Vianney

Vianney

Jean-Baptiste Marie Vianney, auch Jean-Marie Baptiste, deutsch: Johannes Maria (* 8. Mai 1786 in Dardilly, Département Rhône; † 4. August 1859 in Ars-sur-Formans, Département Ain), genannt der „Pfarrer von Ars“, war ein katholischer Priester. Er wurde von Papst Pius XI. am 31. Mai 1925 heiliggesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Küche des Pfarrhofs in Ars

Vianney kam als viertes Kind des Bauern Matthieu Vianney und seiner Frau Marie Beluse zur Welt. Seine Mutter erzog ihn religiös. Er arbeitete zunächst auf dem väterlichen Bauernhof. Da er den Wunsch hatte, Priester zu werden, besuchte er ab 1805 die Pfarrschule von Pfarrer Balley in Écully bei Lyon, wo er wegen seiner geringen Intelligenz nur bescheidene Fortschritte machte.

1809 wurde er zum Militärdienst eingezogen. Eine Erkrankung hinderte ihn am Einrücken. Nach seiner Genesung sollte er der Truppe folgen, ließ sich jedoch zur Desertion nach Les Noës bei Roanne überreden. Dort lebte er unter dem Namen „Jérome Vincent“ und arbeitete ab 1810 als Dorfschullehrer. Durch eine Amnestie für Fahnenflüchtige konnte er 1811 sein Studium fortsetzen und das Seminar in Verrières-en-Forez bei Montbrison und ab Oktober 1813 das Seminar in Lyon besuchen. Obwohl er große Schwierigkeiten beim Erlernen der lateinischen Sprache hatte, wurde er durch die Bemühungen Pfarrer Balleys und wegen seiner Frömmigkeit am 13. August 1815 in Grenoble zum Priester geweiht.

Er war zunächst Kaplan bei Pfarrer Balley in Écully und ab 9. Februar 1818 Pfarrer in Ars-sur-Formans bei Lyon, einer religiös desinteressierten Gemeinde, die damals 240 Einwohner hatte. Nach der Ankunft in Ars besuchte Vianney seine Kirche in der seit Wochen kein Gottesdienst mehr gehalten worden ist. Der Altar war ohne Schmuck. Das ewige Licht war erloschen, das Allerheiligste war noch da. Der Pfarrhof hingegen war, im Gegensatz zur verwahrlosten Kirche, mit feinsten Möbeln ausgestattet. Vianney traf auf eine tote Gemeinde, beklagte sich darüber aber nicht, sondern versuchte nun aus der toten Gemeinde eine lebendige Gemeinde aufzubauen. Er lebte in persönlicher Armut, betete viel und führte ein strenges Bußleben mit Fasten und Selbstgeißelung. Er begann die desolate Ortskirche zu renovieren, gründete 1818 eine Rosenkranzbruderschaft, später eine eucharistische Bruderschaft, 1824 eine Mädchenschule, 1827 ein Haus für Halb- und Vollwaisen (La Providence) und 1832 eine Knabenschule.

Bald wurde er ein gesuchter Beichtvater, der intuitiv die Probleme der Beichtenden erfasste. Etwa ab 1826 wurde Ars ein Pilgerort, weil die Menschen seine Predigten hören und bei ihm beichten wollten. Es wird berichtet, dass er täglich vierzehn Stunden im Beichtstuhl saß. Zahlreiche Heilungen und Wunder, die geschehen sein sollten, schrieb er der heiligen Philomena zu, die er sehr verehrte und seine Geschäftsbesorgerin bei Gott nannte.

Zeitweise quälten ihn Zweifel an seiner Berufung zum Priester. Wegen Arbeitsüberlastung versuchte er mehrmals aus Ars zu fliehen, um ein beschauliches Leben zu führen, wurde aber von den Ortsbewohnern wieder zurückgeholt. Nach manchen Anfeindungen und Verleumdungen wurde er 1850 zum Ehrendomherren und 1855 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

Er starb am 4. August 1859 - im Alter von 73 Jahren - an Überanstrengung.

Nach dem Tod

Der unverweste Leichnam des Pfarrers von Ars

Nach seinem Tod wurde er am 14. August 1859 in einer Gruft der Kirche von Ars beigesetzt. Bereits 1862 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Am 17. Juni 1904 wurde sein Leib, der unverwest war, exhumiert, präpariert und in einen Bronzeschrein der Basilika von Ars gelegt. Durch Papst Pius X. erfolgte am 8. Januar 1905 die Seligsprechung und Pius XI. sprach ihn am 31. Mai 1925 heilig. Jean Marie Vianney gilt als Schutzpatron der Priester.

Zum Gedenken an Jean Marie Vianney gründete der Bischof von Belley-Ars, Guy Bagnard, per Dekret am 18. April 1990 die "Societé Jean Marie Vianney", eine Priestergemeinschaft, die 2008 durch die Päpstliche Kongregation für den Klerus approbiert (genehmigt) wurde.[1] Ziel der Priestergemeinschaft, der auch 10 deutsche Priester angehören (Stand vom August 2008), ist die Stärkung des Apostolischen Geistes ihrer Mitglieder durch inneres Gebet, Exerzitien und Austausch mit anderen Mitgliedern.

Sein Leben hat in Frankreich die Schriftsteller Léon Bloy und Georges Bernanos (Tagebuch eines Landpfarrers) sowie den Filmregisseur Robert Bresson beeinflusst.

Gedenktag

Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 4. August.
Als "Heiliger Pfarrer von Ars" gilt er seit 1929 weltweit als Schutzpatron der Pfarrer.

Ikonografie

Er wird meist als Priester mit einem Rochett und einer Stola dargestellt.

Werke

  • Markus Aregger (Hrsg.): "Meine lieben Zuhörer!" Die Predigten des heiligen Pfarrers von Ars. Theresia-Verlag, Lauerz 1997, ISBN 3-908542-75-8
  • Paulus Deusdedit (Hrsg.): Sie kamen aus dem Feuer. 2. Band: 190 Erlebnisse mit Armen Seelen. Armenseelenpredigten (Pfarrer von Ars) u. a. Theresia-Verlag, Lauerz 2002, ISBN 3-908542-89-8

Literatur

  • Georges Bernanos (Romanform): Journal d' und cure de compagne. Paris 1936. Dt. Übersetzung: Aus dem Tagebuch eines Landpfarrers
  • Louis Christiani: Der heilige Pfarrer von Ars. Johannes Maria Vianney, wie er wirklich war. 10. Aufl. Johannes-Verlag, Leutesdorf am Rhein 1991, ISBN 3-7794-0608-X
  • Wilhelm Hünermann: Der Pfarrer von Ars. Johannes Vianney. 13. Aufl. Tyrolia, Innsbruck-Wien 2004, ISBN 3-7022-1594-8
  • Papst Johannes XXIII.: Rundschreiben zum Ausgang der ersten Jahrhundertfeier des frommen Todes des heiligen Johannes Baptist Maria Vianney. Münster 1959
  • Walter Nigg: Der Pfarrer von Ars. Herder, Freiburg i. B. u. a. 1992, ISBN 3-451-22532-8
  • André Ravier: Der Pfarrer von Ars. Herder, Freiburg i. B. u. a. 1982, ISBN 3-451-19275-6
  • Francis Trochu: Der Pfarrer von Ars. Johannes-Maria-Baptist Vianney 1786 - 1859. Christiana, Stein am Rhein 2001, ISBN 3-7171-1088-8

Film

  • Robert Bresson: Das Tagebuch eines Landpfarrers. F, 1950
  • Marius Langer: Der Pfarrer von Ars. Die heilige Einfalt des Jean-Marie Vianney. D, tv-Dokumentation (BR) 2001, 45 Min.

Quellen

  1. Webseite der Gemeinschaft in französischer Sprache

Weblinks


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