Winokourow

Winokourow

Alexander Nikolajewitsch Winokurow (russische Schreibweise Александр Николаевич Винокуров, häufig auch nach der französischen Transkription Alexandre Vinokourov, * 16. September 1973 im Dorf Bischkul' bei Petropawl, Kasachstan) ist ein ehemaliger kasachischer Radrennfahrer russischer Nationalität, der zuletzt dem Team Astana angehörte.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

1998–2002

Der als sehr kämpferischer Allrounder bekannt gewordene Winokurow wurde im Jahr 1998 Radprofi beim französischen Rennstall Casino und wurde im gleichen Jahr Gesamtsieger bei Vier Tage von Dünkirchen. Nach einer erfolgreichen Saison 1999 – Winokurow gewann unter anderem das schwere Etappenrennen Dauphiné Libéré – wechselte er zum deutschen Team Telekom. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde er im Straßenrennen Zweiter hinter Jan Ullrich. In der Saison 2001 konnte er die Deutschland Tour gewinnen.

Im Jahr 2002 gewann Winokurow das Frühjahrs-Etappenrennen Paris-Nizza. Bei der Tour de Suisse 2002 gewann er die Etappe nach Samnaun. Zusätzlich zur üblichen Siegprämie wurde ein bisher namenloser Berg nach dem Sieger dieser Etappe benannt. Seitdem trägt dieser Berg den Namen „Piz Vinokourov“.

2003

Seine bei weitem beste Saison fuhr Alexander Winokurow jedoch 2003. Erst in diesem Jahr konnte er sein Image abstreifen, aufgrund seines aggressiven Fahrstils nicht taktisch genug zu handeln, um wirklich großen Erfolg zu haben. Er fuhr fast während der gesamten Saison auf äußerst hohem Niveau, was im modernen Radsport eine Ausnahme darstellt. Im März gewann er erneut aber unter dramatischen Umständen Paris-Nizza. Seinen Sieg widmete er seinem Landsmann und Freund Andrei Kiwiljow, der bei dem gleichen Rennen tödlich verunglückte. Im Mai gewann er den Rad-Weltcup-Klassiker Amstel Gold Race und im Juni die renommierte Tour de Suisse. Diese Leistung krönte er im Juli mit dem dritten Platz bei der Tour de France, einem Etappensieg und der Auszeichnung als kämpferischster Fahrer.

2004–2005

Das Jahr 2004 verlief dagegen eher unglücklich für Winokurow: Nachdem er seine Saison ganz auf die Tour de France konzentriert hatte, stürzte er bei der zur Vorbereitung gefahrenen Tour de Suisse und musste die Tour de France absagen. Erst im Herbst kam der Kasache wieder in Form, gewann die zweitklassige deutsche Regio-Tour und holte Bronze beim Zeitfahren der Straßenrad-WM.

Bei der Tour de France 2005

Im April 2005 gewann er den bedeutenden Radklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, am 26. Juni wurde er kasachischer Meister. Bei der Tour de France am 13. Juli 2005 gewann er die elfte Etappe der Tour de France 2005 von Courchevel nach Briançon und die abschließende Etappe nach Paris. Dort konnte er durch einen Angriff in der letzten Runde eine elf Jahre andauernde Serie von Sprintsiegen auf der Avenue des Champs-Élysées beenden. Im Gesamtklassement wurde er Fünfter. In diesem Jahr war er "Edelhelfer" von Jan Ullrich.

Während der Tour de France gab Winokurow bekannt, dass er seinen Rennstall Team T-Mobile verlassen wird. Mit seiner neuen Mannschaft Liberty Seguros-Würth erhoffte er sich in den folgenden Jahren einen Sieg bei der Tour de France.

2006

Im Mai 2006 wurde das Team jedoch in den Dopingskandal Fuentes verstrickt. Der Hauptsponsor Liberty Seguros beendete sofort sein Engagement und der Ausschluss von der Tour de France drohte. Vinokourov nahm daraufhin mit dem Premierminister von Kasachstan Kontakt auf und erreichte, dass ein Konsortium aus fünf Wirtschaftsunternehmen neuer Hauptsponsor wird. Erst eine Woche vor Beginn der Tour bekam das Team, das nun unter dem Namen „Astana-Würth“ fährt, grünes Licht vom Weltverband UCI. Nur wenige Tage später forderte die Tour-Leitung das Team aufgrund der Verwicklungen in den Dopingskandal zum freiwilligen Startverzicht auf, doch man weigerte sich und die Tour-Leitung zog vor den internationalen Sportgerichtshof, konnte eine Ausladung von Astana wegen Mangels an Beweisen aber nicht durchsetzen.

Einen Tag vor der Tour wurde von der spanischen Polizei eine Liste mit allen Verdächtigen im Dopingskandal veröffentlicht, wozu auch fünf von neun Fahrern des Tour-Kaders von Astana gehörten. Die sportlichen Leiter aller Teams verständigten sich darauf, dass alle Fahrer auf der Dopingliste von der Tour ausgeschlossen werden und keine Ersatzfahrer nachnominiert werden dürfen. Somit bestand der Tour-Kader von Astana nur noch aus vier Fahrern und das Team war damit nicht mehr startberechtigt, da man mindestens sechs Fahrer benötigt.

Winokurow wollte daraufhin zusammen mit dem kasachischen Konsortium Astana die Betreibergesellschaft „Active Bay“, die das Team „Astana“ betreibt, von den bisherigen Eigentümern Pablo Anton und Manolo Saiz übernehmen. Es sollen auch schon Gespräche geführt worden sein. Als Teamchef ab 2007 wollte er den ehemaligen Vuelta-Gewinner Tony Rominger gewinnen und hatte bereits den ehemaligen Teamchef von T-Mobile, Walter Godefroot, als Berater der sportlichen Leitung ins Team geholt. Alexander Winokurow selbst wollte dann 2008 als sportlicher Leiter ins Team einsteigen.

Alexander Winokurow in Lüttich, 2006

Winokurows erster Start nach dem Ausschluss von der Tour de France war bei der Deutschland Tour 2006. Bei der Vuelta a España gewann er mit einem erfolgreichen Ausreißversuch kurz vor dem Ziel die 8. Etappe von Ponferrada nach Lugo.

Bereits auf der 7. Etappe, einer Bergankunft in Alto de El Morredero, hatte er 1.500 m vor dem Ziel einen Ausreißversuch unternommen, war jedoch von Alejandro Valverde gestellt worden und belegte letztlich nur den sechsten Platz. Nachdem er beim Zeitfahren der 9. Etappe trotz Etappensieges nur acht Sekunden auf den Gesamtführenden Valverde gewonnen hatte und ein Angriffsversuch auf der 16. Etappe zum Calar-Alto-Observatorium von Valverde abgewehrt werden konnte, gelang es Winokurow auf der vorletzten Bergetappe am Tag darauf, Valverde weitere neun Sekunden zu distanzieren und die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen. Auf der folgenden 18. Etappe, der letzten Bergetappe, konnte er seinen Vorsprung auf 52 Sekunden ausbauen. Am übernächsten Tag gewann er an seinem 33. Geburtstag das abschließende Zeitfahren und sicherte sich den Gesamtsieg.

Bei der Straßen-WM konnte Winokurow mit dem dritten Platz im Einzelzeitfahren seine zweite Bronzemedaille bei einer Weltmeisterschaft im Zeitfahren gewinnen.

Im Oktober wurde Winokurow in Kasachstan für seine Verdienste um den Radsport geehrt. Ministerpräsident Danijal Achmetow überreichte Winokurow als erstem Sportler überhaupt den Orden „Für Verdienste um das Vaterland“.

2007

Vor Beginn der Tour de France wurde Winokurow von vielen Experten als großer Favorit auf den Gewinn dieser Rundfahrt gewertet. Doch aufgrund eines Sturzes während der fünften Etappe konnte er diese Erwartungen zunächst nicht erfüllen. Zum Ende der zweiten Tourwoche hatte er bei der 13. Etappe, dem ersten Einzelzeitfahren, ursprünglich die schnellste Zeit erzielt, jedoch wurde ihm beim routinemäßigen Dopingtest des Siegers Fremdblutdoping nachgewiesen, was dazu führte, dass der Sieg Cadel Evans zugesprochen wurde. Nachdem er auf der ersten Pyrenäenetappe eingebrochen war und im Gesamtklassement fast eine halbe Stunde auf den Führenden Michael Rasmussen verloren hatte, startete er auf der 15. Etappe einen Ausreißversuch in einer Gruppe von zehn Fahrern. Nach und nach konnte Winokurow sich von seinen Mitstreitern lösen und erreichte als erster Fahrer das Ziel. Da auch der nach dieser Etappe durchgeführte Dopingtest positiv ausfiel, wurde durch die UCI jedoch der ursprünglich zweite dieser Etappe, Kim Kirchen, nachträglich zum Sieger erklärt.

Doping

Winokurow wurde lange Zeit trotz vielfacher Gerüchte um ihn und seine Teams Liberty Seguros und Team Astana kein Doping nachgewiesen. Am 24. Juli 2007 wurde jedoch bekannt, dass er beim Sieg im Einzelzeitfahren der 13. Etappe sowie drei Tage später auf der 15. Etappe der Tour de France positiv auf Blutdoping getestet wurde.[1][2] Dabei handelte es sich nicht um das im Dopingskandal Fuentes oft erwähnte Eigenblutdoping, sondern um Fremdblutdoping, dessen auch Tyler Hamilton überführt wurde. Auch wenn Winokurow bis zum jetzigen Zeitpunkt jegliche Verstrickung in den Dopingskandal bestreitet ("Das ist nicht meine Art Rad zu fahren"), suspendierte ihn sein Team Astana zunächst und beendete, nach Bekanntgabe des Ergebnisses der B-Probe, die Vertragsverhältnisse.

Das bei Winokurow in A- und B-Probe nachgewiesene Fremdblutdoping steht auf der Liste der verbotenen Methoden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Rücktritt

Am 7. Dezember 2007 erklärte Alexander Winokourow seinen Rücktritt vom Radsport. Nachdem er aufgrund der Doping-Vorfälle bei der Tour de France für ein Jahr gesperrt wurde, reagierte er in einer Pressekonferenz im kasachischen Almaty verbittert mit dem Rückzug aus dem Radsport.[3]

Privates

Winokurow hat mit seiner Ehefrau Swetlana eine Tochter und zwei Söhne.

Wichtigste Erfolge

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online: Blutdoping bei Winokurow - Astana steigt aus (24. Juli 2007)
  2. Spiegel Online: Zweiter Blutdoping-Befund gegen Winokurow (25. Juli 2007)
  3. "Ich schlage die Tür zu und gehe" auf sport.ard.de vom 7. Dezember 2007

Weblinks


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