Vom Busch

Vom Busch

Der Hotelpage Rolf vom Busch (* 12. Oktober 1905 in Remscheid, † um 1940) wurde wegen Mordes an dem Stricher Kurt Schöning verurteilt. Ein Prozess wegen eines weiteren Mordes an Helmut Daube aus Gladbeck wurde ihm möglicherweise deshalb nicht gemacht, weil er 1936 in einem anderen, als geheim eingestuften Prozess, der den damaligen Führer und Reichskanzler Adolf Hitler betraf, wegen Landesverrates verurteilt wurde.

Da er wegen des Mordes an Kurt Schöning zur Verminderung der Rückfallgefahr kastriert worden war, wollte Rolf vom Busch sich offenbar an führenden Männern des nationalsozialistischen Regimes rächen, da diese die Entmannung als Strafe bei Sittlichkeitsdelikten verfügt hätten.

Er gab an, Stabschef Ernst Röhm aus der Pfadfinderbewegung zu kennen, ebenso Obergruppenführer Edmund Heines und SA-Gruppenführer Karl Ernst in Berlin. Röhm habe ihn im Hotel Kaiserhof in Berlin dem Führer Adolf Hitler zugeführt. Er behauptete, in der Lage zu sein, das Genital des Führers zu beschreiben, um seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Außerdem behauptete er, Briefe Ernst Röhms zu besitzen.

Rolf vom Busch sagte zu seiner Gesinnung aus, er sei ebenso wie die von ihm Beschuldigten national gesinnt, wolle aber Rache für seine Entmannung nehmen.

Rolf vom Busch wurde auf Grund dieser Aussagen vom 3. Senat des Volksgerichtshofs in der Sitzung vom 4. August 1936 unter dem Richter Senatspräsident Eduard Springmann wegen Landesverrat zu zwei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Urteilsbegründung lautete, dass seine Aussagen das Ansehen des Führers im Ausland hätten herabsetzen können. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen wurde nicht beurteilt.

Bedeutung

Der Vorgang ist heute noch wichtig, weil die Prozessakten erhalten blieben und Einblick in diejenigen Motive der nationalsozialistischen Führungsschicht geben, die in mancher Hinsicht für ihr Verhalten bestimmend sein könnten. Die meisten Akten und Aussagen, die sich auf diesen Verhaltenskomplex der frühen NSDAP-Mitglieder beziehen, wurden – anders als die Akten des Prozesses gegen Rolf vom Busch – vernichtet. Diese Prozessakten geben Aufschluss über eine mögliche Homosexualität Adolf Hitlers, die nicht zuerst von dem Historiker Lothar Machtan, von diesem aber besonders ausführlich dokumentiert wurden.


Dabei geht es nicht um Hitlers mögliche Homosexualität als solche, sondern um die Entwicklung seiner Motive und seine Entwicklung zum Antisemiten. Wie man heute weiß, sind von Hitler keine antisemitischen Äußerungen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg bekannt. Das hat nicht nur Machtan, sondern besonders Brigitte Hamann in ihrem Werk Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators ausführlich dokumentiert.

Quellen

  • Sabine Kettler, Eva-Maria Stuckel, Franz Wegener: Wer tötete Helmut Daube? – Der bestialische Sexualmord an dem Schüler Helmut Daube im Ruhrgebiet 1928, KFVR, Gladbeck 2001, ISBN 3-931300-03-X
  • Lothar Machtan: Hitlers Geheimnis. Alexander Fest Verlag. Berlin 2001, ISBN 3-596-15927-X

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