Walter Eichenberg

Walter Eichenberg

Walter Eichenberg (* 20. Dezember 1922 in Großburschla bei Eisenach) ist ein deutscher Komponist, Trompeter, Dirigent und Arrangeur.

Schon als Kind wurde Eichenberg von einem Onkel, Kantor des Heimatortes, im Geigenspiel unterrichtet. Er überzeugte auch die Eltern, ein Landwirtsehepaar, den 14-jährigen Walter 1937 ins Internat der Städtischen Orchesterschule nach Zschopau (Sachsen) zu schicken. Auf der damals weit über die Region hinaus renommierten "Stadtpfeife" begann Eichenberg ein Studium als Trompeter. In Zschopau lernte er auch den fast gleichaltrigen Fips Fleischer kennen, mit dem er bald die gemeinsame Liebe zum Swing und Jazz entdeckte. Nach Abschluss der Ausbildung wurde Eichenberg 1941 zum Wehrdienst einberufen. Bei den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs wurde er mehrfach schwer verwundet, unter anderem verlor er ein Auge.

1945 begann Eichenberg sein erstes Engagement in einer kleinen Swing-Formation in Chemnitz. Von 1946 an musizierte er erstmals in einer Big Band, im Chemnitzer Orchester Karl Walter. Von September 1947 an spielte Eichenberg im neu gegründeten Tanzorchester des Senders Leipzig unter der Leitung von Kurt Henkels. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Eichenberg auch solch namhafte Musiker wie Rolf Kühn (Klarinette), Günter Oppenheimer (Piano) und Fips Fleischer (Schlagzeug), für einige Jahre war auch der Trompeter Horst "Hackel" Fischer Mitglied des Orchesters. Die Leipziger Big Band wurde schnell zu einer der bekanntesten und beliebtesten im Osten Deutschlands, war aber auch im Westen des geteilten Landes populär und machte in Fachkreisen auch international von sich reden.

Eichenberg profilierte sich in dem Orchester nicht nur als Instrumentalist, sondern auch als Komponist und Arrangeur. So schrieb er unter anderem einige Titel für den ersten DEFA-Musikfilm "Musik, Musik, Musik". Zugleich prägten Eichenbergs Arrangements das musikalische Profil der Band entscheidend mit. Als Arrangeur war er in den 50er Jahren auch mehrere Jahre für Erwin Lehn und sein Südfunk-Tanzorchester Stuttgart tätig. Von 1958 an leitete Eichenberg zusätzlich das Radio-DDR-Studioorchester. 1960 heiratete er die Schlagersängerin Helga Brauer.

Sehr erfolgreiche Instrumentalaufnahmen von Walter Eichenberg sind Kaskaden, Grand mit Vieren, 6 aus 49, Bauern-Dixie, Am Schnürchen u.a. Ab den 1950er Jahren entstanden Tanzlieder in der Zusammenarbeit mit Helmut Kießling[1] ( Wunderschön, wunderschön und Tadellos, tadellos), Helmut Kießling/Maggie Koch (Musik, Musik, Musik, Einsam liegt mein Schiff im Hafen und Mein Herz, das ist total verwirrt) und Johannes Kretzschmar (Seemannsgarn). Mitte der 50er Jahre begann eine intensive Zusammenarbeit mit Willy Schüller (Hör‘ mein Herz). Mit Günther Barthel schrieb er Stell‘ dir vor, die Ehe ist ‘ne Autofahrt (Amiga-Aufnahme von Werner Hass) und mit Harro Korth Über uns strahlt hell der Stern der Liebe (eine Soloaufnahme von Monika Hauff 1967 für Amiga). Erfolgreiche Lieder entstanden auch in der gemeinsamen Arbeit mit Dieter Schneider (z. B. Einer ist für den Andern da).

Im Jahr 1961 übernahm Walter Eichenberg die Leitung des Rundfunktanzorchesters Leipzig und arbeitete als deren Chefdirigent, bis er diese Position 1989 an Eberhard Weise übergab. Unter der Leitung Eichenbergs produzierte das Orchester rund 5.000 Titel für den Rundfunk, Fernsehen und Schallplatte. Gemeinsam mit der Big Band war er als Musiker und Dirigent in zwölf europäischen Ländern auf Tourneereisen zu Gast. Außerdem wirkte das Rundfunktanzorchester Leipzig über Jahrzehnte an zahlreichen DDR-Fernsehshows mit.

Heute verbringt Eichenberg zurückgezogen vom Beruf seinen Lebensabend in Leipzig.

Einzelnachweise

  1. Belegt im WorldCat Wenn die Mohnblumen blü’hn Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1951

Weblinks


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