fahrt mit seiner Frau und fünf Kindern auf einem Pferdekarren. Unterwegs verstarb seine Frau. In Nürnberg versuchte er sich unter anderem mit einem Auftrag für eine Brückenkonstruktion durchzubringen, für den er jedoch bis zuletzt von den Stadtvätern um sein Honorar betrogen wurde. Er hatte allerdings noch sein Vermögen aus Krakau mitgebracht und wollte dieses vorteilhaft anlegen. Dabei verließ er sich auf die ihm schriftlich von einem Nürnberger Kaufmann namens Starzedel verbürgte Empfehlung an einen Tuchhändler, der die von ihm erworbenen Tuche auf der Leipziger Messe mit zugesagtem hohem Gewinn verkaufen wollte. Als der jedoch nicht zurück kam und er sich deshalb an Starzedels Bürgschaft halten wollte, bestritt dieser, ihm jemals eine solche gegeben zu haben. Daraufhin fälschte Stoß das ihm offensichtlich im Auftrage Starzedels gestohlene Dokument nach. In dem folgenden Prozess wurde Stoß der Fälschung überführt, zur Strafe öffentlich auf beide Wangen mit glühenden Eisen gebrandmarkt und anschließend ins städtische Gefängnis geworfen.

Grabstein aus Worzeldorfer Sandstein auf dem Nürnberger Johannisfriedhof

Als Kaiser Maximilian I. die Stadt besuchte und danach verlangte, dass ihm alle bekannten Nürnberger Künstler vorgeführt werden sollten, stellte er fest, dass der außerhalb Nürnbergs bereits recht berühmte Veit Stoß nicht dabei war. Deshalb ordnete er an, dass sich alle direkt auf den Weg zu dessen Werkstatt machen sollten und dass ihn die Stadtväter dazu zu begleiten hätten.

Stoß lebte in einer Werkstatt im Armenviertel der Stadt. Der Kaiser ordnete eine Wiederholung des Prozesses an, dem er selbst vorsaß und der zugunsten Stoßens endete. Seine Anordnung, Stoß wieder voll zu rehabilitieren, wurde allerdings nach dem Abzug des Kaisers nie in dessen Sinn ausgeführt. Weiterhin wurde Stoß öffentlich als „ein unruwiger hayloser Burger, der einem erbern Rat vnd gemainer Statt vil vnruw gemacht hatt“ bezeichnet und in einem Dekret als ein „irrig vnd geschreyig man“ bezeichnet. Lediglich infolge seines überragenden Talentes erhielt Stoß danach doch noch mehrere bedeutende Aufträge selbst von einflussreichen Nürnberger Bürgern sowie vor allem auch vom Kaiser selbst, der ihn unter anderem an der Ausführung seines Grabmales mitarbeiten ließ.[1]

Schaffen

Krakauer Hochaltar - das Hauptwerk von Veit Stoß
Veit-Stoß-Altar im Bamberger Dom

Krakauer Periode

Er schuf dort von 1477 bis 1484 mit dem Krakauer Hochaltar für die Marienkirche den größten geschnitzten Flügelaltar der deutschen Gotik, in dessen Mittelschrein Tod und Himmelfahrt der Maria in überlebensgroßen, vollrunden Figuren, auf dessen Flügeln Szenen aus dem Leben Christi und der Maria in Reliefs dargestellt sind. Das steinerne Kruzifix (1496) im rechten Seitenschiff gilt als ausdrucksstärkste Figur des Künstlers. Alfred Döblin hat sie besungen. Nach dem Tode des Königs Kasimir IV. 1492 arbeitete Stoß dessen Grabmal aus rotem Marmor für die Kathedrale zu Krakau. Gleichzeitig entstand die in Marmor ausgeführte Grabplatte des Erzbischofs Zbigniew Oleśnicki im Dom zu Gnesen und bald darauf der Altar des heiligen Stanislaus für die Marienkirche zu Krakau.

Nürnberger Periode

Hier schuf Veit Stoß:

  • ein Relief mit der Krönung der Madonna, heute im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg)
  • das sogenannte Volckamer Epitaph (Gedächtnisbild, 1499 von Paulus Volckamer gestiftet) in der Sebalduskirche; ein dreiteiliges Steinrelief mit der Darstellung des Gründonnerstaggeschehens
  • eine Statue der Madonna in der Frauenkirche
  • den Englischen Gruß in der Lorenzkirche, 1518 von Anton Tucher gestiftet, vom Gewölbe des Chors herabhängend, die Figuren des Engels und der Maria in einem mit sieben Medaillons geschmückten Kranz darstellend
  • das Kruzifix in St. Lorenz
  • die Rosenkranztafel, heute im Germanischen Nationalmuseum.

In den Köpfen seiner Figuren spricht sich innige und zarte Empfindung aus; die Formengebung ist noch gebunden und der Faltenwurf von der Manier des spätgotischen Stils beherrscht.

Werke

Literatur

  • Rudolf Bergau: Der Bildschnitzer Veit Stoß und seine Werke. – Nürnberg: Stapf 1884.
  • Max Lossnitzer: Veit Stoß. – Leipzig 1912.
  • Reinhold Schaffer: Andreas Stoß, Sohn des Veit Stoß, und seine gegenreformatorische Tätigkeit. Zugleich: Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn, 1923. – Breslau: Müller & Seiffert 1926. XVI, 176 S. (Breslauer Studien zur historischen Theologie. Band 5.)
  • Alfred Döblin: Reise in Polen. – Berlin: S. Fischer 1926.
  • Reinhold Schaffer: Veit Stoß. Ein Lebensbild. – Nürnberg: Schrag 1933.
  • Leo Weismantel: Gericht über Veit Stoß eines ehrsamen Rats heillos unruhiger Bürger. Die Tragödie eines Bildschnitzers.– Freiburg/München: Karl Alber 1939 und Reinbek: Rowohlt 1988. (Rowohlt Jahrhundert. Band 34. ISBN 3-499-40034-0)
  • Johannes Goldner: Veit Stoß. – Freilassing: Pannonia 1990. ISBN 3-7897-0140-8
  • Dobroslawa Horzela (Hrsg.): Around Veit Stoß. – Krakau: Muzeum Narodowe 2005. ISBN 83-89424-27-4
  • Curt Hotzel: Tat und Traum des Bildschnitzers Veit Stoß. – Bayreuth: Verlag der Nation 1996. ISBN 3-373-00497-7
  • Gottfried Sello: Veit Stoß. – München: Hirmer 1988. ISBN 3-7774-4390-5
  • Manfred Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. – München 2007. ISBN 3-598-11763-9
  • Paul Johannes Rée: Veit Stoß. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 466–471.
  • Gerhard Weilandt: Die Sebalduskirche in Nürnberg. Bild und Gesellschaft im Zeitalter der Gotik und Renaissance. – Petersberg 2007.
  • Marianne Bruns: Der neunte Sohn des Veit Stoß. – Berlin: Henschel 1971.
  • Herbert Sinz: Der begnadete Rebell – ein Roman um Veit Stoß. – Verlag J.P. Bachem 1955.
  • Leo Weismantel: Veit Stoß. – Freiburg: Karl Alber 1947.
  • Traugott Roser: Brüche und Umbrüche. Zum Gedenken an Veit Stoß. – In: Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 55 (Nov. 2000), S. 338–342.
  • Ulrich Söding: Veit Stoß. – In: Katharina Weigand (Hrsg.): Große Gestalten der bayerischen Geschichte. – München: Herbert Utz 2011. ISBN 978-3-8316-0949-9

Weblinks

 Commons: Veit Stoß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Johannes Rée: Veit Stoß. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 466–471.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Veit Stoss — Veit Stoß; Kupferstich um 1600; 7:5 cm Veit Stoß …   Deutsch Wikipedia

  • Veit — ist im deutschen Sprachraum als Vorname oder Familienname gebräuchlich. Es handelt sich um die Eindeutschung des lateinischen Vitus. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung des Namens 2 Namenstag (katholisch) 3 Bekannte Namensträge …   Deutsch Wikipedia

  • Stoß — bezeichnet: Stoß (Bergbau) ist im Bergbau die jeweils senkrecht (auch schräg) stehende Wand. einen aufgeschichteten Stapel, siehe Stapelungsmechanik in der Jägersprache die Gesamtheit der Steuerfedern Stoß (Einheit), eine Vieheinheit Stoß… …   Deutsch Wikipedia

  • Veit Stoss — Veit Stoß. Gravure, vers 1600, 7×5 cm Le retable de Cracovie, une des œuvres …   Wikipédia en Français

  • Veit Stoss — Busto de Stoss en el Ruhmeshalle, Múnich …   Wikipedia Español

  • Stoß — 1. Übernamen zu mhd. stoz »Stich, Stoß; Streit, Zank, Hader« für einen streitsüchtigen Menschen. 2. Wohnstättennamen zu mhd. stoz »Holzstoß« oder zu fnhd. stoß »strittiger Ort, Grenze«. Bekannter Namensträger: Veit Stoß, deutscher Bildhauer,… …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Veit — latinisierte Form althochdeutschen Ursprungs, Bedeutung vermutlich: Holz, Wald. Bekannt als Heiliger, einer der 14 Nothelfer. Namensträger: Veit Stoß, deutscher Bildhauer …   Deutsch namen

  • Stoß, Veit — Stoß, Veit, Bildhauer und Schnitzer, geb. um 1430–40 wahrscheinlich in Nürnberg, gest. daselbst 1533, ging 1477 nach Krakau, wo er bis 1486 und von 1489–96 tätig war. Er schuf hier 1477–84 den Hochaltar für die Marienkirche, in dessen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Stoß [3] — Stoß, Veit, geb. 1447 in Krakau, Bildschnitzer, Maler u. Kupferstecher, zog 1490 nach Nürnberg u. st. blind 1542. Sein Hauptwerk ist der Englische Gruß in der Lorenzkirche zu Nürnberg. Er ist das Sujet zu dem gleichnamigen Drama I. Priem s, Nürnb …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stoß [3] — Stoß, Veit, Bildschnitzer, geb. um 1445 in Nürnberg, erblindet gest. das. 1533; Grabmal Kasimirs IV. (Krakau), Engl. Gruß (Lorenzkirche, Nürnberg), Rosenkranz (German. Museum). – Biogr. von Daun (1906) …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”