Viaur-Viadukt

Viaur-Viadukt
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Viaur-Viadukt
Viaur-Viadukt
Sicht von Westen
Offizieller Name Viaduc du Viaur
Nutzung Eisenbahn
Querung von Gorges du Viaur
Ort Tauriac-de-Naucelle, Tanus
Konstruktion Fachwerkbrücke
Gesamtlänge 460 m
Längste Stützweite 220 m
Höhe 116 m
Baukosten 275.000 Goldfranc[1]
Baubeginn 1895
Fertigstellung 1902
Freigabe 5. Oktober 1902
Planer Paul-Joseph Bodin
Lage
Viaur-Viadukt (Frankreich)
Viaur-Viadukt
Brückenstruktur (Seitenansicht von OSO)

Der Viaur-Viadukt (französisch Viaduc du Viaur) ist eine einspurige stählerne Eisenbahnbrücke, die das Tal des Viaur in der Nähe von Tanus in Frankreich überspannt. Der Viadukt wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Paul-Joseph Bodin entworfen und unter seiner Leitung erbaut. Die Brücke ist Bestandteil der Eisenbahnstrecke RodezCarmaux.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Viaur-Viadukt befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Tauriac-de-Naucelle und Tanus. Da der Viaur hier gleichzeitig Departementsgrenze ist, schlägt der Viadukt auch den Bogen zwischen den Departementen Aveyron und Tarn.

Geschichte

Die erste Bahnstrecke in dieser Region war eine Verbindung von Carmaux nach Albi, welche die Besitzer der Kohlegruben in Carmaux, die Familie de Solages, erstellen ließen. Sie ging 1857 in Betrieb.

Schon zu Beginn des Second Empire bestanden staatliche Pläne, eine Bahnverbindung von Toulouse über Albi und Carmaux nach Rodez zu bauen. Das Unterfangen scheiterte jedoch an der unüberwindbaren Schlucht des Viaur. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der Metallbau im Brückenbau soweit entwickelt, dass über die Realisierung solcher Bauwerke wie dem Viaur-Viadukt nachgedacht werden konnte.

1887 wurde das Projekt ausgeschrieben. Zu diesem Zeitpunkt entsprach die Planung noch einer herkömmlichen Ausführung in Mauerwerk. Erst im Verlauf der Projektierungsphase beeinflussten die entstehenden Stahlbaukonstruktionen die Entwürfe der Ingenieure. Neben fünf weiteren Ingenieuren beteiligten sich Gustave Eiffel und Paul-Joseph Bodin an der Ausschreibung. Erstaunlicherweise erhielt nicht Eiffel den Zuschlag, obwohl dieser auf reiche Erfahrung mit der Ponte Maria Pia in Portugal, dem Garabit-Viadukt und dem sich im Bau befindlichen Eiffelturm zurückgreifen konnte. Ausgewählt wurde wegen seiner technischen Innovation der Vorschlag von Bodin. Gebaut wurde die Brücke durch die Société de construction des Batignolles (heute Spie Batignolles), für welche Bodin tätig war.

Die Bauarbeiten wurden mit der Grundsteinlegung am 9. Mai 1895 aufgenommen und dauerten sieben Jahre. Am 5. Oktober 1902 konnte der Viaur-Viadukt durch den Tiefbau-Minister Émile Maruéjouls eingeweiht werden.[2]

Die Eröffnung dieser Eisenbahnverbindung führte dank der günstigen Transportmöglichkeit schwerer Güter zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der ganzen Region.

Der französische Maler Henri-Marcel Magne ließ sich höchstwahrscheinlich vom Viaur-Viadukt zu seinem Gemälde Construction d'un viaduc inspirieren.[3]

1984 wurde der Viaur-Viadukt in das Inventar der Monuments historiques aufgenommen.

Technische Daten

Zentrales Drehgelenk

Die Brücke ist eine genietete Stahlbaukonstruktion. Bodin konzipierte sie nicht als Bogen- sondern als Auslegerbrücke (Cantilever), deren zwei Kragträger sich in der Mitte über ein Drehgelenk gegenseitig abstützen. Dieses Gelenk nimmt die bei Belastung entstehenden vertikalen und transversalen Kräfte auf. An beiden Enden sind die Kragträger durch einfache, 25 Meter lange, eingehängte Stahlträger verlängert und enden in gemauerten Widerlagern. Die Lager sind ebenfalls als Drehpunkte ausgebildet, so dass die Hauptträger darauf pendeln können. Die vertikalen Bewegungen durch die Last des darüber fahrenden Zuges werden so optimal ausgeglichen. Es ist die einzige Brücke dieser Bauweise in Frankreich.

Von 460 Meter Gesamtlänge entfallen 410 Meter auf die Stahlkonstruktion, 50 Meter auf das Mauerwerk. Der zentrale, geteilte Bogen hat eine Spannweite von 220 Meter. Der Bogenscheitel ist 116 Meter über dem Viaur und 54 Meter über den Auflagern. Die 3.734 Tonnen Stahlträger werden von einer Million von Hand gesetzter Niete zusammengehalten. Diese Niete allein wiegen 160 Tonnen. Mit 80 Tonnen Farbe ist die Brücke gegen Rost geschützt. Im Mauerwerk der Auf- und Widerlager sind 4.000 Kubikmeter Stein verbaut.[4]

Der Viaur-Viadukt ist, zusammen mit dem Eiffelturm und dem Garabit-Viadukt, eines der drei Glanzstücke französischer Metallbauarchitektur.

Bedeutung heute

Der Viaur-Viadukt ist bis heute die größte Stahlbrücke Frankreichs und hat mit seiner filigranen Bauweise nichts an Faszination eingebüßt.

Die Bahnverbindung Rodez-Albi ist mittlerweile von untergeordneter Bedeutung. Es verkehren jedoch noch täglich fahrplanmäßig mehrere Züge auf dieser Strecke (2008).

Zum nördlichen Ende der Brücke gelangt man von Saint-Martial und Malphettes aus über die D 574, das südliche Ende ist über Tanus oder Laval zu erreichen. Eine sehr gute Sicht bietet sich von der alten Straße N 2088 aus, welche den Viaur im Talgrund überquert.

Der Verkehr hat sich auch in dieser Region stark auf die Straße verlagert. Diesem Verkehrsaufkommen war die alte Straßenführung nicht mehr gewachsen. Aus diesem Grund wurde 1998 die Straßenbrücke Pont de Tanus eröffnet, die die Schlucht 1,7 Kilometer westlich des Eisenbahnviadukts überspannt. Diese neue Straßenbrücke wird ebenfalls mit Viaur-Viadukt bezeichnet, was zu Verwechslungen führen kann. Sie wurde ein knappes Jahrhundert nach dem Eisenbahnviadukt durch dessen Ersteller, die Spie Batignolles ausgeführt.

Bilder

Literatur

  • Richard J. Dietrich: Faszination Brücken. 2. Auflage. Callwey, München 2001, ISBN 3-7667-1511-9, S. 186-193.
  • Antoine Picon (sous la direction d’): L'art de l'ingénieur - constructeur, entrepreneur, inventeur. 1. Auflage. Éditions du Centre national d’Art et de Culture Georges Pompidou, Paris 1997, ISBN 2-85850-911-5, S. 85, 537.

Einzelnachweise

  1. Es werden in unterschiedlichen Quellen Beträge zwischen 275.000 und 3.026.994 Goldfranken genannt.
  2. Erinnerungstafel am nördlichen Auflager
  3. Stich nach dem Gemälde von Henri-Marcel Magne
  4. Lokale Informationstafeln beim Viadukt und in Tanus.

Weblinks


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