Verminderte Intervalle

Verminderte Intervalle

Das Wort Vermindert ist ein vorrangig in der Musik benutzter Begriff, der mehrere Bedeutungen hat:

Verminderte Intervalle

Bezogen auf ein Intervall bedeutet „vermindert“, dass das Intervall durch Alteration (z. B. Vor- bzw. Versetzungszeichen) dahingehend verändert wurde, dass es enharmonisch verwechselt einem anderen Intervall entspricht (Ausnahme: verminderte Quinte und übermäßige Quarte/Tritonus).

Bei reinen Intervallen (Prime, Quarte, Quinte und Oktave) bewirkt eine Verminderung, dass sich das Intervall aus dem Kontext gerissen wie das nächstkleinere Intervall in großer Ausprägung anhört.

Beispiele: Eine verminderte Quarte entspricht einer großen Terz; eine verminderte Oktave einer großen Septime. Die Ausnahme bilden hier die verminderte Prim, die bei der Betrachtung einer Oktave aus dem Betrachtungsbereich fällt, ansonsten eine kleine Sekunde abwärts ergibt, sowie die o.g. verminderte Quinte, die dem Tritonus entspricht.

Bei „unreinen“ Intervallen (also entweder „klein“ oder „groß“) bezieht sich eine Verminderung nur auf die „klein“-Variante des Intervalls. Es gibt also keine verminderte große Terz, die dann einer kleinen Terz entspräche (allerdings heißt eine verminderte Terz auch niemals verminderte kleine Terz, weil es eben nur eine Art von Terz gibt, die vermindert sein kann). Hier hat eine Verminderung zur Folge, dass sich das Intervall wie das nächstkleinere entweder reine oder große Intervall anhört.

Beispiele: eine verminderte Terz entspricht einer großen Sekunde, eine verminderte Sekunde entspricht einer (reinen) Prim, eine verminderte Sexte einer (reinen) Quinte und eine verminderte Septime einer großen Sexte.

Verminderte Dreiklänge

Bezogen auf einen Dreiklang bedeutet ‚vermindert‘, dass ausschließlich kleine Terzen geschichtet sind, der Dreiklang also nur aus kleinen Terzen besteht; beispielsweise beim Dreiklang c vermindert bzw. Co:

c’-es’-ges’ (c’-es’ und es’-ges’ sind beides kleine Terzen)

Ein solcher verminderter Dreiklang kann auch als verkürzter Dominantseptakkord innerhalb einer Tonart betrachtet werden, sofern er auf der VII. Stufe der Tonart aufgebaut ist. Den oben genannten Akkord könnte man beispielsweise auch als verkürzten Dominantseptakkord in Des-Dur bezeichnen (as-c’-es’-ges’ als vollständiger Dominantseptakkord in Des-Dur; As als Grundton fehlt, deshalb verkürzt). In C-Dur heißt der verkürzte Dominantseptakkord h vermindert oder Ho und besteht aus den Tönen h-d’-f’.

Der verminderte Dreiklang besitzt als charakteristisches Intervall den Tritonus (verminderte Quinte, hier c’-ges’, s. u.), ist also ein sehr dissonanter, spannungsreicher Akkord.

Verminderte Vierklänge

Bei Vierklängen gibt es zwei Arten von verminderten Akkorden:

Der halbverminderte Septakkord ist geschichtet aus zwei kleinen und einer großen Terz. Er findet sich beispielsweise auf der VII. Stufe in C-Dur (h-d’-f’-a’). Da alle diese Töne auch zum G-Dominantseptnonakkord gehören, kann dieser Akkord innerhalb von C-Dur auch als verkürzter Dominantseptnonakkord betrachtet werden. Allgemein gilt also, dass ein halbverminderter Septakkord auf der VII. Stufe einer Dur-Tonart auch als verkürzter Dominantseptnonakkord innerhalb derselben Tonart bezeichnet werden kann. Der halbverminderte Septakkord ist eher „schwebenden“ Charakters; als Dominantakkord besitzt er aber auch Spannung, die nach Auflösung verlangt.

Der verminderte Septakkord besteht aus drei kleinen Terzen, die übereinandergeschichtet sind. Da in ihm gleich zweimal das dissonanteste Intervall der dur-moll-tonalen Musik, der Tritonus, vorkommt, ist er ein sehr dissonanter Akkord, der in der Musik vor dem 20. Jh. meistens nach Auflösung verlangt.


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