Volker Weingraber

Volker Weingraber

Volker Weingraber (* Dezember 1942; Edler von Grodek ) war ein Spitzel des Berliner Verfassungsschutzes. In den 1970ern arbeitete der damalige Zuhälter und Kleinkriminelle als Informant unter den Tarnnamen "Wien" und "Karl Heinz Goldmann" für den Verfassungsschutz und lieferte vor allem Informationen über die anarchistische Bewegung 2. Juni.

Weingraber gab sich als Terrorist der „Bewegung 2. Juni“ aus und stellte den Kontakt zu Brigitte Heinrich her, für die er nach Mailand gehen und Kontakt mit den Roten Brigaden aufnehmen sollte.

Im Juni 1974 wurde der Student Ulrich Schmücker als mutmaßlicher Verräter erschossen. Noch in der Tatnacht kam Weingraber in den Besitz der Mordwaffe und gab sie einige Stunden später an seinen Agentenführer weiter. Daher befanden sich seine Fingerabdrücke und die seines Agentenführers auf der Waffe, und um die eigenen Leute zu schützen, verschwand der Revolver in den Panzerschränken des Verfassungsschutzes.

1979 wurde seine Agententätigkeit in der Öffentlichkeit publik und Weingraber erhielt 500.000 Mark, um unterzutauchen und sich eine neue Existenz aufzubauen. Von dem Geld kaufte er sich in der Toskana ein Weingut. Als 1986 auch diese Tarnung aufflog und der Verfassungsschutz Racheakte befürchtete, erhielt er noch einmal 450.000 Mark für einen erneuten Identitätswechsel. Allerdings blieb Weingraber in Italien und investierte das Geld in sein Weingut.

1990 befasste sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit dem Schmücker-Prozess und fand dabei auch die Waffe wieder. Die Berliner Finanzverwaltung klagte daraufhin 1994 vor einem Zivilgerichtshof in Florenz gegen Weingraber auf Rückzahlung des Geldes. Während des Prozesses erklärte Weingraber, dass ihm ein erneutes Untertauchen unmöglich gewesen sei, denn nur er selbst habe neue Papiere erhalten, nicht jedoch seine Frau und deren Sohn. Im Frühjahr 2002 verlor das Land Berlin das Verfahren und ebenso die Revision. Die Prozesskosten für die erste Instanz betrugen insgesamt 25.055,91 €; für die Berufung wurden ca. 6.000 € in Aussicht gestellt.

Quellen


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