Wilhelm Derix

Wilhelm Derix

Wilhelm Derix (* 1837; † 1919) gründete 1866 in Goch am Niederrhein ein Glasbauunternehmen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wilhelm Derix schaffte mit einer Ausstellung 1885 in Münster den Durchbruch, sowohl national (Fenster im Dom zu Xanten), als auch international, sodass weltweit Aufträge eingingen. Derix belieferte 1908 den Vatikan mit dem Fenster „Christus überträgt Petrus das oberste Hirtenamt“, zwei weitere für die Sixtinische Kapelle folgten. Papst Pius X. empfing[1] Wilhelm Derix und dessen Söhne 1910 und verlieh ihnen den Silvesterorden. Die Firma durfte sich „Päpstliche Hofglasmalerei W. Derix“ nennen und fertigte unzählige Kirchenfenster im In- und Ausland, allein Hunderte davon nach dem Zweiten Weltkrieg für Kirchen der Niederlande. Mosaike wurden 1936 ins Programm aufgenommen. Nach der Firmenteilung 1941 entwickelten die nachfolgenden Familienbetriebe ihre eigenen Stile im Glaskunsthandwerk.

Unternehmenszweige

Dem Unternehmen entstammen drei Zweige, die Derix' Namen tragen und sich auf das Gründungsdatum von 1866 beziehen können (Unternehmungsleitung: Stand: 2008):

  • Seit 1886 ist die Hein Derix KG in Kevelaer am Niederrhein ansässig, der Peter Derix und Werner Heymann vorstehen („Hein Derix KG Kevelaer – Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen“).
  • 1941 wurden in Düsseldorf-Kaiserswerth Werkstätten errichtet und 1954 umgebaut, die von Elisabeth Derix geleitet werden („Werkstätten für Glasmalerei Derix Mosaik und Restaurierungen KG, Düsseldorf-Kaiserswerth“).
  • 1946 eröffnete Wilhelm Derix IV. in Rottweil eine Glasmalerei, die 1952 nach Wiesbaden und 1974 nach Wehen (Taunusstein) umzog; 1990 wurde dort die Galerie „Kunst im Glashaus“[2] eröffnet sowie 1999 eine Filiale in New York gegründet. Das Unternehmen wird als Familienbetrieb von Wilhelm Derix IV., Tochter Barbara Derix und Ursula Rothfuss, geb. Derix, geführt. („Derix Glasstudio GmbH & Co. KG, Taunusstein“).

Herstellung

Guy Kemper Rise, 2008, St. Joseph's Chapel Ground Zero, NY (Foto: Robert Benson; Zweig: Derix Taunusstein)

Die Glasveredler (frühere Berufsbezeichnung: Glasmaler) bemalen, ätzen, sandstrahlen, schichten oder bearbeiten Glas in Airbrush-Technik mit Schmelzfarben. Die Gläser werden geschnitten und - je nach der gewünschten Technik - gebrannt, verbleit, verkittet oder verklebt, bis sie zu Glasfenstern, Lichtdecken, Glasplastiken oder - wänden gestaltet sind.[3] Unter den etwa 600 deutschen Kunstglasereien nehmen die Derix-Betriebe unbestritten einen besonderen Platz ein. Sie profitieren

  • von ihrer seit Generationen ungebrochenen Erfahrung, die im Meisterhandwerk weitergereicht wird,
  • davon, dass sie etwa 4.000 Farbglastöne vorrätig haben,
  • von den schnell lieferbaren Gläsern der Glashütte Lamberts[4] aus Waldsassen, wo in Deutschland einzig Echtantikglas und jedes Glas in jedem Farbton hergestellt werden kann,
  • von Kontakten zu national und international namhaften Künstlerinnen und Künstlern, die sich anregen lassen, mit und in Glas zu arbeiten oder im Umgang mit dem Werkstoff bereits erprobt sind,
  • vom Kontakt zur in Deutschland einzigen Akademie, in der das Fach Glasgestaltung belegt werden kann. [5]

Werke (Auswahl)

Die Zahl der mit dem Namen Derix versehenen Glaskunst ist nahezu unüberschaubar. Herausragende Beispiele in Deutschland (Zweig: Derix Taunusstein): In der Kölner Dombauhütte wurde 1945–1962 eine Restaurierungswerkstatt errichtet, 1980 das „Pfingstfenster“ restauriert sowie 2007 das „Richter-Südquerhausfenster“ [6] ausgeführt, in dem 11.250 Glasquadrate in 72 Farben verarbeitet wurden. Ebenfalls in Köln sind zwölf von Markus Lüpertz für die St. Andreas-Kirche entworfene Fenster[7] zu sehen. Im Wiesbadener Rathaus waren mit Johannes Schreiter[8] (Sitzungssaal), Jochem Poensgen (Festsaal) und Ludwig Schaffrath (Treppenhaus) erstmals drei namhafte Glaskünstler in ein und demselben Gebäude am Werk. International sind als Beispiele unter vielen zu nennen die illuminierte 700-m²-Glasdecke der U-Bahn-Station „Formosa Boulevard“ in Kaohsiung/Taiwan von Narcissus Quagliata[9] sowie von Guy Kemper[10] die Eingangswand am Hauptbahnhof von Seattle und die Glasfenster für Ground Zero in der St. Joseph’s Chapel/Manhattan.

Literatur

  • Holger Brülls: Künstlerfenster als Impulsgeber für die Glasmalerei der Gegenwart: Erfahrungen aus der Moderne. In: Wilhelm Derix (Hg.): Lüpertz, Richter, Schreiter. Große Glasmalereiprojekte 2007 in Köln und Mainz. Taunusstein-Wehen 2008, S. 12-55 (ISBN 978-3-00-026004-9).
  • Christof Rose: Art. Glaskunst in der Architektur. Architektenkammer Nordrhein-Westfalen 19. April 2007 [1] (Zweig: Hein Derix)
  • Birgitta Lamparth: Art. Wo Fenster zum Leben erwachen. Wiesbadener Tagblatt vom 4. Juli 2007. [2] (Zweig: Derix Taunusstein)

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Mathias Gubo: Art. Handschriftliche Widmung des Papstes. Wiesbadener Tagblatt vom 22. Mai 2008.
  2. Kunstprivat! 14.+15. Juni 2008.
  3. Tobias Kammerer verbindet in seinen Werken herkömmliche und moderne Glaskunsttechniken und -formen (Bernhard Rüth (Hg.): Kammererx2. Rottweil 2006 ISBN 3-928869-20-5).
  4. Glashütte Lamberts
  5. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  6. Michael Köhler: Zerbrechliche Kunst. Deutschlandfunk 25. Juli 2008
  7. Mathias Gubo: Art. Handwerk macht das Tor zum Himmel. Wiesbadener Kurier, 23. Januar 2007; Neue Fenster St. Andreaskirche Köln.
  8. Katinka Fischer: Art. Gezeichnete Bewegung in Glas. Johannes Schreiter und Derix feiern 50-jährige Zusammenarbeit. Wiesbadener Kurier vom 6. November 2008 (Zweig: Derix Taunusstein)
  9. Homepage Narcissus Quagliata mit Werkbeispielen
  10. Homepgae Guy Kemper mit Werkverzeichnis, -beispielen und Auszeichnungen.

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